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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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Das Gersprenzthal verliert unterhalb Brensbach seinen bisherigen Charakter. Die Höhen werden gegen Norden hin niedriger und flachen sich allmählig zu hügelichem Baulande ab. Von Grossbiberau weiter hinab gegen Reinheim hin zieht das Thal wieder in Windungen nördlich. Ehe man nach Reinheim kommt, erhebt sich in östlicher Richtung etwa eine Stunde entfernt, auf einer über die Hügel hinausragenden Höhe von 1220 Fuss über der Meeresfläche der Otzberg. Ehemals hiess er auch Ottersberg, und es ist möglich, dass sein Name ursprünglich aus Odingberg entstanden ist. Könnte er nicht vor der Ausbreitung des Christenthums dem Götzendienste geweiht und zu der Zeit, als noch dichte Haine die ganze Gegend deckten, eine dem Odin geweihte Höhe gewesen sein? Auch der um den Gipfel des Berges herziehende Wall, und die dabei befindliche Vertiefung, worin das Dörfchen Hering liegt, stammt vielleicht noch aus jener Zeit, und diente zur Begränzung des heiligen Gebietes. Denn gleichsam einen umgebenden Ring um die Höhe bildend, führte er wohl den Namen Höhering, woraus in der Folge der Name Hering entstanden seyn mag. Diese Meinung bestätigt der Umstand, dass der Ort auch noch heut zu Tage der Hering heisst.

Wahrscheinlich wurde nach Zerstörung der heiligen Haine, die wohlgelegene Höhe zur Erbauung einer Burg an dieser Stelle benutzt. Wer aber der erste Ansiedler auf derselben gewesen, ist nicht bekannt.

Mit der benachbarten Stadt Umstadt, in alten Zeiten Autmundistadt, auch Omstadt, gehörte der Otzberg ursprünglich zu den Stiftsgütern der Abtei Fulda. Diese ertheilte aber die Schutz- Schirm- und Kastenvogtei darüber wieder zu Lehen, und als solches besass beide schon Pfalzgraf Conrad in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Mit Bewilligung des Papstes, die jedoch erst vier Jahre darauf erfolgte, verkaufte aber die Abtei Fulda im Jahre 1390 das unbeschränkte Eigenthum dieser Besitzungen an den Pfalzgrafen Ruprecht I. und sie sollten von nun an einen unveräusserlichen Theil der Pfalz ausmachen.

Friedrich, der Siegreiche, verschrieb sie jedoch, dieser Bestimmung ungeachtet, seinem Sohne Ludwig von Baiern, dessen Vormünder sich aber nach Friedrichs Tode verbindlich machen mussten, sie gegen eine Entschädigung wieder zurück zu geben;

Das Gersprenzthal verliert unterhalb Brensbach seinen bisherigen Charakter. Die Höhen werden gegen Norden hin niedriger und flachen sich allmählig zu hügelichem Baulande ab. Von Grossbiberau weiter hinab gegen Reinheim hin zieht das Thal wieder in Windungen nördlich. Ehe man nach Reinheim kommt, erhebt sich in östlicher Richtung etwa eine Stunde entfernt, auf einer über die Hügel hinausragenden Höhe von 1220 Fuss über der Meeresfläche der Otzberg. Ehemals hiess er auch Ottersberg, und es ist möglich, dass sein Name ursprünglich aus Odingberg entstanden ist. Könnte er nicht vor der Ausbreitung des Christenthums dem Götzendienste geweiht und zu der Zeit, als noch dichte Haine die ganze Gegend deckten, eine dem Odin geweihte Höhe gewesen sein? Auch der um den Gipfel des Berges herziehende Wall, und die dabei befindliche Vertiefung, worin das Dörfchen Hering liegt, stammt vielleicht noch aus jener Zeit, und diente zur Begränzung des heiligen Gebietes. Denn gleichsam einen umgebenden Ring um die Höhe bildend, führte er wohl den Namen Höhering, woraus in der Folge der Name Hering entstanden seyn mag. Diese Meinung bestätigt der Umstand, dass der Ort auch noch heut zu Tage der Hering heisst.

Wahrscheinlich wurde nach Zerstörung der heiligen Haine, die wohlgelegene Höhe zur Erbauung einer Burg an dieser Stelle benutzt. Wer aber der erste Ansiedler auf derselben gewesen, ist nicht bekannt.

Mit der benachbarten Stadt Umstadt, in alten Zeiten Autmundistadt, auch Omstadt, gehörte der Otzberg ursprünglich zu den Stiftsgütern der Abtei Fulda. Diese ertheilte aber die Schutz- Schirm- und Kastenvogtei darüber wieder zu Lehen, und als solches besass beide schon Pfalzgraf Conrad in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Mit Bewilligung des Papstes, die jedoch erst vier Jahre darauf erfolgte, verkaufte aber die Abtei Fulda im Jahre 1390 das unbeschränkte Eigenthum dieser Besitzungen an den Pfalzgrafen Ruprecht I. und sie sollten von nun an einen unveräusserlichen Theil der Pfalz ausmachen.

Friedrich, der Siegreiche, verschrieb sie jedoch, dieser Bestimmung ungeachtet, seinem Sohne Ludwig von Baiern, dessen Vormünder sich aber nach Friedrichs Tode verbindlich machen mussten, sie gegen eine Entschädigung wieder zurück zu geben;

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[40/0040] Das Gersprenzthal verliert unterhalb Brensbach seinen bisherigen Charakter. Die Höhen werden gegen Norden hin niedriger und flachen sich allmählig zu hügelichem Baulande ab. Von Grossbiberau weiter hinab gegen Reinheim hin zieht das Thal wieder in Windungen nördlich. Ehe man nach Reinheim kommt, erhebt sich in östlicher Richtung etwa eine Stunde entfernt, auf einer über die Hügel hinausragenden Höhe von 1220 Fuss über der Meeresfläche der Otzberg. Ehemals hiess er auch Ottersberg, und es ist möglich, dass sein Name ursprünglich aus Odingberg entstanden ist. Könnte er nicht vor der Ausbreitung des Christenthums dem Götzendienste geweiht und zu der Zeit, als noch dichte Haine die ganze Gegend deckten, eine dem Odin geweihte Höhe gewesen sein? Auch der um den Gipfel des Berges herziehende Wall, und die dabei befindliche Vertiefung, worin das Dörfchen Hering liegt, stammt vielleicht noch aus jener Zeit, und diente zur Begränzung des heiligen Gebietes. Denn gleichsam einen umgebenden Ring um die Höhe bildend, führte er wohl den Namen Höhering, woraus in der Folge der Name Hering entstanden seyn mag. Diese Meinung bestätigt der Umstand, dass der Ort auch noch heut zu Tage der Hering heisst. Wahrscheinlich wurde nach Zerstörung der heiligen Haine, die wohlgelegene Höhe zur Erbauung einer Burg an dieser Stelle benutzt. Wer aber der erste Ansiedler auf derselben gewesen, ist nicht bekannt. Mit der benachbarten Stadt Umstadt, in alten Zeiten Autmundistadt, auch Omstadt, gehörte der Otzberg ursprünglich zu den Stiftsgütern der Abtei Fulda. Diese ertheilte aber die Schutz- Schirm- und Kastenvogtei darüber wieder zu Lehen, und als solches besass beide schon Pfalzgraf Conrad in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Mit Bewilligung des Papstes, die jedoch erst vier Jahre darauf erfolgte, verkaufte aber die Abtei Fulda im Jahre 1390 das unbeschränkte Eigenthum dieser Besitzungen an den Pfalzgrafen Ruprecht I. und sie sollten von nun an einen unveräusserlichen Theil der Pfalz ausmachen. Friedrich, der Siegreiche, verschrieb sie jedoch, dieser Bestimmung ungeachtet, seinem Sohne Ludwig von Baiern, dessen Vormünder sich aber nach Friedrichs Tode verbindlich machen mussten, sie gegen eine Entschädigung wieder zurück zu geben;

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/40>, abgerufen am 27.11.2024.