Grimm, Jacob: Über den altdeutschen Meistergesang. Göttingen, 1811.überhaupt: hat sich wohl von der Hagen nach Gottfried oder Doch um auf die lobenswerthe Seite der Hagenschen Ab- N 2
uͤberhaupt: hat ſich wohl von der Hagen nach Gottfried oder Doch um auf die lobenswerthe Seite der Hagenſchen Ab- N 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="191"/> uͤberhaupt: hat ſich wohl von der Hagen nach Gottfried oder<lb/> Hadloub z. B. gefragt, in welche Claſſe er dieſe bringen will?<lb/> und warum geſchweigt er des letzten wichtiger Stelle, wie ſo<lb/> mancher andern, ihm wohlbekannten? — Kurz und in aller Be-<lb/> ſcheidenheit zu ſagen, von Seiten der Minneſaͤnger halte ich<lb/> meine Anſicht des Meiſtergeſangs fuͤr unangreifbar, waͤhrend aus<lb/> dem gegenſeitigen Einfließen der Volkspoeſie, oder der erzaͤhlenden<lb/> Gedichte noch eher ſcheinbare Einwuͤrfe vorgebracht werden koͤnnten.</p><lb/> <p>Doch um auf die lobenswerthe Seite der Hagenſchen Ab-<lb/> handlung zu kommen, ſo laͤßt ſich aus dem Einzelnen darin gar<lb/> manches Einzelne meiner Schrift ergaͤnzen und erleuchten, da,<lb/> wo wir von verſchiedenem Weg ausgegangen zuſammentreffen,<lb/> haͤtte mir keine erwuͤnſchtere Beſtaͤtigung widerfahren koͤnnen.<lb/> Ganz in meinem Sinn ſind die vortrefflichen Bemerkungen uͤber<lb/> Marners und Klinſors Namen (S. 154 u. 177.), welche daher<lb/> noch, nebſt dem Regenbogen und Erenbot (Tanhaͤuſer?) bei mir<lb/> S. 105. 106. anzufuͤhren ſind. Wer in Frauenlobs Geſchichte<lb/> die Poeſie der Wahrheit ſo richtig gegen Adelungiſche Proſa ver-<lb/> theidigt, der wird auch einmal den uͤbrigen Sagen der Meiſter-<lb/> ſchulen ihr Recht geben, uͤber welche hier vorerſt noch als „Maͤhr-<lb/> chen“ (S. 106.) abgeſprochen worden iſt. Auch uͤber die Leiche<lb/> war mir die Einſtimmung erfreulich (S. 165.), nur daß hier<lb/> nicht die urſpruͤngliche Bedeutung, und daraus die ſpaͤtere be-<lb/> ſchraͤnkte nachgewieſen worden iſt. Daß letztere Art Leiche dem<lb/> Meiſtergeſang vindicirt werden muß, iſt nach Conrads Vorwurf-<lb/> lied außer Zweifel, ich moͤchte auch wiſſen, ob der dem Regen-<lb/> bogen zugelegte Leichton hierher oder nicht zu ziehen iſt, da deſ-<lb/> ſen Reimzahlbeſtimmung es nicht vermuthen laͤßt. Zu bemerken<lb/> iſt, daß in den Handſchriften die Lieder eines einzelnen Meiſters<lb/> gern mit ſeinen Leichen anheben oder doch ſchließen, letzteres bei<lb/> dem w. Alexander. — Die Bemerkung des oͤrtlichen Zuſammen-<lb/> haltens der Saͤnger (S. 76. meiner Abh.) ſcheint mir in Hagens<lb/> fuͤnfter Note etwas einſeitig ausgefuͤhrt. Sollen die Rheinlaͤn-<lb/> der, Schwaben und Franken gegen die Sachſen gewetteifert ha-<lb/> ben, ſo paßt ja nicht, daß der Sachſe Gervelyn die Franken,<lb/> ſammt dem Schwaben Marner lobt, und dieſer die rheiniſchen<lb/> tadelt. Unrichtig iſt es, daß ſich wie die maneßiſche fuͤr ſuͤd- die<lb/> jenaiſche H. S. fuͤr norddeutſchen Sang beſtimmt habe, finden<lb/> wir nicht in der letzten einen Br. Werner, Tanhuſer, Spervo-<lb/> gel, Rumelant von Schwaben, Stoll, Alexander, Robin und die<lb/> Thuͤringer und Meiſner muͤſſen viel eher zu den Suͤddeutſchen<lb/> und Franken geſchlagen werden, z. B. der von Sonnenburg, der<lb/> ohnedem viel ſuͤddeutſche Herren lobpreiſt. Auf letzten Punct iſt<lb/> wieder zu viel Gewicht gelegt; hat Rumelant den Braunſchwei-<lb/> ger, Stettiner und Daͤnemarker gelobt, ſo haͤtte nicht verſchwie-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0201]
uͤberhaupt: hat ſich wohl von der Hagen nach Gottfried oder
Hadloub z. B. gefragt, in welche Claſſe er dieſe bringen will?
