Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel größer Stück Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abend kam es in das Hüttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm 'ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen.' Da antwortete das Kind 'iß als mit.' Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es 'nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.' Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thüre fand es ein Säckchen mit Geld, das war händelang, und darauf stand geschrieben es wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte. Da nahm es das Säckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon für sich.

Nun war die älteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Käse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Hüttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach 'ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen,' antwortete das Mädchen 'warte, bis ich satt bin, was ich dann überig lasse, das sollst du haben. Es aß aber beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das Schüsselchen ausschrappen. Der gute Alte bot ihm

in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel größer Stück Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abend kam es in das Hüttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm ‘ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen.’ Da antwortete das Kind ‘iß als mit.’ Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es ‘nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.’ Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thüre fand es ein Säckchen mit Geld, das war händelang, und darauf stand geschrieben es wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte. Da nahm es das Säckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon für sich.

Nun war die älteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Käse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Hüttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach ‘ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen,’ antwortete das Mädchen ‘warte, bis ich satt bin, was ich dann überig lasse, das sollst du haben. Es aß aber beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das Schüsselchen ausschrappen. Der gute Alte bot ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0517" n="507"/>
in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel größer Stück Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abend kam es in das Hüttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm &#x2018;ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen.&#x2019; Da antwortete das Kind &#x2018;iß als mit.&#x2019; Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es &#x2018;nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.&#x2019; Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thüre fand es ein Säckchen mit Geld, das war händelang, und darauf stand geschrieben es wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte. Da nahm es das Säckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon für sich.</p><lb/>
          <p>Nun war die älteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Käse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Hüttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach &#x2018;ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen,&#x2019; antwortete das Mädchen &#x2018;warte, bis ich satt bin, was ich dann überig lasse, das sollst du haben. Es aß aber beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das Schüsselchen ausschrappen. Der gute Alte bot ihm
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[507/0517] in den Wald zu gehen. Die Mutter gab ihm ein viel größer Stück Pfannkuchen und Brot mit. Es ergieng ihm nun gerade wie dem ersten Kinde. Abend kam es in das Hüttchen des heil. Joseph, der ihm Wurzeln zu einem Mus reichte. Als das fertig war, sprach er gleichfalls zu ihm ‘ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen.’ Da antwortete das Kind ‘iß als mit.’ Als ihm danach der heil. Joseph sein Bett anbot, und sich aufs Stroh legen wollte, antwortete es ‘nein, leg dich als mit ins Bett, wir haben ja beide wohl Platz darin.’ Der heil. Joseph nahm es auf den Arm, und legte es ins Bettchen, und legte sich ins Stroh. Morgens, als das Kind aufwachte und den heil. Joseph suchte, war er verschwunden, aber hinter der Thüre fand es ein Säckchen mit Geld, das war händelang, und darauf stand geschrieben es wäre für das Kind, das heute Nacht hier geschlafen hätte. Da nahm es das Säckchen, und lief damit heim, und brachte es seiner Mutter, doch behielt es heimlich davon für sich. Nun war die älteste Tochter neugierig geworden, und wollte den folgenden Morgen auch hinaus in den Wald. Die Mutter gab ihr Pfannkuchen mit, so viel sie wollte, Brot und auch Käse dazu. Abends fand sie den heil. Joseph in seinem Hüttchen gerade so, wie ihn die zwei andern gefunden hatten. Als das Mus fertig war, und der heil. Joseph sprach ‘ich bin so hungerig, gieb mir etwas von deinem Essen,’ antwortete das Mädchen ‘warte, bis ich satt bin, was ich dann überig lasse, das sollst du haben. Es aß aber beinah alles auf, und der heil. Joseph mußte das Schüsselchen ausschrappen. Der gute Alte bot ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/517
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/517>, abgerufen am 19.12.2024.