Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.Felder, und wenn er hinter dem Pflug gieng und ihn in die Erde hinein schob, so hatten die Stiere fast nicht nöthig zu ziehen. Den nächsten Frühling sagte Hans 'Vater, behaltet alles Geld und laßt mir einen zentnerschweren Spazierstab machen, damit ich in die Fremde gehen kann.' Als der verlangte Stab fertig war, verließ er seines Vaters Haus, zog fort und kam in einen tiefen und finstern Wald. Da hörte er etwas knistern und knastern, schaute um sich und sah eine Tanne, die von unten bis oben wie ein Seil gewunden war: und wie er die Augen in die Höhe richtete, so erblickte er einen großen Kerl, der den Baum gepackt hatte und ihn wie eine Weidenruthe umdrehte. 'He!' rief Hans, 'was machst du da droben?' Der Kerl antwortete 'ich habe gestern Reiswellen zusammen getragen und will mir ein Seil dazu drehen.' 'Das laß ich mir gefallen,' dachte Hans, 'der hat Kräfte,' und rief ihm zu, 'laß du das gut sein und komm mit mir.' Der Kerl kletterte von oben herab, und war einen ganzen Kopf größer als Hans, und der war doch auch nicht klein. 'Du heißest jetzt Tannendreher' sagte Hans zu ihm. Sie giengen darauf weiter und hörten etwas klopfen und hämmern, so stark daß bei jedem Schlag der Erdboden zitterte. Bald darauf kamen sie zu einem mächtigen Felsen, vor dem stand ein Riese und schlug mit der Faust große Stücke davon ab. Als Hans fragte was er da vor hätte, antwortete er 'wenn ich Nachts schlafen will, so kommen Bären, Wölfe und anderes Ungeziefer der Art, die schnuppern und schnuffeln an mir herum und lassen mich nicht schlafen, da will ich mir ein Haus bauen und mich hinein legen, damit ich Ruhe habe.' 'Ei ja wohl,' dachte Hans, 'den kannst du auch noch brauchen' und sprach zu ihm 'laß das Hausbauen gut sein und geh mit mir, du sollst der Felsenklipperer heißen.' Er willigte ein, und sie strichen alle drei durch den Wald hin und wo sie hinkamen, da wurden die wilden Thiere aufgeschreckt und liefen vor ihnen weg. Abends kamen sie Felder, und wenn er hinter dem Pflug gieng und ihn in die Erde hinein schob, so hatten die Stiere fast nicht nöthig zu ziehen. Den nächsten Frühling sagte Hans ‘Vater, behaltet alles Geld und laßt mir einen zentnerschweren Spazierstab machen, damit ich in die Fremde gehen kann.’ Als der verlangte Stab fertig war, verließ er seines Vaters Haus, zog fort und kam in einen tiefen und finstern Wald. Da hörte er etwas knistern und knastern, schaute um sich und sah eine Tanne, die von unten bis oben wie ein Seil gewunden war: und wie er die Augen in die Höhe richtete, so erblickte er einen großen Kerl, der den Baum gepackt hatte und ihn wie eine Weidenruthe umdrehte. ‘He!’ rief Hans, ‘was machst du da droben?’ Der Kerl antwortete ‘ich habe gestern Reiswellen zusammen getragen und will mir ein Seil dazu drehen.’ ‘Das laß ich mir gefallen,’ dachte Hans, ‘der hat Kräfte,’ und rief ihm zu, ‘laß du das gut sein und komm mit mir.’ Der Kerl kletterte von oben herab, und war einen ganzen Kopf größer als Hans, und der war doch auch nicht klein. ‘Du heißest jetzt Tannendreher’ sagte Hans zu ihm. Sie giengen darauf weiter und hörten etwas klopfen und hämmern, so stark daß bei jedem Schlag der Erdboden zitterte. Bald darauf kamen sie zu einem mächtigen Felsen, vor dem stand ein Riese und schlug mit der Faust große Stücke davon ab. Als Hans fragte was er da vor hätte, antwortete er ‘wenn ich Nachts schlafen will, so kommen Bären, Wölfe und anderes Ungeziefer der Art, die schnuppern und schnuffeln an mir herum und lassen mich nicht schlafen, da will ich mir ein Haus bauen und mich hinein legen, damit ich Ruhe habe.’ ‘Ei ja wohl,’ dachte Hans, ‘den kannst du auch noch brauchen’ und sprach zu ihm ‘laß das Hausbauen gut sein und geh mit mir, du sollst der Felsenklipperer heißen.’ Er willigte ein, und sie strichen alle drei durch den Wald hin und wo sie hinkamen, da wurden die wilden Thiere aufgeschreckt und liefen vor ihnen weg. Abends kamen sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0338" n="326"/> Felder, und wenn er hinter dem Pflug gieng und ihn in die Erde hinein schob, so hatten die Stiere fast nicht nöthig zu ziehen. Den nächsten Frühling sagte Hans ‘Vater, behaltet alles Geld und laßt mir einen zentnerschweren Spazierstab machen, damit ich in die Fremde gehen kann.’ Als der verlangte Stab fertig war, verließ er seines Vaters Haus, zog fort und kam in einen tiefen und finstern Wald. Da hörte er etwas knistern und knastern, schaute um sich und sah eine Tanne, die von unten bis oben wie ein Seil gewunden war: und wie er die Augen in die Höhe richtete, so erblickte er einen großen Kerl, der den Baum gepackt hatte und ihn wie eine Weidenruthe umdrehte. ‘He!’ rief Hans, ‘was machst du da droben?’ Der Kerl antwortete ‘ich habe gestern Reiswellen zusammen getragen und will mir ein Seil dazu drehen.’ ‘Das laß ich mir gefallen,’ dachte Hans, ‘der hat Kräfte,’ und rief ihm zu, ‘laß du das gut sein und komm mit mir.’ Der Kerl kletterte von oben herab, und war einen ganzen Kopf größer als Hans, und der war doch auch nicht klein. ‘Du heißest jetzt Tannendreher’ sagte Hans zu ihm. Sie giengen darauf weiter und hörten etwas klopfen und hämmern, so stark daß bei jedem Schlag der Erdboden zitterte. Bald darauf kamen sie zu einem mächtigen Felsen, vor dem stand ein Riese und schlug mit der Faust große Stücke davon ab. Als Hans fragte was er da vor hätte, antwortete er ‘wenn ich Nachts schlafen will, so kommen Bären, Wölfe und anderes Ungeziefer der Art, die schnuppern und schnuffeln an mir herum und lassen mich nicht schlafen, da will ich mir ein Haus bauen und mich hinein legen, damit ich Ruhe habe.’ ‘Ei ja wohl,’ dachte Hans, ‘den kannst du auch noch brauchen’ und sprach zu ihm ‘laß das Hausbauen gut sein und geh mit mir, du sollst der Felsenklipperer heißen.’ Er willigte ein, und sie strichen alle drei durch den Wald hin und wo sie hinkamen, da wurden die wilden Thiere aufgeschreckt und liefen vor ihnen weg. Abends kamen sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [326/0338]
Felder, und wenn er hinter dem Pflug gieng und ihn in die Erde hinein schob, so hatten die Stiere fast nicht nöthig zu ziehen. Den nächsten Frühling sagte Hans ‘Vater, behaltet alles Geld und laßt mir einen zentnerschweren Spazierstab machen, damit ich in die Fremde gehen kann.’ Als der verlangte Stab fertig war, verließ er seines Vaters Haus, zog fort und kam in einen tiefen und finstern Wald. Da hörte er etwas knistern und knastern, schaute um sich und sah eine Tanne, die von unten bis oben wie ein Seil gewunden war: und wie er die Augen in die Höhe richtete, so erblickte er einen großen Kerl, der den Baum gepackt hatte und ihn wie eine Weidenruthe umdrehte. ‘He!’ rief Hans, ‘was machst du da droben?’ Der Kerl antwortete ‘ich habe gestern Reiswellen zusammen getragen und will mir ein Seil dazu drehen.’ ‘Das laß ich mir gefallen,’ dachte Hans, ‘der hat Kräfte,’ und rief ihm zu, ‘laß du das gut sein und komm mit mir.’ Der Kerl kletterte von oben herab, und war einen ganzen Kopf größer als Hans, und der war doch auch nicht klein. ‘Du heißest jetzt Tannendreher’ sagte Hans zu ihm. Sie giengen darauf weiter und hörten etwas klopfen und hämmern, so stark daß bei jedem Schlag der Erdboden zitterte. Bald darauf kamen sie zu einem mächtigen Felsen, vor dem stand ein Riese und schlug mit der Faust große Stücke davon ab. Als Hans fragte was er da vor hätte, antwortete er ‘wenn ich Nachts schlafen will, so kommen Bären, Wölfe und anderes Ungeziefer der Art, die schnuppern und schnuffeln an mir herum und lassen mich nicht schlafen, da will ich mir ein Haus bauen und mich hinein legen, damit ich Ruhe habe.’ ‘Ei ja wohl,’ dachte Hans, ‘den kannst du auch noch brauchen’ und sprach zu ihm ‘laß das Hausbauen gut sein und geh mit mir, du sollst der Felsenklipperer heißen.’ Er willigte ein, und sie strichen alle drei durch den Wald hin und wo sie hinkamen, da wurden die wilden Thiere aufgeschreckt und liefen vor ihnen weg. Abends kamen sie
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