Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

meinem Wald?' fragte der Riese. 'Sie wollen dir den Garaus machen, und den Wald von einem Ungethüm, wie du bist, säubern.' 'Oho,' sagte der Riese, 'ich trete euch wie Ameisen todt.' 'Meinst du, du könntest gegen sie etwas ausrichten? Wenn du dich bückst, um einen zu packen, so springt er weg, und versteckt sich, so wie du dich aber niederlegst und schläfst, so kommen sie aus allen Gebüschen herbei, und kriechen an dir hinauf. Jeder hat einen Hammer von Stahl am Gürtel stecken, damit schlagen sie dir den Schädel ein.' Der Riese bekam Angst, und dachte 'wenn ich mich mit den listigen Erdwürmern befasse, so könnte es doch zu meinem Schaden ausschlagen.' 'Hör, kleiner Kerl,' sprach er, 'zieh wieder ab, ich verspreche dir, daß ich dich und deine Gesellen in Zukunft in Ruhe lassen will, und hast du noch einen Wunsch, so sags mir, ich will dir gerne einen Gefallen thun.' 'Du hast lange Beine,' sprach der Trommler, 'und kannst schneller laufen als ich, trag mich zum Glasberge, so will ich den Meinigen ein Zeichen zum Rückzug geben, und sie sollen dich diesmal in Ruhe lassen.' 'Komm her, Wurm,' sprach der Riese, 'setz dich auf meine Schulter, ich will dich hintragen, wohin du verlangst.' Der Riese hob ihn hinauf, und der Trommler fieng oben an nach Herzenslust auf der Trommel zu wirbeln. Der Riese dachte 'das wird das Zeichen sein, daß das andere Volk zurückgehen soll.' Nach einer Weile stand ein zweiter Riese am Weg, der nahm den Trommler dem ersten ab, und steckte ihn in sein Knopfloch. Der Trommler hielt sich an dem Knopf, und schaute sich ganz lustig um. Dann kamen sie zu einem dritten, der nahm

meinem Wald?’ fragte der Riese. ‘Sie wollen dir den Garaus machen, und den Wald von einem Ungethüm, wie du bist, säubern.’ ‘Oho,’ sagte der Riese, ‘ich trete euch wie Ameisen todt.’ ‘Meinst du, du könntest gegen sie etwas ausrichten? Wenn du dich bückst, um einen zu packen, so springt er weg, und versteckt sich, so wie du dich aber niederlegst und schläfst, so kommen sie aus allen Gebüschen herbei, und kriechen an dir hinauf. Jeder hat einen Hammer von Stahl am Gürtel stecken, damit schlagen sie dir den Schädel ein.’ Der Riese bekam Angst, und dachte ‘wenn ich mich mit den listigen Erdwürmern befasse, so könnte es doch zu meinem Schaden ausschlagen.’ ‘Hör, kleiner Kerl,’ sprach er, ‘zieh wieder ab, ich verspreche dir, daß ich dich und deine Gesellen in Zukunft in Ruhe lassen will, und hast du noch einen Wunsch, so sags mir, ich will dir gerne einen Gefallen thun.’ ‘Du hast lange Beine,’ sprach der Trommler, ‘und kannst schneller laufen als ich, trag mich zum Glasberge, so will ich den Meinigen ein Zeichen zum Rückzug geben, und sie sollen dich diesmal in Ruhe lassen.’ ‘Komm her, Wurm,’ sprach der Riese, ‘setz dich auf meine Schulter, ich will dich hintragen, wohin du verlangst.’ Der Riese hob ihn hinauf, und der Trommler fieng oben an nach Herzenslust auf der Trommel zu wirbeln. Der Riese dachte ‘das wird das Zeichen sein, daß das andere Volk zurückgehen soll.’ Nach einer Weile stand ein zweiter Riese am Weg, der nahm den Trommler dem ersten ab, und steckte ihn in sein Knopfloch. Der Trommler hielt sich an dem Knopf, und schaute sich ganz lustig um. Dann kamen sie zu einem dritten, der nahm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0501" n="491"/>
meinem Wald?&#x2019; fragte der Riese. &#x2018;Sie wollen dir den Garaus machen, und den Wald von einem Ungethüm, wie du bist, säubern.&#x2019; &#x2018;Oho,&#x2019; sagte der Riese, &#x2018;ich trete euch wie Ameisen todt.&#x2019; &#x2018;Meinst du, du könntest gegen sie etwas ausrichten? Wenn du dich bückst, um einen zu packen, so springt er weg, und versteckt sich, so wie du dich aber niederlegst und schläfst, so kommen sie aus allen Gebüschen herbei, und kriechen an dir hinauf. Jeder hat einen Hammer von Stahl am Gürtel stecken, damit schlagen sie dir den Schädel ein.&#x2019; Der Riese bekam Angst, und dachte &#x2018;wenn ich mich mit den listigen Erdwürmern befasse, so könnte es doch zu meinem Schaden ausschlagen.&#x2019; &#x2018;Hör, kleiner Kerl,&#x2019; sprach er, &#x2018;zieh wieder ab, ich verspreche dir, daß ich dich und deine Gesellen in Zukunft in Ruhe lassen will, und hast du noch einen Wunsch, so sags mir, ich will dir gerne einen Gefallen thun.&#x2019; &#x2018;Du hast lange Beine,&#x2019; sprach der Trommler, &#x2018;und kannst schneller laufen als ich, trag mich zum Glasberge, so will ich den Meinigen ein Zeichen zum Rückzug geben, und sie sollen dich diesmal in Ruhe lassen.&#x2019; &#x2018;Komm her, Wurm,&#x2019; sprach der Riese, &#x2018;setz dich auf meine Schulter, ich will dich hintragen, wohin du verlangst.&#x2019; Der Riese hob ihn hinauf, und der Trommler fieng oben an nach Herzenslust auf der Trommel zu wirbeln. Der Riese dachte &#x2018;das wird das Zeichen sein, daß das andere Volk zurückgehen soll.&#x2019; Nach einer Weile stand ein zweiter Riese am Weg, der nahm den Trommler dem ersten ab, und steckte ihn in sein Knopfloch. Der Trommler hielt sich an dem Knopf, und schaute sich ganz lustig um. Dann kamen sie zu einem dritten, der nahm
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[491/0501] meinem Wald?’ fragte der Riese. ‘Sie wollen dir den Garaus machen, und den Wald von einem Ungethüm, wie du bist, säubern.’ ‘Oho,’ sagte der Riese, ‘ich trete euch wie Ameisen todt.’ ‘Meinst du, du könntest gegen sie etwas ausrichten? Wenn du dich bückst, um einen zu packen, so springt er weg, und versteckt sich, so wie du dich aber niederlegst und schläfst, so kommen sie aus allen Gebüschen herbei, und kriechen an dir hinauf. Jeder hat einen Hammer von Stahl am Gürtel stecken, damit schlagen sie dir den Schädel ein.’ Der Riese bekam Angst, und dachte ‘wenn ich mich mit den listigen Erdwürmern befasse, so könnte es doch zu meinem Schaden ausschlagen.’ ‘Hör, kleiner Kerl,’ sprach er, ‘zieh wieder ab, ich verspreche dir, daß ich dich und deine Gesellen in Zukunft in Ruhe lassen will, und hast du noch einen Wunsch, so sags mir, ich will dir gerne einen Gefallen thun.’ ‘Du hast lange Beine,’ sprach der Trommler, ‘und kannst schneller laufen als ich, trag mich zum Glasberge, so will ich den Meinigen ein Zeichen zum Rückzug geben, und sie sollen dich diesmal in Ruhe lassen.’ ‘Komm her, Wurm,’ sprach der Riese, ‘setz dich auf meine Schulter, ich will dich hintragen, wohin du verlangst.’ Der Riese hob ihn hinauf, und der Trommler fieng oben an nach Herzenslust auf der Trommel zu wirbeln. Der Riese dachte ‘das wird das Zeichen sein, daß das andere Volk zurückgehen soll.’ Nach einer Weile stand ein zweiter Riese am Weg, der nahm den Trommler dem ersten ab, und steckte ihn in sein Knopfloch. Der Trommler hielt sich an dem Knopf, und schaute sich ganz lustig um. Dann kamen sie zu einem dritten, der nahm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/501
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/501>, abgerufen am 19.12.2024.