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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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der Schul über jämmerlich hören schreien, rufen und klagen über die Würmer, so von seiner todten Mutter ab und an es liefen. Daher ich verursachet, beim Magistrat um Begrabung der Mutter anzuhalten. Darauf dieses geschah, dass die Leute solchen todten Körper vor meine Hausthüre bei der Nacht legten. Wollte ich ihn weg haben, musste ich ihn begraben lassen."

Der allgemeine Druck der Zeit wurde von vielen Unterthanen des Amtes Otzberg blos auf Rechnung der Hessischen Regierung geschrieben, und sie sehnten sich desshalb wieder nach der früheren Pfälzischen Regierung. Sie wandten sich desshalb an den Pfälzischen und Englischen Residenten in Frankfurt, und diese forderten dann nach ihrem Wunsche den Marschall Türenne, der eben mit seinem Heere den Maingrund hinauf ziehen wollte, auf, den Otzberg bei seinem Durchzuge zu erobern. Als dieser daher nach Lengfeld kam, liess er die Feste Otzberg durch einige dahin gesandte Offiziere zur Uebergabe auffordern. Der Commandant Seebach hoffte diese Aufforderung gütlich abzulehnen, wenn er selbst zu Türenne ginge; indem er seine Hoffnung auf Hessen-Darmstadts Neutralität stützte, und die Aufforderung nur für einen Irrthum hielt. Er ritt mit den Französischen Offizieren nach dem Hauptquartiere des Marschalls. Dieser wollte ihn aber wahrscheinlich nicht sehen, denn die Offiziere droheten ihm, statt ihn zu ihrem Feldherrn zu führen, und ängsteten ihn mit dem Degen, bis er dem auf der Feste zurückgelassenen Lieutenant den schriftlichen Auftrag zugehen liess, den Franzosen die Thore des Otzberges zu öffnen. Nun plünderten diese drei Tage lang. Kisten und Kasten wurden ausgeleert und zerschlagen, Rindvieh und Pferde weggeführt. Viele Otzberger mussten das Brod betteln, und unter ihnen auch diejenigen, die die Veranlasser dieses Unglücks dadurch geworden waren, dass sie durch ihre Unzufriedenheit mit der Hessischen Regierung den Gedanken angeregt hatten, bei dem Französischen Marschal Hilfe zu suchen.

Der Westphälische Frieden stellte die alte Ordnung der Dinge wieder her. Der Otzberg kam auf diese Weise wieder an die Pfalz, und diese und Hessen besassen wieder die Stadt und das Amt Umstadt gemeinschaftlich. So blieb es bis zum Revolutionskriege. Der Otzberg diente der Pfalz als Staatsgefängniss und

der Schul über jämmerlich hören schreien, rufen und klagen über die Würmer, so von seiner todten Mutter ab und an es liefen. Daher ich verursachet, beim Magistrat um Begrabung der Mutter anzuhalten. Darauf dieses geschah, dass die Leute solchen todten Körper vor meine Hausthüre bei der Nacht legten. Wollte ich ihn weg haben, musste ich ihn begraben lassen.“

Der allgemeine Druck der Zeit wurde von vielen Unterthanen des Amtes Otzberg blos auf Rechnung der Hessischen Regierung geschrieben, und sie sehnten sich desshalb wieder nach der früheren Pfälzischen Regierung. Sie wandten sich desshalb an den Pfälzischen und Englischen Residenten in Frankfurt, und diese forderten dann nach ihrem Wunsche den Marschall Türenne, der eben mit seinem Heere den Maingrund hinauf ziehen wollte, auf, den Otzberg bei seinem Durchzuge zu erobern. Als dieser daher nach Lengfeld kam, liess er die Feste Otzberg durch einige dahin gesandte Offiziere zur Uebergabe auffordern. Der Commandant Seebach hoffte diese Aufforderung gütlich abzulehnen, wenn er selbst zu Türenne ginge; indem er seine Hoffnung auf Hessen-Darmstadts Neutralität stützte, und die Aufforderung nur für einen Irrthum hielt. Er ritt mit den Französischen Offizieren nach dem Hauptquartiere des Marschalls. Dieser wollte ihn aber wahrscheinlich nicht sehen, denn die Offiziere droheten ihm, statt ihn zu ihrem Feldherrn zu führen, und ängsteten ihn mit dem Degen, bis er dem auf der Feste zurückgelassenen Lieutenant den schriftlichen Auftrag zugehen liess, den Franzosen die Thore des Otzberges zu öffnen. Nun plünderten diese drei Tage lang. Kisten und Kasten wurden ausgeleert und zerschlagen, Rindvieh und Pferde weggeführt. Viele Otzberger mussten das Brod betteln, und unter ihnen auch diejenigen, die die Veranlasser dieses Unglücks dadurch geworden waren, dass sie durch ihre Unzufriedenheit mit der Hessischen Regierung den Gedanken angeregt hatten, bei dem Französischen Marschal Hilfe zu suchen.

Der Westphälische Frieden stellte die alte Ordnung der Dinge wieder her. Der Otzberg kam auf diese Weise wieder an die Pfalz, und diese und Hessen besassen wieder die Stadt und das Amt Umstadt gemeinschaftlich. So blieb es bis zum Revolutionskriege. Der Otzberg diente der Pfalz als Staatsgefängniss und

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[42/0042] der Schul über jämmerlich hören schreien, rufen und klagen über die Würmer, so von seiner todten Mutter ab und an es liefen. Daher ich verursachet, beim Magistrat um Begrabung der Mutter anzuhalten. Darauf dieses geschah, dass die Leute solchen todten Körper vor meine Hausthüre bei der Nacht legten. Wollte ich ihn weg haben, musste ich ihn begraben lassen.“ Der allgemeine Druck der Zeit wurde von vielen Unterthanen des Amtes Otzberg blos auf Rechnung der Hessischen Regierung geschrieben, und sie sehnten sich desshalb wieder nach der früheren Pfälzischen Regierung. Sie wandten sich desshalb an den Pfälzischen und Englischen Residenten in Frankfurt, und diese forderten dann nach ihrem Wunsche den Marschall Türenne, der eben mit seinem Heere den Maingrund hinauf ziehen wollte, auf, den Otzberg bei seinem Durchzuge zu erobern. Als dieser daher nach Lengfeld kam, liess er die Feste Otzberg durch einige dahin gesandte Offiziere zur Uebergabe auffordern. Der Commandant Seebach hoffte diese Aufforderung gütlich abzulehnen, wenn er selbst zu Türenne ginge; indem er seine Hoffnung auf Hessen-Darmstadts Neutralität stützte, und die Aufforderung nur für einen Irrthum hielt. Er ritt mit den Französischen Offizieren nach dem Hauptquartiere des Marschalls. Dieser wollte ihn aber wahrscheinlich nicht sehen, denn die Offiziere droheten ihm, statt ihn zu ihrem Feldherrn zu führen, und ängsteten ihn mit dem Degen, bis er dem auf der Feste zurückgelassenen Lieutenant den schriftlichen Auftrag zugehen liess, den Franzosen die Thore des Otzberges zu öffnen. Nun plünderten diese drei Tage lang. Kisten und Kasten wurden ausgeleert und zerschlagen, Rindvieh und Pferde weggeführt. Viele Otzberger mussten das Brod betteln, und unter ihnen auch diejenigen, die die Veranlasser dieses Unglücks dadurch geworden waren, dass sie durch ihre Unzufriedenheit mit der Hessischen Regierung den Gedanken angeregt hatten, bei dem Französischen Marschal Hilfe zu suchen. Der Westphälische Frieden stellte die alte Ordnung der Dinge wieder her. Der Otzberg kam auf diese Weise wieder an die Pfalz, und diese und Hessen besassen wieder die Stadt und das Amt Umstadt gemeinschaftlich. So blieb es bis zum Revolutionskriege. Der Otzberg diente der Pfalz als Staatsgefängniss und

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/42>, abgerufen am 23.11.2024.