und warum geſchweigt er des letzten wichtiger Stelle, wie ſo
mancher andern, ihm wohlbekannten? — Kurz und in aller Be-
ſcheidenheit zu ſagen, von Seiten der Minneſaͤnger halte ich
meine Anſicht des Meiſtergeſangs fuͤr unangreifbar, waͤhrend aus
dem gegenſeitigen Einfließen der Volkspoeſie, oder der erzaͤhlenden
Gedichte noch eher ſcheinbare Einwuͤrfe vorgebracht werden koͤnnten.
Doch um auf die lobenswerthe Seite der Hagenſchen Ab-
handlung zu kommen, ſo laͤßt ſich aus dem Einzelnen darin gar
manches Einzelne meiner Schrift ergaͤnzen und erleuchten, da,
wo wir von verſchiedenem Weg ausgegangen zuſammentreffen,
haͤtte mir keine erwuͤnſchtere Beſtaͤtigung widerfahren koͤnnen.
Ganz in meinem Sinn ſind die vortrefflichen Bemerkungen uͤber
Marners und Klinſors Namen (S. 154 u. 177.), welche daher
noch, nebſt dem Regenbogen und Erenbot (Tanhaͤuſer?) bei mir
S. 105. 106. anzufuͤhren ſind. Wer in Frauenlobs Geſchichte
die Poeſie der Wahrheit ſo richtig gegen Adelungiſche Proſa ver-
theidigt, der wird auch einmal den uͤbrigen Sagen der Meiſter-
ſchulen ihr Recht geben, uͤber welche hier vorerſt noch als „Maͤhr-
chen“ (S. 106.) abgeſprochen worden iſt. Auch uͤber die Leiche
war mir die Einſtimmung erfreulich (S. 165.), nur daß hier
nicht die urſpruͤngliche Bedeutung, und daraus die ſpaͤtere be-
ſchraͤnkte nachgewieſen worden iſt. Daß letztere Art Leiche dem
Meiſtergeſang vindicirt werden muß, iſt nach Conrads Vorwurf-
lied außer Zweifel, ich moͤchte auch wiſſen, ob der dem Regen-
bogen zugelegte Leichton hierher oder nicht zu ziehen iſt, da deſ-
ſen Reimzahlbeſtimmung es nicht vermuthen laͤßt. Zu bemerken
iſt, daß in den Handſchriften die Lieder eines einzelnen Meiſters
gern mit ſeinen Leichen anheben oder doch ſchließen, letzteres bei
dem w. Alexander. — Die Bemerkung des oͤrtlichen Zuſammen-
haltens der Saͤnger (S. 76. meiner Abh.) ſcheint mir in Hagens
fuͤnfter Note etwas einſeitig ausgefuͤhrt. Sollen die Rheinlaͤn-
der, Schwaben und Franken gegen die Sachſen gewetteifert ha-
ben, ſo paßt ja nicht, daß der Sachſe Gervelyn die Franken,
ſammt dem Schwaben Marner lobt, und dieſer die rheiniſchen
tadelt. Unrichtig iſt es, daß ſich wie die maneßiſche fuͤr ſuͤd- die
jenaiſche H. S. fuͤr norddeutſchen Sang beſtimmt habe, finden
wir nicht in der letzten einen Br. Werner, Tanhuſer, Spervo-
gel, Rumelant von Schwaben, Stoll, Alexander, Robin und die
Thuͤringer und Meiſner muͤſſen viel eher zu den Suͤddeutſchen
und Franken geſchlagen werden, z. B. der von Sonnenburg, der
ohnedem viel ſuͤddeutſche Herren lobpreiſt. Auf letzten Punct iſt
wieder zu viel Gewicht gelegt; hat Rumelant den Braunſchwei-
ger, Stettiner und Daͤnemarker gelobt, ſo haͤtte nicht verſchwie-
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