Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.hernach sein Bett an, und wollte auf dem Stroh liegen, das nahm es ohne Widerrede an, legte sich in das Bettchen, und ließ dem Greis das harte Stroh. Am andern Morgen, wie es aufwachte, war der heil. Joseph nicht zu finden, doch darüber machte es sich keine Sorgen: es suchte hinter der Thüre nach einem Geldsack. Es kam ihm vor als läge etwas auf der Erde, doch weil es nicht recht unterscheiden konnte, was es war, bückte es sich, und stieß mit seiner Nase daran. Aber es blieb an der Nase hangen, und wie es sich aufrichtete, sah es zu seinem Schrecken, daß es noch eine zweite Nase war, die an der seinen festhieng. Da hub es an zu schreien und zu heulen, aber das half nichts, es mußte immer auf seine Nase sehen, wie die so weit hinausstand. Da lief es in einem Geschrei fort, bis es dem heil. Joseph begegnete, dem fiel es zu Füßen, und bat so lange, bis er aus Mitleid ihm die Nase wieder abnahm, und noch zwei Pfennige schenkte. Als es daheim ankam, stand vor der Thüre seine Mutter und fragte 'was hast du geschenkt kriegt?' Da log es, und antwortete 'einen großen Sack voll Gelds, aber ich habe ihn unterwegs verloren.' 'Verloren!' rief die Mutter, 'o den wollen wir schon wieder finden;' nahm es bei der Hand, und wollte mit ihm suchen. Zuerst fieng es an zu weinen, und wollte nicht mit gehen, endlich aber gieng es mit, doch auf dem Wege kamen so viele Eidechsen und Schlangen auf sie beide los, daß sie sich nicht zu retten wußten; sie stachen auch endlich das böse Kind todt, und die Mutter stachen sie in den Fuß, weil sie es nicht besser erzogen hatte. hernach sein Bett an, und wollte auf dem Stroh liegen, das nahm es ohne Widerrede an, legte sich in das Bettchen, und ließ dem Greis das harte Stroh. Am andern Morgen, wie es aufwachte, war der heil. Joseph nicht zu finden, doch darüber machte es sich keine Sorgen: es suchte hinter der Thüre nach einem Geldsack. Es kam ihm vor als läge etwas auf der Erde, doch weil es nicht recht unterscheiden konnte, was es war, bückte es sich, und stieß mit seiner Nase daran. Aber es blieb an der Nase hangen, und wie es sich aufrichtete, sah es zu seinem Schrecken, daß es noch eine zweite Nase war, die an der seinen festhieng. Da hub es an zu schreien und zu heulen, aber das half nichts, es mußte immer auf seine Nase sehen, wie die so weit hinausstand. Da lief es in einem Geschrei fort, bis es dem heil. Joseph begegnete, dem fiel es zu Füßen, und bat so lange, bis er aus Mitleid ihm die Nase wieder abnahm, und noch zwei Pfennige schenkte. Als es daheim ankam, stand vor der Thüre seine Mutter und fragte ‘was hast du geschenkt kriegt?’ Da log es, und antwortete ‘einen großen Sack voll Gelds, aber ich habe ihn unterwegs verloren.’ ‘Verloren!’ rief die Mutter, ‘o den wollen wir schon wieder finden;’ nahm es bei der Hand, und wollte mit ihm suchen. Zuerst fieng es an zu weinen, und wollte nicht mit gehen, endlich aber gieng es mit, doch auf dem Wege kamen so viele Eidechsen und Schlangen auf sie beide los, daß sie sich nicht zu retten wußten; sie stachen auch endlich das böse Kind todt, und die Mutter stachen sie in den Fuß, weil sie es nicht besser erzogen hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0518" n="508"/> hernach sein Bett an, und wollte auf dem Stroh liegen, das nahm es ohne Widerrede an, legte sich in das Bettchen, und ließ dem Greis das harte Stroh. Am andern Morgen, wie es aufwachte, war der heil. Joseph nicht zu finden, doch darüber machte es sich keine Sorgen: es suchte hinter der Thüre nach einem Geldsack. Es kam ihm vor als läge etwas auf der Erde, doch weil es nicht recht unterscheiden konnte, was es war, bückte es sich, und stieß mit seiner Nase daran. Aber es blieb an der Nase hangen, und wie es sich aufrichtete, sah es zu seinem Schrecken, daß es noch eine zweite Nase war, die an der seinen festhieng. Da hub es an zu schreien und zu heulen, aber das half nichts, es mußte immer auf seine Nase sehen, wie die so weit hinausstand. Da lief es in einem Geschrei fort, bis es dem heil. Joseph begegnete, dem fiel es zu Füßen, und bat so lange, bis er aus Mitleid ihm die Nase wieder abnahm, und noch zwei Pfennige schenkte. Als es daheim ankam, stand vor der Thüre seine Mutter und fragte ‘was hast du geschenkt kriegt?’ Da log es, und antwortete ‘einen großen Sack voll Gelds, aber ich habe ihn unterwegs verloren.’ ‘Verloren!’ rief die Mutter, ‘o den wollen wir schon wieder finden;’ nahm es bei der Hand, und wollte mit ihm suchen. Zuerst fieng es an zu weinen, und wollte nicht mit gehen, endlich aber gieng es mit, doch auf dem Wege kamen so viele Eidechsen und Schlangen auf sie beide los, daß sie sich nicht zu retten wußten; sie stachen auch endlich das böse Kind todt, und die Mutter stachen sie in den Fuß, weil sie es nicht besser erzogen hatte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [508/0518]
hernach sein Bett an, und wollte auf dem Stroh liegen, das nahm es ohne Widerrede an, legte sich in das Bettchen, und ließ dem Greis das harte Stroh. Am andern Morgen, wie es aufwachte, war der heil. Joseph nicht zu finden, doch darüber machte es sich keine Sorgen: es suchte hinter der Thüre nach einem Geldsack. Es kam ihm vor als läge etwas auf der Erde, doch weil es nicht recht unterscheiden konnte, was es war, bückte es sich, und stieß mit seiner Nase daran. Aber es blieb an der Nase hangen, und wie es sich aufrichtete, sah es zu seinem Schrecken, daß es noch eine zweite Nase war, die an der seinen festhieng. Da hub es an zu schreien und zu heulen, aber das half nichts, es mußte immer auf seine Nase sehen, wie die so weit hinausstand. Da lief es in einem Geschrei fort, bis es dem heil. Joseph begegnete, dem fiel es zu Füßen, und bat so lange, bis er aus Mitleid ihm die Nase wieder abnahm, und noch zwei Pfennige schenkte. Als es daheim ankam, stand vor der Thüre seine Mutter und fragte ‘was hast du geschenkt kriegt?’ Da log es, und antwortete ‘einen großen Sack voll Gelds, aber ich habe ihn unterwegs verloren.’ ‘Verloren!’ rief die Mutter, ‘o den wollen wir schon wieder finden;’ nahm es bei der Hand, und wollte mit ihm suchen. Zuerst fieng es an zu weinen, und wollte nicht mit gehen, endlich aber gieng es mit, doch auf dem Wege kamen so viele Eidechsen und Schlangen auf sie beide los, daß sie sich nicht zu retten wußten; sie stachen auch endlich das böse Kind todt, und die Mutter stachen sie in den Fuß, weil sie es nicht besser erzogen hatte.
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