Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Roß herbei, das schnaubte aus den Nüstern, und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine große Schaar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schaar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Theil von des Königs Leuten gefallen und es fehlte nicht viel, so mußten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schaar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurück zu kehren, führte er seine Schaar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. 'Was verlangst du?' fragte der wilde Mann. 'Nimm dein Roß und deine Schaar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder.' Es geschah alles, was er verlangte, und ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloß kam, gieng ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. 'Jch bin es nicht, der den Sieg davon getragen hat' sprach er 'sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schaar zu Hilfe kam.' Die Tochter wollte wissen wer der fremde Ritter wäre, aber der König wußte es nicht und sagte 'er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wieder gesehen.' Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen: der lachte aber und sprach 'eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heim gekommen, und die andern haben gespottet und gerufen "da kommt unser Hunkepuus wieder an." Sie fragten auch "hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?" Er sprach aber "ich habe das beste gethan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen." Da ward er noch mehr ausgelacht.' Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Roß herbei, das schnaubte aus den Nüstern, und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine große Schaar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schaar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Theil von des Königs Leuten gefallen und es fehlte nicht viel, so mußten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schaar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurück zu kehren, führte er seine Schaar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. ‘Was verlangst du?’ fragte der wilde Mann. ‘Nimm dein Roß und deine Schaar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder.’ Es geschah alles, was er verlangte, und ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloß kam, gieng ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. ‘Jch bin es nicht, der den Sieg davon getragen hat’ sprach er ‘sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schaar zu Hilfe kam.’ Die Tochter wollte wissen wer der fremde Ritter wäre, aber der König wußte es nicht und sagte ‘er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wieder gesehen.’ Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen: der lachte aber und sprach ‘eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heim gekommen, und die andern haben gespottet und gerufen "da kommt unser Hunkepuus wieder an." Sie fragten auch "hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?" Er sprach aber "ich habe das beste gethan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen." Da ward er noch mehr ausgelacht.’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0260" n="248"/> Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Roß herbei, das schnaubte aus den Nüstern, und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine große Schaar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schaar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Theil von des Königs Leuten gefallen und es fehlte nicht viel, so mußten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schaar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurück zu kehren, führte er seine Schaar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. ‘Was verlangst du?’ fragte der wilde Mann. ‘Nimm dein Roß und deine Schaar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder.’ Es geschah alles, was er verlangte, und ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloß kam, gieng ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. ‘Jch bin es nicht, der den Sieg davon getragen hat’ sprach er ‘sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schaar zu Hilfe kam.’ Die Tochter wollte wissen wer der fremde Ritter wäre, aber der König wußte es nicht und sagte ‘er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wieder gesehen.’ Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen: der lachte aber und sprach ‘eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heim gekommen, und die andern haben gespottet und gerufen "da kommt unser Hunkepuus wieder an." Sie fragten auch "hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?" Er sprach aber "ich habe das beste gethan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen." Da ward er noch mehr ausgelacht.’</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [248/0260]
Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Roß herbei, das schnaubte aus den Nüstern, und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine große Schaar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schaar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Theil von des Königs Leuten gefallen und es fehlte nicht viel, so mußten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schaar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurück zu kehren, führte er seine Schaar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. ‘Was verlangst du?’ fragte der wilde Mann. ‘Nimm dein Roß und deine Schaar zurück und gib mir mein dreibeiniges Pferd wieder.’ Es geschah alles, was er verlangte, und ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloß kam, gieng ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. ‘Jch bin es nicht, der den Sieg davon getragen hat’ sprach er ‘sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schaar zu Hilfe kam.’ Die Tochter wollte wissen wer der fremde Ritter wäre, aber der König wußte es nicht und sagte ‘er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wieder gesehen.’ Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen: der lachte aber und sprach ‘eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heim gekommen, und die andern haben gespottet und gerufen "da kommt unser Hunkepuus wieder an." Sie fragten auch "hinter welcher Hecke hast du derweil gelegen und geschlafen?" Er sprach aber "ich habe das beste gethan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen." Da ward er noch mehr ausgelacht.’
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google Books (Harvard University): Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-08T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |