Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.in der Küche zu haben; bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes, gieriges Volk. Jch hatte den Keil schon glücklich hinein getrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seid ihr garstig!' Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. 'Jch will laufen und Leute herbei holen' sagte Rosenroth. 'Wahnsinnige Schafsköpfe,' schnarrte der Zwerg, 'wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel; fällt euch nicht besseres ein?' 'Sei nur nicht ungeduldig,' sagte Schneeweißchen, 'ich will schon Rath schaffen,' holte sein Scheerchen aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin 'ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckuck!' damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen. Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie nahe bei dem Bach waren, sahen sie daß etwas wie eine große Heuschrecke nach dem Wasser zu hüpfte, als wollte es hinein springen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg. 'Wo willst du hin?' sagte Rosenroth, 'du willst doch nicht ins Wasser?' 'Solch ein Narr bin ich nicht,' schrie der Zwerg, 'seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hinein ziehen?' Der Kleine hatte da gesessen und geangelt, und in der Küche zu haben; bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes, gieriges Volk. Jch hatte den Keil schon glücklich hinein getrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seid ihr garstig!’ Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. ‘Jch will laufen und Leute herbei holen’ sagte Rosenroth. ‘Wahnsinnige Schafsköpfe,’ schnarrte der Zwerg, ‘wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel; fällt euch nicht besseres ein?’ ‘Sei nur nicht ungeduldig,’ sagte Schneeweißchen, ‘ich will schon Rath schaffen,’ holte sein Scheerchen aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin ‘ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckuck!’ damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen. Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie nahe bei dem Bach waren, sahen sie daß etwas wie eine große Heuschrecke nach dem Wasser zu hüpfte, als wollte es hinein springen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg. ‘Wo willst du hin?’ sagte Rosenroth, ‘du willst doch nicht ins Wasser?’ ‘Solch ein Narr bin ich nicht,’ schrie der Zwerg, ‘seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hinein ziehen?’ Der Kleine hatte da gesessen und geangelt, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0312" n="300"/> in der Küche zu haben; bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes, gieriges Volk. Jch hatte den Keil schon glücklich hinein getrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seid ihr garstig!’ Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. ‘Jch will laufen und Leute herbei holen’ sagte Rosenroth. ‘Wahnsinnige Schafsköpfe,’ schnarrte der Zwerg, ‘wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel; fällt euch nicht besseres ein?’ ‘Sei nur nicht ungeduldig,’ sagte Schneeweißchen, ‘ich will schon Rath schaffen,’ holte sein Scheerchen aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin ‘ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckuck!’ damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen.</p><lb/> <p>Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie nahe bei dem Bach waren, sahen sie daß etwas wie eine große Heuschrecke nach dem Wasser zu hüpfte, als wollte es hinein springen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg. ‘Wo willst du hin?’ sagte Rosenroth, ‘du willst doch nicht ins Wasser?’ ‘Solch ein Narr bin ich nicht,’ schrie der Zwerg, ‘seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hinein ziehen?’ Der Kleine hatte da gesessen und geangelt, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [300/0312]
in der Küche zu haben; bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes, gieriges Volk. Jch hatte den Keil schon glücklich hinein getrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seid ihr garstig!’ Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. ‘Jch will laufen und Leute herbei holen’ sagte Rosenroth. ‘Wahnsinnige Schafsköpfe,’ schnarrte der Zwerg, ‘wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seid mir schon um zwei zu viel; fällt euch nicht besseres ein?’ ‘Sei nur nicht ungeduldig,’ sagte Schneeweißchen, ‘ich will schon Rath schaffen,’ holte sein Scheerchen aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus und brummte vor sich hin ‘ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckuck!’ damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen.
Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie nahe bei dem Bach waren, sahen sie daß etwas wie eine große Heuschrecke nach dem Wasser zu hüpfte, als wollte es hinein springen. Sie liefen heran und erkannten den Zwerg. ‘Wo willst du hin?’ sagte Rosenroth, ‘du willst doch nicht ins Wasser?’ ‘Solch ein Narr bin ich nicht,’ schrie der Zwerg, ‘seht ihr nicht, der verwünschte Fisch will mich hinein ziehen?’ Der Kleine hatte da gesessen und geangelt, und
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