Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

angst: er wußte sich nicht zu lassen, gieng in der Stube auf und ab, und die Schweißtropfen liefen ihm von der Stirne herunter. Da machte er das Fenster auf nach frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns 'kommt er nicht wieder, so müßt ihr den anderen Streich hinnehmen.' Sie rief 'nein, nein, ich kanns nicht aushalten,' und machte das andere Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr einen Tritt, daß sie gleichfalls hinaus flog und da sie leichter war, noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief 'komm doch zu mir,' sie aber rief 'komm du zu mir, ich kann nicht zu dir.' Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern kommen, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange und gieng weiter.



angst: er wußte sich nicht zu lassen, gieng in der Stube auf und ab, und die Schweißtropfen liefen ihm von der Stirne herunter. Da machte er das Fenster auf nach frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns ‘kommt er nicht wieder, so müßt ihr den anderen Streich hinnehmen.’ Sie rief ‘nein, nein, ich kanns nicht aushalten,’ und machte das andere Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr einen Tritt, daß sie gleichfalls hinaus flog und da sie leichter war, noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief ‘komm doch zu mir,’ sie aber rief ‘komm du zu mir, ich kann nicht zu dir.’ Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern kommen, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange und gieng weiter.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="28"/>
angst: er wußte sich nicht zu lassen, gieng in der Stube auf und ab, und die Schweißtropfen liefen ihm von der Stirne herunter. Da machte er das Fenster auf nach frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns &#x2018;kommt er nicht wieder, so müßt ihr den anderen Streich hinnehmen.&#x2019; Sie rief &#x2018;nein, nein, ich kanns nicht aushalten,&#x2019; und machte das andere Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr einen Tritt, daß sie gleichfalls hinaus flog und da sie leichter war, noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief &#x2018;komm doch zu mir,&#x2019; sie aber rief &#x2018;komm du zu mir, ich kann nicht zu dir.&#x2019; Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern kommen, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange und gieng weiter.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0040] angst: er wußte sich nicht zu lassen, gieng in der Stube auf und ab, und die Schweißtropfen liefen ihm von der Stirne herunter. Da machte er das Fenster auf nach frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns ‘kommt er nicht wieder, so müßt ihr den anderen Streich hinnehmen.’ Sie rief ‘nein, nein, ich kanns nicht aushalten,’ und machte das andere Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr einen Tritt, daß sie gleichfalls hinaus flog und da sie leichter war, noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief ‘komm doch zu mir,’ sie aber rief ‘komm du zu mir, ich kann nicht zu dir.’ Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern kommen, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange und gieng weiter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google Books (Harvard University): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-08T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/40
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/40>, abgerufen am 23.11.2024.