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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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und das Wasser ausschöpfen. Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knieen herab hiengen. Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort, in das Schloß. Da war große Verwunderung über den wilden Mann, der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe die Thüre des Käfigs zu öffnen, und die Königin mußte den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.

Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach 'gib mir meinen Ball heraus.' 'Nicht eher,' antwortete der Mann, 'als bis du mir die Thüre aufgemacht hast.' 'Nein,' sagte der Knabe, 'das thue ich nicht, das hat der König verboten,' und lief fort. Am andern Tag kam er wieder und forderte seinen Ball: der wilde Mann sagte 'öffne meine Thüre,' aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte 'wenn ich auch wollte, ich kann die Thüre nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht.' Da sprach der wilde Mann 'er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen.' Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alles Bedenken in den Wind und brachte den Schlüssel herbei. Die Thüre gieng schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Dem Knaben war angst geworden, er schrie und rief ihm nach 'ach, wilder Mann, geh nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.' Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und gieng mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heim

und das Wasser ausschöpfen. Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knieen herab hiengen. Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort, in das Schloß. Da war große Verwunderung über den wilden Mann, der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe die Thüre des Käfigs zu öffnen, und die Königin mußte den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen.

Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach ‘gib mir meinen Ball heraus.’ ‘Nicht eher,’ antwortete der Mann, ‘als bis du mir die Thüre aufgemacht hast.’ ‘Nein,’ sagte der Knabe, ‘das thue ich nicht, das hat der König verboten,’ und lief fort. Am andern Tag kam er wieder und forderte seinen Ball: der wilde Mann sagte ‘öffne meine Thüre,’ aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte ‘wenn ich auch wollte, ich kann die Thüre nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht.’ Da sprach der wilde Mann ‘er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen.’ Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alles Bedenken in den Wind und brachte den Schlüssel herbei. Die Thüre gieng schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Dem Knaben war angst geworden, er schrie und rief ihm nach ‘ach, wilder Mann, geh nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.’ Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und gieng mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heim

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[243/0255] und das Wasser ausschöpfen. Als sie auf den Grund sehen konnten, so lag da ein wilder Mann, der braun am Leib war, wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knieen herab hiengen. Sie banden ihn mit Stricken und führten ihn fort, in das Schloß. Da war große Verwunderung über den wilden Mann, der König aber ließ ihn in einen eisernen Käfig auf seinen Hof setzen und verbot bei Lebensstrafe die Thüre des Käfigs zu öffnen, und die Königin mußte den Schlüssel selbst in Verwahrung nehmen. Von nun an konnte ein jeder wieder mit Sicherheit in den Wald gehen. Der König hatte einen Sohn von acht Jahren, der spielte einmal auf dem Hof, und bei dem Spiel fiel ihm sein goldener Ball in den Käfig. Der Knabe lief hin und sprach ‘gib mir meinen Ball heraus.’ ‘Nicht eher,’ antwortete der Mann, ‘als bis du mir die Thüre aufgemacht hast.’ ‘Nein,’ sagte der Knabe, ‘das thue ich nicht, das hat der König verboten,’ und lief fort. Am andern Tag kam er wieder und forderte seinen Ball: der wilde Mann sagte ‘öffne meine Thüre,’ aber der Knabe wollte nicht. Am dritten Tag war der König auf die Jagd geritten, da kam der Knabe nochmals und sagte ‘wenn ich auch wollte, ich kann die Thüre nicht öffnen, ich habe den Schlüssel nicht.’ Da sprach der wilde Mann ‘er liegt unter dem Kopfkissen deiner Mutter, da kannst du ihn holen.’ Der Knabe, der seinen Ball wieder haben wollte, schlug alles Bedenken in den Wind und brachte den Schlüssel herbei. Die Thüre gieng schwer auf, und der Knabe klemmte sich den Finger. Als sie offen war, trat der wilde Mann heraus, gab ihm den goldenen Ball und eilte hinweg. Dem Knaben war angst geworden, er schrie und rief ihm nach ‘ach, wilder Mann, geh nicht fort, sonst bekomme ich Schläge.’ Der wilde Mann kehrte um, hob ihn auf, setzte ihn auf seinen Nacken und gieng mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Als der König heim

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/255>, abgerufen am 28.11.2024.