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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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das Täubchen wieder geflogen und brachte ein anderes goldenes Schlüsselchen im Schnabel und sagte 'schließ dort den Baum auf, so wirst du ein Bett finden.' Da schloß es auf und fand ein schönes weiches Bettchen: da betete es zum lieben Gott, er möchte es behüten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am Morgen kam das Täubchen zum drittenmal, brachte wieder ein Schlüsselchen und sprach 'schließ dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden,' und wie es aufschloß, fand es Kleider mit Gold und Edelsteinen besetzt, so herrlich, wie sie keine Königstochter hat. Also lebte es da eine Zeit lang und kam das Täubchen alle Tage und sorgte für alles, was es bedurfte, und war das ein stilles, gutes Leben.

Einmal aber kam das Täubchen und sprach 'willst du mir etwas zu Liebe thun?' 'Von Herzen gerne' sagte das Mädchen. Da sprach das Täubchen 'ich will dich zu einem kleinen Häuschen führen, da geh hinein, mittendrein am Herd wird eine alte Frau sitzen und 'guten Tag' sagen. Aber gieb ihr bei Leibe keine Antwort sie mag auch anfangen, was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Thüre, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die laß aber liegen und suche einen schlichten heraus, der auch darunter sein muß, und bring ihn zu mir her, so geschwind du kannst.' Das Mädchen gieng zu dem Häuschen und trat zu der Thüre ein: da saß eine Alte, die machte große Augen wie sie es erblickte und sprach 'guten Tag mein Kind.' Es gab ihr aber keine Antwort und gieng auf die Thüre zu. 'Wo hinaus?' rief sie und faßte es beim Rock und wollte es festhalten, 'das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ichs nicht haben will.' Aber das Mädchen schwieg still, machte sich von ihr los und gieng gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine übergroße

das Täubchen wieder geflogen und brachte ein anderes goldenes Schlüsselchen im Schnabel und sagte ‘schließ dort den Baum auf, so wirst du ein Bett finden.’ Da schloß es auf und fand ein schönes weiches Bettchen: da betete es zum lieben Gott, er möchte es behüten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am Morgen kam das Täubchen zum drittenmal, brachte wieder ein Schlüsselchen und sprach ‘schließ dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden,’ und wie es aufschloß, fand es Kleider mit Gold und Edelsteinen besetzt, so herrlich, wie sie keine Königstochter hat. Also lebte es da eine Zeit lang und kam das Täubchen alle Tage und sorgte für alles, was es bedurfte, und war das ein stilles, gutes Leben.

Einmal aber kam das Täubchen und sprach ‘willst du mir etwas zu Liebe thun?’ ‘Von Herzen gerne’ sagte das Mädchen. Da sprach das Täubchen ‘ich will dich zu einem kleinen Häuschen führen, da geh hinein, mittendrein am Herd wird eine alte Frau sitzen und ‘guten Tag’ sagen. Aber gieb ihr bei Leibe keine Antwort sie mag auch anfangen, was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Thüre, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die laß aber liegen und suche einen schlichten heraus, der auch darunter sein muß, und bring ihn zu mir her, so geschwind du kannst.’ Das Mädchen gieng zu dem Häuschen und trat zu der Thüre ein: da saß eine Alte, die machte große Augen wie sie es erblickte und sprach ‘guten Tag mein Kind.’ Es gab ihr aber keine Antwort und gieng auf die Thüre zu. ‘Wo hinaus?’ rief sie und faßte es beim Rock und wollte es festhalten, ‘das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ichs nicht haben will.’ Aber das Mädchen schwieg still, machte sich von ihr los und gieng gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine übergroße

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[182/0194] das Täubchen wieder geflogen und brachte ein anderes goldenes Schlüsselchen im Schnabel und sagte ‘schließ dort den Baum auf, so wirst du ein Bett finden.’ Da schloß es auf und fand ein schönes weiches Bettchen: da betete es zum lieben Gott, er möchte es behüten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am Morgen kam das Täubchen zum drittenmal, brachte wieder ein Schlüsselchen und sprach ‘schließ dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden,’ und wie es aufschloß, fand es Kleider mit Gold und Edelsteinen besetzt, so herrlich, wie sie keine Königstochter hat. Also lebte es da eine Zeit lang und kam das Täubchen alle Tage und sorgte für alles, was es bedurfte, und war das ein stilles, gutes Leben. Einmal aber kam das Täubchen und sprach ‘willst du mir etwas zu Liebe thun?’ ‘Von Herzen gerne’ sagte das Mädchen. Da sprach das Täubchen ‘ich will dich zu einem kleinen Häuschen führen, da geh hinein, mittendrein am Herd wird eine alte Frau sitzen und ‘guten Tag’ sagen. Aber gieb ihr bei Leibe keine Antwort sie mag auch anfangen, was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Thüre, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die laß aber liegen und suche einen schlichten heraus, der auch darunter sein muß, und bring ihn zu mir her, so geschwind du kannst.’ Das Mädchen gieng zu dem Häuschen und trat zu der Thüre ein: da saß eine Alte, die machte große Augen wie sie es erblickte und sprach ‘guten Tag mein Kind.’ Es gab ihr aber keine Antwort und gieng auf die Thüre zu. ‘Wo hinaus?’ rief sie und faßte es beim Rock und wollte es festhalten, ‘das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ichs nicht haben will.’ Aber das Mädchen schwieg still, machte sich von ihr los und gieng gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine übergroße

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/194>, abgerufen am 22.11.2024.