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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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Gänse und schnattern und vergessen über dem Geschwätz ihre Arbeit. Und wozu die frische Seife? heillose Verschwendung und obendrein eine schändliche Faulheit: sie wollen die Hände schonen und das Zeug nicht ordentlich reiben.' Er sprang fort, stieß aber einen Eimer voll Lauge um, so daß die ganze Küche überschwemmt ward. Richtete man ein neues Haus auf, so lief er ans Fenster und sah zu. 'Da vermauern sie wieder den rothen Sandstein,' rief er, 'der niemals austrocknet; in dem Haus bleibt kein Mensch gesund. Und seht einmal wie schlecht die Gesellen die Steine aufsetzen. Der Mörtel taugt auch nichts: Kies muß hinein, nicht Sand. Jch erlebe noch daß den Leuten das Haus über dem Kopf zusammenfällt.' Er setzte sich und that ein paar Stiche, dann sprang er wieder auf, hakte sein Schurzfell los und rief 'ich will nur hinaus und den Menschen ins Gewissen reden.' Er gerieth aber an die Zimmerleute. 'Was ist das?' rief er, 'ihr haut ja nicht nach der Schnur. Meint ihr die Balken würden gerad stehen? es weicht einmal alles aus den Fugen.' Er riß einem Zimmermann die Axt aus der Hand und wollte ihm zeigen wie er hauen müßte, als aber ein mit Lehm beladener Wagen herangefahren kam, warf er die Axt weg und sprang zu dem Bauer, der neben her gieng. 'Jhr seid nicht recht bei Trost,' rief er, 'wer spannt junge Pferde vor einen schwer beladenen Wagen? die armen Thiere werden euch auf dem Platz umfallen.' Der Bauer gab ihm keine Antwort, und Pfriem lief vor Ärger in seine Werkstätte zurück. Als er sich wieder zur Arbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge einen Schuh. 'Was ist das wieder?' schrie er ihn an, 'habe ich euch nicht gesagt ihr solltet die Schuhe nicht so weit ausschneiden? wer wird einen solchen Schuh kaufen an dem fast nichts ist als die Sohle? ich verlange daß meine Befehle unmangelhaft befolgt werden.' 'Meister,' antwortete der Lehrjunge, 'ihr mögt wohl Recht haben, daß der Schuh nichts taugt, aber es ist derselbe, den ihr

Gänse und schnattern und vergessen über dem Geschwätz ihre Arbeit. Und wozu die frische Seife? heillose Verschwendung und obendrein eine schändliche Faulheit: sie wollen die Hände schonen und das Zeug nicht ordentlich reiben.’ Er sprang fort, stieß aber einen Eimer voll Lauge um, so daß die ganze Küche überschwemmt ward. Richtete man ein neues Haus auf, so lief er ans Fenster und sah zu. ‘Da vermauern sie wieder den rothen Sandstein,’ rief er, ‘der niemals austrocknet; in dem Haus bleibt kein Mensch gesund. Und seht einmal wie schlecht die Gesellen die Steine aufsetzen. Der Mörtel taugt auch nichts: Kies muß hinein, nicht Sand. Jch erlebe noch daß den Leuten das Haus über dem Kopf zusammenfällt.’ Er setzte sich und that ein paar Stiche, dann sprang er wieder auf, hakte sein Schurzfell los und rief ‘ich will nur hinaus und den Menschen ins Gewissen reden.’ Er gerieth aber an die Zimmerleute. ‘Was ist das?’ rief er, ‘ihr haut ja nicht nach der Schnur. Meint ihr die Balken würden gerad stehen? es weicht einmal alles aus den Fugen.’ Er riß einem Zimmermann die Axt aus der Hand und wollte ihm zeigen wie er hauen müßte, als aber ein mit Lehm beladener Wagen herangefahren kam, warf er die Axt weg und sprang zu dem Bauer, der neben her gieng. ‘Jhr seid nicht recht bei Trost,’ rief er, ‘wer spannt junge Pferde vor einen schwer beladenen Wagen? die armen Thiere werden euch auf dem Platz umfallen.’ Der Bauer gab ihm keine Antwort, und Pfriem lief vor Ärger in seine Werkstätte zurück. Als er sich wieder zur Arbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge einen Schuh. ‘Was ist das wieder?’ schrie er ihn an, ‘habe ich euch nicht gesagt ihr solltet die Schuhe nicht so weit ausschneiden? wer wird einen solchen Schuh kaufen an dem fast nichts ist als die Sohle? ich verlange daß meine Befehle unmangelhaft befolgt werden.’ ‘Meister,’ antwortete der Lehrjunge, ‘ihr mögt wohl Recht haben, daß der Schuh nichts taugt, aber es ist derselbe, den ihr

