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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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'der Bündel drückt ja so schwer als wären lauter Wackersteine darin, und die Äpfel und Birnen haben ein Gewicht, als wären sie von Blei; ich kann kaum athmen.' Er hatte Lust alles wieder abzulegen, aber die Alte ließ es nicht zu. 'Seht einmal,' sprach sie spöttisch, 'der junge Herr will nicht tragen was ich alte Frau schon so oft fortgeschleppt habe. Mit schönen Worten sind sie bei der Hand, aber wenns Ernst wird, so wollen sie sich aus dem Staub machen. Was steht ihr da,' fuhr sie fort, 'und zaudert, hebt die Beine auf. Es nimmt euch niemand den Bündel wieder ab.' So lange er auf ebener Erde gieng, wars noch auszuhalten, aber als sie an den Berg kamen, und steigen mußten, und die Steine hinter seinen Füßen hinabrollten, als wären sie lebendig, da giengs über seine Kräfte. Die Schweißtropfen standen ihm auf der Stirne, und liefen ihm bald heiß bald kalt über den Rücken hinab. 'Mütterchen,' sagte er, 'ich kann nicht weiter, ich will ein wenig ruhen.' 'Nichts da,' antwortete die Alte, 'wenn wir angelangt sind, so könnt ihr ausruhen, aber jetzt müßt ihr vorwärts. Wer weiß wozu euch das gut ist.' 'Alte, du wirst unverschämt,' sagte der Graf, und wollte das Tragtuch abwerfen, aber er bemühte sich vergeblich, es hieng so fest an seinem Rücken, als wenn es angewachsen wäre. Er drehte und wendete sich, aber er konnte es nicht wieder los werden. Die Alte lachte dazu, und sprang ganz vergnügt auf ihrer Krücke herum. 'Erzürnt euch nicht, lieber Herr,' sprach sie, 'ihr werdet ja so roth im Gesicht, wie ein Zinshahn. Tragt euern Bündel mit Geduld, wenn wir zu Hause angelangt sind, so will ich euch schon ein gutes Trinkgeld

‘der Bündel drückt ja so schwer als wären lauter Wackersteine darin, und die Äpfel und Birnen haben ein Gewicht, als wären sie von Blei; ich kann kaum athmen.’ Er hatte Lust alles wieder abzulegen, aber die Alte ließ es nicht zu. ‘Seht einmal,’ sprach sie spöttisch, ‘der junge Herr will nicht tragen was ich alte Frau schon so oft fortgeschleppt habe. Mit schönen Worten sind sie bei der Hand, aber wenns Ernst wird, so wollen sie sich aus dem Staub machen. Was steht ihr da,’ fuhr sie fort, ‘und zaudert, hebt die Beine auf. Es nimmt euch niemand den Bündel wieder ab.’ So lange er auf ebener Erde gieng, wars noch auszuhalten, aber als sie an den Berg kamen, und steigen mußten, und die Steine hinter seinen Füßen hinabrollten, als wären sie lebendig, da giengs über seine Kräfte. Die Schweißtropfen standen ihm auf der Stirne, und liefen ihm bald heiß bald kalt über den Rücken hinab. ‘Mütterchen,’ sagte er, ‘ich kann nicht weiter, ich will ein wenig ruhen.’ ‘Nichts da,’ antwortete die Alte, ‘wenn wir angelangt sind, so könnt ihr ausruhen, aber jetzt müßt ihr vorwärts. Wer weiß wozu euch das gut ist.’ ‘Alte, du wirst unverschämt,’ sagte der Graf, und wollte das Tragtuch abwerfen, aber er bemühte sich vergeblich, es hieng so fest an seinem Rücken, als wenn es angewachsen wäre. Er drehte und wendete sich, aber er konnte es nicht wieder los werden. Die Alte lachte dazu, und sprang ganz vergnügt auf ihrer Krücke herum. ‘Erzürnt euch nicht, lieber Herr,’ sprach sie, ‘ihr werdet ja so roth im Gesicht, wie ein Zinshahn. Tragt euern Bündel mit Geduld, wenn wir zu Hause angelangt sind, so will ich euch schon ein gutes Trinkgeld

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[410/0420] ‘der Bündel drückt ja so schwer als wären lauter Wackersteine darin, und die Äpfel und Birnen haben ein Gewicht, als wären sie von Blei; ich kann kaum athmen.’ Er hatte Lust alles wieder abzulegen, aber die Alte ließ es nicht zu. ‘Seht einmal,’ sprach sie spöttisch, ‘der junge Herr will nicht tragen was ich alte Frau schon so oft fortgeschleppt habe. Mit schönen Worten sind sie bei der Hand, aber wenns Ernst wird, so wollen sie sich aus dem Staub machen. Was steht ihr da,’ fuhr sie fort, ‘und zaudert, hebt die Beine auf. Es nimmt euch niemand den Bündel wieder ab.’ So lange er auf ebener Erde gieng, wars noch auszuhalten, aber als sie an den Berg kamen, und steigen mußten, und die Steine hinter seinen Füßen hinabrollten, als wären sie lebendig, da giengs über seine Kräfte. Die Schweißtropfen standen ihm auf der Stirne, und liefen ihm bald heiß bald kalt über den Rücken hinab. ‘Mütterchen,’ sagte er, ‘ich kann nicht weiter, ich will ein wenig ruhen.’ ‘Nichts da,’ antwortete die Alte, ‘wenn wir angelangt sind, so könnt ihr ausruhen, aber jetzt müßt ihr vorwärts. Wer weiß wozu euch das gut ist.’ ‘Alte, du wirst unverschämt,’ sagte der Graf, und wollte das Tragtuch abwerfen, aber er bemühte sich vergeblich, es hieng so fest an seinem Rücken, als wenn es angewachsen wäre. Er drehte und wendete sich, aber er konnte es nicht wieder los werden. Die Alte lachte dazu, und sprang ganz vergnügt auf ihrer Krücke herum. ‘Erzürnt euch nicht, lieber Herr,’ sprach sie, ‘ihr werdet ja so roth im Gesicht, wie ein Zinshahn. Tragt euern Bündel mit Geduld, wenn wir zu Hause angelangt sind, so will ich euch schon ein gutes Trinkgeld

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/420>, abgerufen am 23.12.2024.