Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.Ast hinaufwanden und die Flucht ergriffen. Er aber arbeitete oben bis er ein Loch im Sack hatte, wodurch er den Kopf stecken konnte. Wer aber des Wegs kam, war nichts als ein fahrender Schüler, ein junger Geselle, der fröhlich sein Lied singend durch den Wald auf der Straße daher ritt. Wie der oben nun merkte daß einer unter ihm vorbei gieng, rief er 'sei mir gegrüßt, zu guter Stunde.' Der Schüler guckte sich überall um, wußte nicht, wo die Stimme herschallte, endlich sprach er 'wer ruft mir?' Da antwortete es aus dem Wipfel 'erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack der Weisheit: in kurzer Zeit habe ich große Dinge gelernt, dagegen sind alle Schulen ein Wind: um ein Weniges, so werde ich ausgelernt haben, herabsteigen und weiser sein als alle Menschen. Jch verstehe die Gestirne und Himmelszeichen, das Wehen aller Winde, den Sand im Meer, Heilung der Krankheit, die Kräfte der Kräuter, Vögel und Steine. Wärst du einmal darin, du würdest fühlen was für Herrlichkeit aus dem Sack der Weisheit fließt.' Der Schüler, wie er das alles hörte, erstaunte und sprach 'gesegnet sei die Stunde, wo ich dich gefunden habe, könnt ich nicht auch ein wenig in den Sack kommen?' Oben der antwortete, als thät ers nicht gerne, 'eine kleine Weile will ich dich wohl hinein lassen für Lohn und gute Worte, aber du mußt doch noch eine Stunde warten, es ist ein Stück übrig, das ich erst lernen muß.' Als der Schüler ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang und er bat daß er doch möchte hineingelassen werden, sein Durst nach Weisheit wäre gar zu groß. Da stellte sich der oben als gäbe er endlich nach und sprach 'damit ich aus dem Haus der Weisheit heraus kann, mußt du den Sack am Strick herunterlassen, so sollst du eingehen.' Also ließ der Schüler ihn herunter, band den Sack auf und befreite ihn, dann rief er selber 'nun zieh mich recht geschwind hinauf,' und wollt geradstehend in den Sack einschreiten. 'Halt!' sagte der andere, Ast hinaufwanden und die Flucht ergriffen. Er aber arbeitete oben bis er ein Loch im Sack hatte, wodurch er den Kopf stecken konnte. Wer aber des Wegs kam, war nichts als ein fahrender Schüler, ein junger Geselle, der fröhlich sein Lied singend durch den Wald auf der Straße daher ritt. Wie der oben nun merkte daß einer unter ihm vorbei gieng, rief er ‘sei mir gegrüßt, zu guter Stunde.’ Der Schüler guckte sich überall um, wußte nicht, wo die Stimme herschallte, endlich sprach er ‘wer ruft mir?’ Da antwortete es aus dem Wipfel ‘erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack der Weisheit: in kurzer Zeit habe ich große Dinge gelernt, dagegen sind alle Schulen ein Wind: um ein Weniges, so werde ich ausgelernt haben, herabsteigen und weiser sein als alle Menschen. Jch verstehe die Gestirne und Himmelszeichen, das Wehen aller Winde, den Sand im Meer, Heilung der Krankheit, die Kräfte der Kräuter, Vögel und Steine. Wärst du einmal darin, du würdest fühlen was für Herrlichkeit aus dem Sack der Weisheit fließt.’ Der Schüler, wie er das alles hörte, erstaunte und sprach ‘gesegnet sei die Stunde, wo ich dich gefunden habe, könnt ich nicht auch ein wenig in den Sack kommen?’ Oben der antwortete, als thät ers nicht gerne, ‘eine kleine Weile will ich dich wohl hinein lassen für Lohn und gute Worte, aber du mußt doch noch eine Stunde warten, es ist ein Stück übrig, das ich erst lernen muß.’ Als der Schüler ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang und er bat daß er doch möchte hineingelassen werden, sein Durst nach Weisheit wäre gar zu groß. Da stellte sich der oben als gäbe er endlich nach und sprach ‘damit ich aus dem Haus der Weisheit heraus kann, mußt du den Sack am Strick herunterlassen, so sollst du eingehen.’ Also ließ der Schüler ihn herunter, band den Sack auf und befreite ihn, dann rief er selber ‘nun zieh mich recht geschwind hinauf,’ und wollt geradstehend in den Sack einschreiten. ‘Halt!’ sagte der andere, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0283" n="271"/> Ast hinaufwanden und die Flucht ergriffen. Er aber arbeitete oben bis er ein Loch im Sack hatte, wodurch er den Kopf stecken konnte. Wer aber des Wegs kam, war nichts als ein fahrender Schüler, ein junger Geselle, der fröhlich sein Lied singend durch den Wald auf der Straße daher ritt. Wie der oben nun merkte daß einer unter ihm vorbei gieng, rief er ‘sei mir gegrüßt, zu guter Stunde.’ Der Schüler guckte sich überall um, wußte nicht, wo die Stimme herschallte, endlich sprach er ‘wer ruft mir?’ Da antwortete es aus dem Wipfel ‘erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack der Weisheit: in kurzer Zeit habe ich große Dinge gelernt, dagegen sind alle Schulen ein Wind: um ein Weniges, so werde ich ausgelernt haben, herabsteigen und weiser sein als alle Menschen. Jch verstehe die Gestirne und Himmelszeichen, das Wehen aller Winde, den Sand im Meer, Heilung der Krankheit, die Kräfte der Kräuter, Vögel und Steine. Wärst du einmal darin, du würdest fühlen was für Herrlichkeit aus dem Sack der Weisheit fließt.’ Der Schüler, wie er das alles hörte, erstaunte und sprach ‘gesegnet sei die Stunde, wo ich dich gefunden habe, könnt ich nicht auch ein wenig in den Sack kommen?’ Oben der antwortete, als thät ers nicht gerne, ‘eine kleine Weile will ich dich wohl hinein lassen für Lohn und gute Worte, aber du mußt doch noch eine Stunde warten, es ist ein Stück übrig, das ich erst lernen muß.’ Als der Schüler ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang und er bat daß er doch möchte hineingelassen werden, sein Durst nach Weisheit wäre gar zu groß. Da stellte sich der oben als gäbe er endlich nach und sprach ‘damit ich aus dem Haus der Weisheit heraus kann, mußt du den Sack am Strick herunterlassen, so sollst du eingehen.’ Also ließ der Schüler ihn herunter, band den Sack auf und befreite ihn, dann rief er selber ‘nun zieh mich recht geschwind hinauf,’ und wollt geradstehend in den Sack einschreiten. ‘Halt!’ sagte der andere, </p> </div> </body> </text> </TEI> [271/0283]
Ast hinaufwanden und die Flucht ergriffen. Er aber arbeitete oben bis er ein Loch im Sack hatte, wodurch er den Kopf stecken konnte. Wer aber des Wegs kam, war nichts als ein fahrender Schüler, ein junger Geselle, der fröhlich sein Lied singend durch den Wald auf der Straße daher ritt. Wie der oben nun merkte daß einer unter ihm vorbei gieng, rief er ‘sei mir gegrüßt, zu guter Stunde.’ Der Schüler guckte sich überall um, wußte nicht, wo die Stimme herschallte, endlich sprach er ‘wer ruft mir?’ Da antwortete es aus dem Wipfel ‘erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack der Weisheit: in kurzer Zeit habe ich große Dinge gelernt, dagegen sind alle Schulen ein Wind: um ein Weniges, so werde ich ausgelernt haben, herabsteigen und weiser sein als alle Menschen. Jch verstehe die Gestirne und Himmelszeichen, das Wehen aller Winde, den Sand im Meer, Heilung der Krankheit, die Kräfte der Kräuter, Vögel und Steine. Wärst du einmal darin, du würdest fühlen was für Herrlichkeit aus dem Sack der Weisheit fließt.’ Der Schüler, wie er das alles hörte, erstaunte und sprach ‘gesegnet sei die Stunde, wo ich dich gefunden habe, könnt ich nicht auch ein wenig in den Sack kommen?’ Oben der antwortete, als thät ers nicht gerne, ‘eine kleine Weile will ich dich wohl hinein lassen für Lohn und gute Worte, aber du mußt doch noch eine Stunde warten, es ist ein Stück übrig, das ich erst lernen muß.’ Als der Schüler ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang und er bat daß er doch möchte hineingelassen werden, sein Durst nach Weisheit wäre gar zu groß. Da stellte sich der oben als gäbe er endlich nach und sprach ‘damit ich aus dem Haus der Weisheit heraus kann, mußt du den Sack am Strick herunterlassen, so sollst du eingehen.’ Also ließ der Schüler ihn herunter, band den Sack auf und befreite ihn, dann rief er selber ‘nun zieh mich recht geschwind hinauf,’ und wollt geradstehend in den Sack einschreiten. ‘Halt!’ sagte der andere,
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