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Gänse und schnattern und vergessen über dem Geschwätz ihre Arbeit. Und wozu die frische Seife? heillose Verschwendung und obendrein eine schändliche Faulheit: sie wollen die Hände schonen und das Zeug nicht ordentlich reiben.&#x2019; Er sprang fort, stieß aber einen Eimer voll Lauge um, so daß die ganze Küche überschwemmt ward. Richtete man ein neues Haus auf, so lief er ans Fenster und sah zu. &#x2018;Da vermauern sie wieder den rothen Sandstein,&#x2019; rief er, &#x2018;der niemals austrocknet; in dem Haus bleibt kein Mensch gesund. Und seht einmal wie schlecht die Gesellen die Steine aufsetzen. Der Mörtel taugt auch nichts: Kies muß hinein, nicht Sand. Jch erlebe noch daß den Leuten das Haus über dem Kopf zusammenfällt.&#x2019; Er setzte sich und that ein paar Stiche, dann sprang er wieder auf, hakte sein Schurzfell los und rief &#x2018;ich will nur hinaus und den Menschen ins Gewissen reden.&#x2019; Er gerieth aber an die Zimmerleute. &#x2018;Was ist das?&#x2019; rief er, &#x2018;ihr haut ja nicht nach der Schnur. Meint ihr die Balken würden gerad stehen? es weicht einmal alles aus den Fugen.&#x2019; Er riß einem Zimmermann die Axt aus der Hand und wollte ihm zeigen wie er hauen müßte, als aber ein mit Lehm beladener Wagen herangefahren kam, warf er die Axt weg und sprang zu dem Bauer, der neben her gieng. &#x2018;Jhr seid nicht recht bei Trost,&#x2019; rief er, &#x2018;wer spannt junge Pferde vor einen schwer beladenen Wagen? die armen Thiere werden euch auf dem Platz umfallen.&#x2019; Der Bauer gab ihm keine Antwort, und Pfriem lief vor Ärger in seine Werkstätte zurück. Als er sich wieder zur Arbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge einen Schuh. &#x2018;Was ist das wieder?&#x2019; schrie er ihn an, &#x2018;habe ich euch nicht gesagt ihr solltet die Schuhe nicht so weit ausschneiden? wer wird einen solchen Schuh kaufen an dem fast nichts ist als die Sohle? ich verlange daß meine Befehle unmangelhaft befolgt werden.&#x2019; &#x2018;Meister,&#x2019; antwortete der Lehrjunge, &#x2018;ihr mögt wohl Recht haben, daß der Schuh nichts taugt, aber es ist derselbe, den ihr
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[359/0371] Gänse und schnattern und vergessen über dem Geschwätz ihre Arbeit. Und wozu die frische Seife? heillose Verschwendung und obendrein eine schändliche Faulheit: sie wollen die Hände schonen und das Zeug nicht ordentlich reiben.’ Er sprang fort, stieß aber einen Eimer voll Lauge um, so daß die ganze Küche überschwemmt ward. Richtete man ein neues Haus auf, so lief er ans Fenster und sah zu. ‘Da vermauern sie wieder den rothen Sandstein,’ rief er, ‘der niemals austrocknet; in dem Haus bleibt kein Mensch gesund. Und seht einmal wie schlecht die Gesellen die Steine aufsetzen. Der Mörtel taugt auch nichts: Kies muß hinein, nicht Sand. Jch erlebe noch daß den Leuten das Haus über dem Kopf zusammenfällt.’ Er setzte sich und that ein paar Stiche, dann sprang er wieder auf, hakte sein Schurzfell los und rief ‘ich will nur hinaus und den Menschen ins Gewissen reden.’ Er gerieth aber an die Zimmerleute. ‘Was ist das?’ rief er, ‘ihr haut ja nicht nach der Schnur. Meint ihr die Balken würden gerad stehen? es weicht einmal alles aus den Fugen.’ Er riß einem Zimmermann die Axt aus der Hand und wollte ihm zeigen wie er hauen müßte, als aber ein mit Lehm beladener Wagen herangefahren kam, warf er die Axt weg und sprang zu dem Bauer, der neben her gieng. ‘Jhr seid nicht recht bei Trost,’ rief er, ‘wer spannt junge Pferde vor einen schwer beladenen Wagen? die armen Thiere werden euch auf dem Platz umfallen.’ Der Bauer gab ihm keine Antwort, und Pfriem lief vor Ärger in seine Werkstätte zurück. Als er sich wieder zur Arbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge einen Schuh. ‘Was ist das wieder?’ schrie er ihn an, ‘habe ich euch nicht gesagt ihr solltet die Schuhe nicht so weit ausschneiden? wer wird einen solchen Schuh kaufen an dem fast nichts ist als die Sohle? ich verlange daß meine Befehle unmangelhaft befolgt werden.’ ‘Meister,’ antwortete der Lehrjunge, ‘ihr mögt wohl Recht haben, daß der Schuh nichts taugt, aber es ist derselbe, den ihr

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/371>, abgerufen am 25.11.2024.