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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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Höhle versteckt oder bei mitleidigen Menschen Schutz gefunden. Aber stellt euch vor, als ich euer Smaragdbüchslein aufmachte, so lag eine Perle darin, gerade der Art, wie sie meiner Tochter aus den Augen geflossen sind, und da könnt ihr euch vorstellen wie mir der Anblick das Herz bewegt hat. Jhr sollt mir sagen wie ihr zu der Perle gekommen seid.' Der Graf erzählte ihr daß er sie von der Alten im Walde erhalten hätte, die ihm nicht geheuer vorgekommen wäre, und eine Hexe sein müßte; von ihrem Kinde aber hätte er nichts gehört und gesehen. Der König und die Königin faßten den Entschluß die Alte aufzusuchen; sie dachten, wo die Perle gewesen wäre, da müßten sie auch Nachricht von ihrer Tochter finden.

Die Alte saß draußen in der Einöde bei ihrem Spinnrad und spann. Es war schon dunkel geworden, und ein Span, der unten am Herd brannte, gab ein sparsames Licht. Auf einmal wards draußen laut, die Gänse kamen heim von der Weide und ließen ihr heiseres Gekreisch hören. Bald hernach trat auch die Tochter herein. Aber die Alte dankte ihr kaum und schüttelte nur ein wenig mit dem Kopf. Die Tochter setzte sich zu ihr nieder, nahm ihr Spinnrad und drehte den Faden so flink wie ein junges Mädchen. So saßen beide zwei Stunden, und sprachen kein Wort mit einander. Endlich raschelte etwas am Fenster und zwei feurige Augen glotzten herein. Es war eine alte Nachteule, die dreimal uhu schrie. Die Alte schaute nur ein wenig in die Höhe, dann sprach sie 'jetzt ists Zeit, Töchterchen, daß du hinaus gehst, thu deine Arbeit.'

Sie stand auf und gieng hinaus. 'Wo ist sie denn hingegangen?' über die Wiesen immer weiter bis in das Thal. Endlich kam sie zu einem Brunnen, bei dem drei alte Eichbäume standen. Der Mond war indessen rund und groß über dem Berg aufgestiegen, und es war so hell, daß man eine Stecknadel hätte finden

Höhle versteckt oder bei mitleidigen Menschen Schutz gefunden. Aber stellt euch vor, als ich euer Smaragdbüchslein aufmachte, so lag eine Perle darin, gerade der Art, wie sie meiner Tochter aus den Augen geflossen sind, und da könnt ihr euch vorstellen wie mir der Anblick das Herz bewegt hat. Jhr sollt mir sagen wie ihr zu der Perle gekommen seid.’ Der Graf erzählte ihr daß er sie von der Alten im Walde erhalten hätte, die ihm nicht geheuer vorgekommen wäre, und eine Hexe sein müßte; von ihrem Kinde aber hätte er nichts gehört und gesehen. Der König und die Königin faßten den Entschluß die Alte aufzusuchen; sie dachten, wo die Perle gewesen wäre, da müßten sie auch Nachricht von ihrer Tochter finden.

Die Alte saß draußen in der Einöde bei ihrem Spinnrad und spann. Es war schon dunkel geworden, und ein Span, der unten am Herd brannte, gab ein sparsames Licht. Auf einmal wards draußen laut, die Gänse kamen heim von der Weide und ließen ihr heiseres Gekreisch hören. Bald hernach trat auch die Tochter herein. Aber die Alte dankte ihr kaum und schüttelte nur ein wenig mit dem Kopf. Die Tochter setzte sich zu ihr nieder, nahm ihr Spinnrad und drehte den Faden so flink wie ein junges Mädchen. So saßen beide zwei Stunden, und sprachen kein Wort mit einander. Endlich raschelte etwas am Fenster und zwei feurige Augen glotzten herein. Es war eine alte Nachteule, die dreimal uhu schrie. Die Alte schaute nur ein wenig in die Höhe, dann sprach sie ‘jetzt ists Zeit, Töchterchen, daß du hinaus gehst, thu deine Arbeit.’

Sie stand auf und gieng hinaus. ‘Wo ist sie denn hingegangen?’ über die Wiesen immer weiter bis in das Thal. Endlich kam sie zu einem Brunnen, bei dem drei alte Eichbäume standen. Der Mond war indessen rund und groß über dem Berg aufgestiegen, und es war so hell, daß man eine Stecknadel hätte finden

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[368/0380] Höhle versteckt oder bei mitleidigen Menschen Schutz gefunden. Aber stellt euch vor, als ich euer Smaragdbüchslein aufmachte, so lag eine Perle darin, gerade der Art, wie sie meiner Tochter aus den Augen geflossen sind, und da könnt ihr euch vorstellen wie mir der Anblick das Herz bewegt hat. Jhr sollt mir sagen wie ihr zu der Perle gekommen seid.’ Der Graf erzählte ihr daß er sie von der Alten im Walde erhalten hätte, die ihm nicht geheuer vorgekommen wäre, und eine Hexe sein müßte; von ihrem Kinde aber hätte er nichts gehört und gesehen. Der König und die Königin faßten den Entschluß die Alte aufzusuchen; sie dachten, wo die Perle gewesen wäre, da müßten sie auch Nachricht von ihrer Tochter finden. Die Alte saß draußen in der Einöde bei ihrem Spinnrad und spann. Es war schon dunkel geworden, und ein Span, der unten am Herd brannte, gab ein sparsames Licht. Auf einmal wards draußen laut, die Gänse kamen heim von der Weide und ließen ihr heiseres Gekreisch hören. Bald hernach trat auch die Tochter herein. Aber die Alte dankte ihr kaum und schüttelte nur ein wenig mit dem Kopf. Die Tochter setzte sich zu ihr nieder, nahm ihr Spinnrad und drehte den Faden so flink wie ein junges Mädchen. So saßen beide zwei Stunden, und sprachen kein Wort mit einander. Endlich raschelte etwas am Fenster und zwei feurige Augen glotzten herein. Es war eine alte Nachteule, die dreimal uhu schrie. Die Alte schaute nur ein wenig in die Höhe, dann sprach sie ‘jetzt ists Zeit, Töchterchen, daß du hinaus gehst, thu deine Arbeit.’ Sie stand auf und gieng hinaus. ‘Wo ist sie denn hingegangen?’ über die Wiesen immer weiter bis in das Thal. Endlich kam sie zu einem Brunnen, bei dem drei alte Eichbäume standen. Der Mond war indessen rund und groß über dem Berg aufgestiegen, und es war so hell, daß man eine Stecknadel hätte finden

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/380>, abgerufen am 25.11.2024.