Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: 'aha, Vogel,' sprach er, 'treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: 'aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: 'aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,' holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte 'nun, Hans, was hast du gemacht?' Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte ‘nun, Hans, was hast du gemacht?’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="89"/> Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte ‘nun, Hans, was hast du gemacht?’ </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
Wanderung, und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte, und trug den Kehrdreck hinter die Thüre. Wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden, und gieng zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da standen die Kessel rings herum in der Hölle, und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätte er für sein Leben gerne hineingeschaut, es war ihm aber so streng verboten; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, gieng herbei, und hob vom ersten Kessel ein klein bischen den Deckel auf, und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: ‘aha, Vogel,’ sprach er, ‘treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ ließ geschwind den Deckel fallen, schürte das Feuer, und legte noch frisch zu. Danach gieng er zum zweiten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf, und guckte, da saß sein Fähnrich darin: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ machte den Deckel wieder zu, und trug noch einen Klotz herbei, der sollt ihn erst recht heiß machen. Nun wollt er auch sehen wer im dritten Kessel säße, da wars gar ein General: ‘aha, Vogel, treff ich dich hier? du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich,’ holte den Blasbalg, und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle, wusch sich nicht, kämmte sich nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die Nägel und Haare nicht, und wischte sich kein Wasser aus den Augen, und die sieben Jahre waren ihm so kurz, daß er meinte es wäre nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte ‘nun, Hans, was hast du gemacht?’
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