Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.umhienge, so wär er unsichtbar; der dritte aber sprach er hätte ein Pferd gefangen, mit dem könnte man den gläsernen Berg hinaufreiten. Da sprach der Mann 'für die drei Sachen will ich euch etwas geben, Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die noch mehr werth sind: doch muß ich vorher eine Probe machen, damit ich sehe ob ihr auch die Wahrheit gesagt habt.' Da ließen sie ihn aufs Pferd sitzen, hiengen ihm den Mantel um, und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge, und rief 'nun, ihr Bärenhäuter, seid ihr zufrieden?' Dann ritt er den Berg hinauf, und als er oben vor das Schloß kam, war es verschlossen; da schlug er mit dem Stock vor die Thür, gleich sprang sie auf, und er gieng hinein, und gieng die Treppe hinauf, oben in den Saal, da saß die Jungfrau, und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich stehen. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger, und warf ihn in den Kelch daß es klang. Da rief sie 'das ist mein Ring, so muß auch der Mann da sein, der mich erlösen wird.' Sie suchten im ganzen Schloß, und fanden ihn nicht, er war aber hinaus gegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt, und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Thor kamen, sahen sie ihn, und schrien vor Freude; und er stieg ab, und nahm die Königstochter in den Arm, da küßte sie ihn, und sagte 'jetzt hast du mich erlöst.' Darauf hielten sie Hochzeit, und lebten vergnügt mit einander. umhienge, so wär er unsichtbar; der dritte aber sprach er hätte ein Pferd gefangen, mit dem könnte man den gläsernen Berg hinaufreiten. Da sprach der Mann ‘für die drei Sachen will ich euch etwas geben, Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die noch mehr werth sind: doch muß ich vorher eine Probe machen, damit ich sehe ob ihr auch die Wahrheit gesagt habt.’ Da ließen sie ihn aufs Pferd sitzen, hiengen ihm den Mantel um, und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge, und rief ‘nun, ihr Bärenhäuter, seid ihr zufrieden?’ Dann ritt er den Berg hinauf, und als er oben vor das Schloß kam, war es verschlossen; da schlug er mit dem Stock vor die Thür, gleich sprang sie auf, und er gieng hinein, und gieng die Treppe hinauf, oben in den Saal, da saß die Jungfrau, und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich stehen. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger, und warf ihn in den Kelch daß es klang. Da rief sie ‘das ist mein Ring, so muß auch der Mann da sein, der mich erlösen wird.’ Sie suchten im ganzen Schloß, und fanden ihn nicht, er war aber hinaus gegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt, und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Thor kamen, sahen sie ihn, und schrien vor Freude; und er stieg ab, und nahm die Königstochter in den Arm, da küßte sie ihn, und sagte ‘jetzt hast du mich erlöst.’ Darauf hielten sie Hochzeit, und lebten vergnügt mit einander. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="54"/> umhienge, so wär er unsichtbar; der dritte aber sprach er hätte ein Pferd gefangen, mit dem könnte man den gläsernen Berg hinaufreiten. Da sprach der Mann ‘für die drei Sachen will ich euch etwas geben, Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die noch mehr werth sind: doch muß ich vorher eine Probe machen, damit ich sehe ob ihr auch die Wahrheit gesagt habt.’ Da ließen sie ihn aufs Pferd sitzen, hiengen ihm den Mantel um, und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge, und rief ‘nun, ihr Bärenhäuter, seid ihr zufrieden?’ Dann ritt er den Berg hinauf, und als er oben vor das Schloß kam, war es verschlossen; da schlug er mit dem Stock vor die Thür, gleich sprang sie auf, und er gieng hinein, und gieng die Treppe hinauf, oben in den Saal, da saß die Jungfrau, und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich stehen. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger, und warf ihn in den Kelch daß es klang. Da rief sie ‘das ist mein Ring, so muß auch der Mann da sein, der mich erlösen wird.’ Sie suchten im ganzen Schloß, und fanden ihn nicht, er war aber hinaus gegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt, und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Thor kamen, sahen sie ihn, und schrien vor Freude; und er stieg ab, und nahm die Königstochter in den Arm, da küßte sie ihn, und sagte ‘jetzt hast du mich erlöst.’ Darauf hielten sie Hochzeit, und lebten vergnügt mit einander.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [54/0064]
umhienge, so wär er unsichtbar; der dritte aber sprach er hätte ein Pferd gefangen, mit dem könnte man den gläsernen Berg hinaufreiten. Da sprach der Mann ‘für die drei Sachen will ich euch etwas geben, Geld habe ich zwar nicht, aber andere Dinge, die noch mehr werth sind: doch muß ich vorher eine Probe machen, damit ich sehe ob ihr auch die Wahrheit gesagt habt.’ Da ließen sie ihn aufs Pferd sitzen, hiengen ihm den Mantel um, und gaben ihm den Stock in die Hand, und wie er das alles hatte, konnten sie ihn nicht mehr sehen. Da gab er ihnen tüchtige Schläge, und rief ‘nun, ihr Bärenhäuter, seid ihr zufrieden?’ Dann ritt er den Berg hinauf, und als er oben vor das Schloß kam, war es verschlossen; da schlug er mit dem Stock vor die Thür, gleich sprang sie auf, und er gieng hinein, und gieng die Treppe hinauf, oben in den Saal, da saß die Jungfrau, und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich stehen. Sie konnte ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring, den sie ihm gegeben hatte, vom Finger, und warf ihn in den Kelch daß es klang. Da rief sie ‘das ist mein Ring, so muß auch der Mann da sein, der mich erlösen wird.’ Sie suchten im ganzen Schloß, und fanden ihn nicht, er war aber hinaus gegangen, hatte sich aufs Pferd gesetzt, und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Thor kamen, sahen sie ihn, und schrien vor Freude; und er stieg ab, und nahm die Königstochter in den Arm, da küßte sie ihn, und sagte ‘jetzt hast du mich erlöst.’ Darauf hielten sie Hochzeit, und lebten vergnügt mit einander.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |