Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.lieber Gott, was bist du mager! gewis lassen dich die Leute hungern: ich will dir aber jeden Tag mein halbes Essen bringen.' Von nun an brachte er dem Bilde jeden Tag die Hälfte von seinem Essen, und das Bild fieng auch an die Speise zu genießen. Wie ein paar Wochen herum waren, merkten die Leute daß das Bild zunahm, dick und stark ward, und wunderten sich sehr. Der Pfarrer konnt es auch nicht begreifen blieb in der Kirche und gieng dem Kleinen nach, da sah er wie der Knabe sein Brot mit der Mutter Gottes theilte und diese es auch annahm. Nach einiger Zeit wurde der Knabe krank und kam acht Tage lang nicht aus dem Bett; wie er aber wieder aufstehen konnte, war sein erstes daß er seine Speise der Mutter Gottes brachte. Der Pfarrer gieng ihm nach und hörte wie er sprach 'lieber Gott, nimms nicht übel, daß ich dir so lange nichts gebracht habe: ich war aber krank und konnte nicht aufstehen.' Da antwortete ihm das Bild und sprach 'ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist mir genug; nächsten Sonntag sollst du mit mir auf die Hochzeit kommen.' Der Knabe freute sich darüber und sagte es dem Pfarrer, der bat ihn hinzugehen und das Bild zu fragen ob er auch dürfte mitkommen. 'Nein,' antwortete das Bild, 'du allein.' Der Pfarrer wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Knabe zufrieden; und nächsten Sonntag, wie das Abendmahl an ihn kam, fiel er um, und war todt und war zur ewigen Hochzeit. lieber Gott, was bist du mager! gewis lassen dich die Leute hungern: ich will dir aber jeden Tag mein halbes Essen bringen.’ Von nun an brachte er dem Bilde jeden Tag die Hälfte von seinem Essen, und das Bild fieng auch an die Speise zu genießen. Wie ein paar Wochen herum waren, merkten die Leute daß das Bild zunahm, dick und stark ward, und wunderten sich sehr. Der Pfarrer konnt es auch nicht begreifen blieb in der Kirche und gieng dem Kleinen nach, da sah er wie der Knabe sein Brot mit der Mutter Gottes theilte und diese es auch annahm. Nach einiger Zeit wurde der Knabe krank und kam acht Tage lang nicht aus dem Bett; wie er aber wieder aufstehen konnte, war sein erstes daß er seine Speise der Mutter Gottes brachte. Der Pfarrer gieng ihm nach und hörte wie er sprach ‘lieber Gott, nimms nicht übel, daß ich dir so lange nichts gebracht habe: ich war aber krank und konnte nicht aufstehen.’ Da antwortete ihm das Bild und sprach ‘ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist mir genug; nächsten Sonntag sollst du mit mir auf die Hochzeit kommen.’ Der Knabe freute sich darüber und sagte es dem Pfarrer, der bat ihn hinzugehen und das Bild zu fragen ob er auch dürfte mitkommen. ‘Nein,’ antwortete das Bild, ‘du allein.’ Der Pfarrer wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Knabe zufrieden; und nächsten Sonntag, wie das Abendmahl an ihn kam, fiel er um, und war todt und war zur ewigen Hochzeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0573" n="561"/> lieber Gott, was bist du mager! gewis lassen dich die Leute hungern: ich will dir aber jeden Tag mein halbes Essen bringen.’ Von nun an brachte er dem Bilde jeden Tag die Hälfte von seinem Essen, und das Bild fieng auch an die Speise zu genießen. Wie ein paar Wochen herum waren, merkten die Leute daß das Bild zunahm, dick und stark ward, und wunderten sich sehr. Der Pfarrer konnt es auch nicht begreifen blieb in der Kirche und gieng dem Kleinen nach, da sah er wie der Knabe sein Brot mit der Mutter Gottes theilte und diese es auch annahm.</p><lb/> <p>Nach einiger Zeit wurde der Knabe krank und kam acht Tage lang nicht aus dem Bett; wie er aber wieder aufstehen konnte, war sein erstes daß er seine Speise der Mutter Gottes brachte. Der Pfarrer gieng ihm nach und hörte wie er sprach ‘lieber Gott, nimms nicht übel, daß ich dir so lange nichts gebracht habe: ich war aber krank und konnte nicht aufstehen.’ Da antwortete ihm das Bild und sprach ‘ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist mir genug; nächsten Sonntag sollst du mit mir auf die Hochzeit kommen.’ Der Knabe freute sich darüber und sagte es dem Pfarrer, der bat ihn hinzugehen und das Bild zu fragen ob er auch dürfte mitkommen. ‘Nein,’ antwortete das Bild, ‘du allein.’ Der Pfarrer wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Knabe zufrieden; und nächsten Sonntag, wie das Abendmahl an ihn kam, fiel er um, und war todt und war zur ewigen Hochzeit.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [561/0573]
lieber Gott, was bist du mager! gewis lassen dich die Leute hungern: ich will dir aber jeden Tag mein halbes Essen bringen.’ Von nun an brachte er dem Bilde jeden Tag die Hälfte von seinem Essen, und das Bild fieng auch an die Speise zu genießen. Wie ein paar Wochen herum waren, merkten die Leute daß das Bild zunahm, dick und stark ward, und wunderten sich sehr. Der Pfarrer konnt es auch nicht begreifen blieb in der Kirche und gieng dem Kleinen nach, da sah er wie der Knabe sein Brot mit der Mutter Gottes theilte und diese es auch annahm.
Nach einiger Zeit wurde der Knabe krank und kam acht Tage lang nicht aus dem Bett; wie er aber wieder aufstehen konnte, war sein erstes daß er seine Speise der Mutter Gottes brachte. Der Pfarrer gieng ihm nach und hörte wie er sprach ‘lieber Gott, nimms nicht übel, daß ich dir so lange nichts gebracht habe: ich war aber krank und konnte nicht aufstehen.’ Da antwortete ihm das Bild und sprach ‘ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist mir genug; nächsten Sonntag sollst du mit mir auf die Hochzeit kommen.’ Der Knabe freute sich darüber und sagte es dem Pfarrer, der bat ihn hinzugehen und das Bild zu fragen ob er auch dürfte mitkommen. ‘Nein,’ antwortete das Bild, ‘du allein.’ Der Pfarrer wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Knabe zufrieden; und nächsten Sonntag, wie das Abendmahl an ihn kam, fiel er um, und war todt und war zur ewigen Hochzeit.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-03T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |