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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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einen Teich ausschöpfen, so kannst du auch ein Schloß bauen. Noch heute will ich es beziehen, und wenn etwas fehlt, sei es das geringste in Küche oder Keller, so weißt du was dir bevorsteht.' Sie trieb das Mädchen fort, und als es in das Thal kam, so lagen da die Felsen über einander aufgethürmt, mit aller seiner Kraft konnte es den kleinsten nicht einmal bewegen. Es setzte sich nieder und weinte, doch hoffte es auf den Beistand der guten Alten. Sie ließ auch nicht lange warten, kam und tröstete das Mädchen. 'Lege dich nur dort in den Schatten,' sprach sie, 'und schlafe, ich will dir das Schloß schon bauen. Wenn es dir Freude macht, so kannst du selbst darin wohnen.' Als das Mädchen weggegangen war, rührte die Alte die grauen Felsen an. Alsbald regten sie sich, rückten zusammen und standen da, als hätten Riesen die Mauer gebaut, darauf erhob sich das Gebäude, und es war als wenn unzählige Hände unsichtbar arbeiteten, und Stein auf Stein legten. Der Boden dröhnte, große Seulen stiegen von selbst in die Höhe, und stellten sich neben einander in Ordnung. Auf dem Dach legten sich die Ziegeln zurecht, und als es Mittag war, drehte sich schon die große goldene Wetterfahne auf der Spitze des Thurms. Das Innere des Schlosses war bis zum Abend vollendet. Wie es die Alte aufieng weiß ich nicht, aber die Wände der Zimmer waren mit Seide und Sammet bezogen, buntgestickte Stühle standen da und reichverzierte Armsessel an Tischen von Marmor, krystallne Kronleuchter hiengen in den Sälen, und spiegelten sich in dem glatten Boden: grüne Papageien saßen in goldnen Käfigen und fremde Vögel, die lieblich sangen: überall war eine Pracht,

einen Teich ausschöpfen, so kannst du auch ein Schloß bauen. Noch heute will ich es beziehen, und wenn etwas fehlt, sei es das geringste in Küche oder Keller, so weißt du was dir bevorsteht.’ Sie trieb das Mädchen fort, und als es in das Thal kam, so lagen da die Felsen über einander aufgethürmt, mit aller seiner Kraft konnte es den kleinsten nicht einmal bewegen. Es setzte sich nieder und weinte, doch hoffte es auf den Beistand der guten Alten. Sie ließ auch nicht lange warten, kam und tröstete das Mädchen. ‘Lege dich nur dort in den Schatten,’ sprach sie, ‘und schlafe, ich will dir das Schloß schon bauen. Wenn es dir Freude macht, so kannst du selbst darin wohnen.’ Als das Mädchen weggegangen war, rührte die Alte die grauen Felsen an. Alsbald regten sie sich, rückten zusammen und standen da, als hätten Riesen die Mauer gebaut, darauf erhob sich das Gebäude, und es war als wenn unzählige Hände unsichtbar arbeiteten, und Stein auf Stein legten. Der Boden dröhnte, große Seulen stiegen von selbst in die Höhe, und stellten sich neben einander in Ordnung. Auf dem Dach legten sich die Ziegeln zurecht, und als es Mittag war, drehte sich schon die große goldene Wetterfahne auf der Spitze des Thurms. Das Innere des Schlosses war bis zum Abend vollendet. Wie es die Alte aufieng weiß ich nicht, aber die Wände der Zimmer waren mit Seide und Sammet bezogen, buntgestickte Stühle standen da und reichverzierte Armsessel an Tischen von Marmor, krystallne Kronleuchter hiengen in den Sälen, und spiegelten sich in dem glatten Boden: grüne Papageien saßen in goldnen Käfigen und fremde Vögel, die lieblich sangen: überall war eine Pracht,

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[449/0459] einen Teich ausschöpfen, so kannst du auch ein Schloß bauen. Noch heute will ich es beziehen, und wenn etwas fehlt, sei es das geringste in Küche oder Keller, so weißt du was dir bevorsteht.’ Sie trieb das Mädchen fort, und als es in das Thal kam, so lagen da die Felsen über einander aufgethürmt, mit aller seiner Kraft konnte es den kleinsten nicht einmal bewegen. Es setzte sich nieder und weinte, doch hoffte es auf den Beistand der guten Alten. Sie ließ auch nicht lange warten, kam und tröstete das Mädchen. ‘Lege dich nur dort in den Schatten,’ sprach sie, ‘und schlafe, ich will dir das Schloß schon bauen. Wenn es dir Freude macht, so kannst du selbst darin wohnen.’ Als das Mädchen weggegangen war, rührte die Alte die grauen Felsen an. Alsbald regten sie sich, rückten zusammen und standen da, als hätten Riesen die Mauer gebaut, darauf erhob sich das Gebäude, und es war als wenn unzählige Hände unsichtbar arbeiteten, und Stein auf Stein legten. Der Boden dröhnte, große Seulen stiegen von selbst in die Höhe, und stellten sich neben einander in Ordnung. Auf dem Dach legten sich die Ziegeln zurecht, und als es Mittag war, drehte sich schon die große goldene Wetterfahne auf der Spitze des Thurms. Das Innere des Schlosses war bis zum Abend vollendet. Wie es die Alte aufieng weiß ich nicht, aber die Wände der Zimmer waren mit Seide und Sammet bezogen, buntgestickte Stühle standen da und reichverzierte Armsessel an Tischen von Marmor, krystallne Kronleuchter hiengen in den Sälen, und spiegelten sich in dem glatten Boden: grüne Papageien saßen in goldnen Käfigen und fremde Vögel, die lieblich sangen: überall war eine Pracht,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/459>, abgerufen am 19.12.2024.