Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.Gefängnis.' Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit. 'Bruderwichsstifel,' sprach der Soldat, 'wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.' Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat, daß eine Menge Menschen aus dem Stadtthor sich drängte die lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache heran gezogen kam. 'Was soll das heißen?' sprach er ganz verwundert zu dem Jäger 'Weißt du nicht' antwortete er, 'daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück und da gehen ihm alle entgegen.' 'Aber wo ist der König' sprach der Soldat, 'ich sehe ihn nicht'. 'Hier ist er,' antwortete der Jäger, 'ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.' Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach 'du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst keine Noth mehr leiden, ich will schon für dich sorgen. Und wenn du einmal ein Stück guten Braten essen willst, so gut als in dem Räuberhaus, so komm nur in die königliche Küche. Aber wenn du eine Gesundheit ausbringen willst, sollst du erst bei mir die Erlaubnis holen.' Gefängnis.’ Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit. ‘Bruderwichsstifel,’ sprach der Soldat, ‘wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.’ Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat, daß eine Menge Menschen aus dem Stadtthor sich drängte die lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache heran gezogen kam. ‘Was soll das heißen?’ sprach er ganz verwundert zu dem Jäger ‘Weißt du nicht’ antwortete er, ‘daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück und da gehen ihm alle entgegen.’ ‘Aber wo ist der König’ sprach der Soldat, ‘ich sehe ihn nicht’. ‘Hier ist er,’ antwortete der Jäger, ‘ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.’ Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach ‘du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst keine Noth mehr leiden, ich will schon für dich sorgen. Und wenn du einmal ein Stück guten Braten essen willst, so gut als in dem Räuberhaus, so komm nur in die königliche Küche. Aber wenn du eine Gesundheit ausbringen willst, sollst du erst bei mir die Erlaubnis holen.’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0551" n="539"/> Gefängnis.’ Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit.</p><lb/> <p>‘Bruderwichsstifel,’ sprach der Soldat, ‘wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.’ Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat, daß eine Menge Menschen aus dem Stadtthor sich drängte die lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache heran gezogen kam. ‘Was soll das heißen?’ sprach er ganz verwundert zu dem Jäger ‘Weißt du nicht’ antwortete er, ‘daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück und da gehen ihm alle <choice><sic>entgehen</sic><corr>entgegen</corr></choice>.’ ‘Aber wo ist der König’ sprach der Soldat, ‘ich sehe ihn nicht’. ‘Hier ist er,’ antwortete der Jäger, ‘ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.’ Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach ‘du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst keine Noth mehr leiden, ich will schon für dich sorgen. Und wenn du einmal ein Stück guten Braten essen willst, so gut als in dem Räuberhaus, so komm nur in die königliche Küche. Aber wenn du eine Gesundheit ausbringen willst, sollst du erst bei mir die Erlaubnis holen.’</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [539/0551]
Gefängnis.’ Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit.
‘Bruderwichsstifel,’ sprach der Soldat, ‘wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.’ Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat, daß eine Menge Menschen aus dem Stadtthor sich drängte die lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache heran gezogen kam. ‘Was soll das heißen?’ sprach er ganz verwundert zu dem Jäger ‘Weißt du nicht’ antwortete er, ‘daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück und da gehen ihm alle entgegen.’ ‘Aber wo ist der König’ sprach der Soldat, ‘ich sehe ihn nicht’. ‘Hier ist er,’ antwortete der Jäger, ‘ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.’ Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach ‘du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst keine Noth mehr leiden, ich will schon für dich sorgen. Und wenn du einmal ein Stück guten Braten essen willst, so gut als in dem Räuberhaus, so komm nur in die königliche Küche. Aber wenn du eine Gesundheit ausbringen willst, sollst du erst bei mir die Erlaubnis holen.’
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/551>, abgerufen am 17.02.2025. |