Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.Das Städtchen Erbach soll seinen Namen von einem Bache erhalten haben, der unterhalb in die Mimling fällt, nachdem er bei der Mühle des nahegelegenen Dorfes Erbach und später weiter unten in der Nähe von Stockheim eine Strecke unter der Erde fortgeflossen und dann wieder hervorgetreten ist. Auf diesen Ursprung soll auch die alte Schreibart des Namens (Erdtpach, Erdbach) deuten. Wie wir oben erwähnten, schenkte Ludwig der Fromme, dem Geheimschreiber Karls des Grossen, Eginhard und seiner Gemahlin Imma den Ort Michelstadt mit einem Gebiete von zwei Meilen im Umkreise. Folglich gehörte auch die Gegend dazu, wo später das nur eine halbe Stunde entfernt liegende Erbach erbaut wurde. Von Eginhard kam diese Besitzung an das Kloster Lorsch, jedoch mit dem Vorbehalte, dass es einer seiner Leibeserben immer bittweise von Lorsch erhalten und besitzen sollte. Ueber die weiteren Schicksale der Gegend bis zum Jahre 1146 ist uns nichts bekannt, wo ein Herr Eberhard, wahrscheinlich ein Urvater des Erbachischen Grafenhauses, als der Besitzer des Schlosses Erbach in Urkunden genannt wird. Ob dieser aber ein Nachkomme von Eginhard gewesen, und ob er es von dem Kloster Lorsch als unmittelbarer Lehnsmann, oder von den Pfalzgrafen zu Afterlehn besass, lässt sich nicht ergründen. Ueber die Entstehung des Schlosses Erbach ist daher nichts bekannt. Viele glauben mit Freher, der runde Thurm beim Schlosse, den wir auf unserm Bilde sogleich als den alterthümlichern von dem andern unterscheiden, sei ursprünglich ein Werk der Römer. Das Mauerwerk desselben beträgt acht Fuss in der Dicke und ist aus lauter gepuckelten Quadersteinen errichtet, was allerdings auf ein hohes Alter schliessen lässt; auch sieht man, dass er nicht eigentlich zum Stiegenhaus erbaut wurde, wozu er jetzt eingerichtet ist, sondern einst wohl eine andere Bestimmung gehabt haben möchte; allein für ein Römerwerk möchten wir ihn desswegen noch nicht halten. Er ist bis zum Dache 102 Fuss hoch, und hat 113 Fuss im Umkreis. Eine Steinschrift an demselben zeigt uns, dass Erasmus Schenk von Erbach im Jahre 1497 den Bau des obern Theiles vollendet hat. Bis zu beträchtlicher Höhe ist er auf der von uns abgewandten Seite des Eingangs mit herrlichem Epheu bekleidet. In der Nähe des Schlosses und durch seine Das Städtchen Erbach soll seinen Namen von einem Bache erhalten haben, der unterhalb in die Mimling fällt, nachdem er bei der Mühle des nahegelegenen Dorfes Erbach und später weiter unten in der Nähe von Stockheim eine Strecke unter der Erde fortgeflossen und dann wieder hervorgetreten ist. Auf diesen Ursprung soll auch die alte Schreibart des Namens (Erdtpach, Erdbach) deuten. Wie wir oben erwähnten, schenkte Ludwig der Fromme, dem Geheimschreiber Karls des Grossen, Eginhard und seiner Gemahlin Imma den Ort Michelstadt mit einem Gebiete von zwei Meilen im Umkreise. Folglich gehörte auch die Gegend dazu, wo später das nur eine halbe Stunde entfernt liegende Erbach erbaut wurde. Von Eginhard kam diese Besitzung an das Kloster Lorsch, jedoch mit dem Vorbehalte, dass es einer seiner Leibeserben immer bittweise von Lorsch erhalten und besitzen sollte. Ueber die weiteren Schicksale der Gegend bis zum Jahre 1146 ist uns nichts bekannt, wo ein Herr Eberhard, wahrscheinlich ein Urvater des Erbachischen Grafenhauses, als der Besitzer des Schlosses Erbach in Urkunden genannt wird. Ob dieser aber ein Nachkomme von Eginhard gewesen, und ob er es von dem Kloster Lorsch als unmittelbarer Lehnsmann, oder von den Pfalzgrafen zu Afterlehn besass, lässt sich nicht ergründen. Ueber die Entstehung des Schlosses Erbach ist daher nichts bekannt. Viele glauben mit Freher, der runde Thurm beim Schlosse, den wir auf unserm Bilde sogleich als den alterthümlichern von dem andern unterscheiden, sei ursprünglich ein Werk der Römer. Das Mauerwerk desselben beträgt acht Fuss in der Dicke und ist aus lauter gepuckelten Quadersteinen errichtet, was allerdings auf ein hohes Alter schliessen lässt; auch sieht man, dass er nicht eigentlich zum Stiegenhaus erbaut wurde, wozu er jetzt eingerichtet ist, sondern einst wohl eine andere Bestimmung gehabt haben möchte; allein für ein Römerwerk möchten wir ihn desswegen noch nicht halten. Er ist bis zum Dache 102 Fuss hoch, und hat 113 Fuss im Umkreis. Eine Steinschrift an demselben zeigt uns, dass Erasmus Schenk von Erbach im Jahre 1497 den Bau des obern Theiles vollendet hat. Bis zu beträchtlicher Höhe ist er auf der von uns abgewandten Seite des Eingangs mit herrlichem Epheu bekleidet. In der Nähe des Schlosses und durch seine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0013" n="13"/> <p>Das Städtchen <hi rendition="#g">Erbach</hi> soll seinen Namen von einem Bache erhalten haben, der unterhalb in die Mimling fällt, nachdem er bei der Mühle des nahegelegenen Dorfes Erbach und später weiter unten in der Nähe von Stockheim eine Strecke unter der Erde fortgeflossen und dann wieder hervorgetreten ist. Auf diesen Ursprung soll auch die alte Schreibart des Namens (Erdtpach, Erdbach) deuten.</p> <p>Wie wir oben erwähnten, schenkte <hi rendition="#g">Ludwig der Fromme</hi>, dem Geheimschreiber Karls des <hi rendition="#g">Grossen</hi>, Eginhard und seiner Gemahlin Imma den Ort Michelstadt mit einem Gebiete von zwei Meilen im Umkreise. Folglich gehörte auch die Gegend dazu, wo später das nur eine halbe Stunde entfernt liegende Erbach erbaut wurde. Von Eginhard kam diese Besitzung an das Kloster Lorsch, jedoch mit dem Vorbehalte, dass es einer seiner Leibeserben immer bittweise von Lorsch erhalten und besitzen sollte. Ueber die weiteren Schicksale der Gegend bis zum Jahre 1146 ist uns nichts bekannt, wo ein Herr Eberhard, wahrscheinlich ein Urvater des Erbachischen Grafenhauses, als der Besitzer des Schlosses Erbach in Urkunden genannt wird. Ob dieser aber ein Nachkomme von Eginhard gewesen, und ob er es von dem Kloster Lorsch als unmittelbarer Lehnsmann, oder von den Pfalzgrafen zu Afterlehn besass, lässt sich nicht ergründen.</p> <p>Ueber die Entstehung des Schlosses Erbach ist daher nichts bekannt. Viele glauben mit Freher, der runde Thurm beim Schlosse, den wir auf unserm Bilde sogleich als den alterthümlichern von dem andern unterscheiden, sei ursprünglich ein Werk der Römer. Das Mauerwerk desselben beträgt acht Fuss in der Dicke und ist aus lauter gepuckelten Quadersteinen errichtet, was allerdings auf ein hohes Alter schliessen lässt; auch sieht man, dass er nicht eigentlich zum Stiegenhaus erbaut wurde, wozu er jetzt eingerichtet ist, sondern einst wohl eine andere Bestimmung gehabt haben möchte; allein für ein Römerwerk möchten wir ihn desswegen noch nicht halten. Er ist bis zum Dache 102 Fuss hoch, und hat 113 Fuss im Umkreis. Eine Steinschrift an demselben zeigt uns, dass Erasmus Schenk von Erbach im Jahre 1497 den Bau des obern Theiles vollendet hat. Bis zu beträchtlicher Höhe ist er auf der von uns abgewandten Seite des Eingangs mit herrlichem Epheu bekleidet. In der Nähe des Schlosses und durch seine </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
Das Städtchen Erbach soll seinen Namen von einem Bache erhalten haben, der unterhalb in die Mimling fällt, nachdem er bei der Mühle des nahegelegenen Dorfes Erbach und später weiter unten in der Nähe von Stockheim eine Strecke unter der Erde fortgeflossen und dann wieder hervorgetreten ist. Auf diesen Ursprung soll auch die alte Schreibart des Namens (Erdtpach, Erdbach) deuten.
Wie wir oben erwähnten, schenkte Ludwig der Fromme, dem Geheimschreiber Karls des Grossen, Eginhard und seiner Gemahlin Imma den Ort Michelstadt mit einem Gebiete von zwei Meilen im Umkreise. Folglich gehörte auch die Gegend dazu, wo später das nur eine halbe Stunde entfernt liegende Erbach erbaut wurde. Von Eginhard kam diese Besitzung an das Kloster Lorsch, jedoch mit dem Vorbehalte, dass es einer seiner Leibeserben immer bittweise von Lorsch erhalten und besitzen sollte. Ueber die weiteren Schicksale der Gegend bis zum Jahre 1146 ist uns nichts bekannt, wo ein Herr Eberhard, wahrscheinlich ein Urvater des Erbachischen Grafenhauses, als der Besitzer des Schlosses Erbach in Urkunden genannt wird. Ob dieser aber ein Nachkomme von Eginhard gewesen, und ob er es von dem Kloster Lorsch als unmittelbarer Lehnsmann, oder von den Pfalzgrafen zu Afterlehn besass, lässt sich nicht ergründen.
Ueber die Entstehung des Schlosses Erbach ist daher nichts bekannt. Viele glauben mit Freher, der runde Thurm beim Schlosse, den wir auf unserm Bilde sogleich als den alterthümlichern von dem andern unterscheiden, sei ursprünglich ein Werk der Römer. Das Mauerwerk desselben beträgt acht Fuss in der Dicke und ist aus lauter gepuckelten Quadersteinen errichtet, was allerdings auf ein hohes Alter schliessen lässt; auch sieht man, dass er nicht eigentlich zum Stiegenhaus erbaut wurde, wozu er jetzt eingerichtet ist, sondern einst wohl eine andere Bestimmung gehabt haben möchte; allein für ein Römerwerk möchten wir ihn desswegen noch nicht halten. Er ist bis zum Dache 102 Fuss hoch, und hat 113 Fuss im Umkreis. Eine Steinschrift an demselben zeigt uns, dass Erasmus Schenk von Erbach im Jahre 1497 den Bau des obern Theiles vollendet hat. Bis zu beträchtlicher Höhe ist er auf der von uns abgewandten Seite des Eingangs mit herrlichem Epheu bekleidet. In der Nähe des Schlosses und durch seine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-11T17:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-11T17:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-11T17:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |