Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.um sich herum; bei Tagesanbruch aber hörte alles auf. Wie der Müller aufgestanden war, wollt er nach ihm sehen, und verwunderte sich daß er noch lebte. Da sprach er 'ich habe Ohrfeigen gekriegt, aber ich habe auch Ohrfeigen ausgetheilt, und habe mich satt gegessen.' Der Müller freute sich, und sagte nun wäre die Mühle erlöst, und wollte ihm gern zur Belohnung viel Geld geben. Er sprach aber 'Geld will ich nicht, ich habe doch genug.' Dann nahm er sein Mehl auf den Rücken, gieng nach Haus, und sagte dem Amtmann er hätte die Sache ausgerichtet, und wollte nun seinen bedungenen Lohn haben. Wie der Amtmann das hörte, da ward ihm erst recht Angst, und er wußte sich nicht zu lassen, und er gieng in der Stube auf und ab, daß ihm die Schweißtropfen von der Stirne herunterliefen. Da machte er das Fenster auf nach ein wenig frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns, nun müßt ihr den anderen Streich hinnehmen, sie sagte aber 'ach nein, ich kanns nicht aushalten,' und machte auch ein Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr gleichfalls einen Tritt, daß sie auch hinaus flog, und noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief 'komm doch zu mir;' sie aber rief 'komm du lieber zu mir, ich kann nicht zu dir kommen.' Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange, und gieng weiter. um sich herum; bei Tagesanbruch aber hörte alles auf. Wie der Müller aufgestanden war, wollt er nach ihm sehen, und verwunderte sich daß er noch lebte. Da sprach er ‘ich habe Ohrfeigen gekriegt, aber ich habe auch Ohrfeigen ausgetheilt, und habe mich satt gegessen.’ Der Müller freute sich, und sagte nun wäre die Mühle erlöst, und wollte ihm gern zur Belohnung viel Geld geben. Er sprach aber ‘Geld will ich nicht, ich habe doch genug.’ Dann nahm er sein Mehl auf den Rücken, gieng nach Haus, und sagte dem Amtmann er hätte die Sache ausgerichtet, und wollte nun seinen bedungenen Lohn haben. Wie der Amtmann das hörte, da ward ihm erst recht Angst, und er wußte sich nicht zu lassen, und er gieng in der Stube auf und ab, daß ihm die Schweißtropfen von der Stirne herunterliefen. Da machte er das Fenster auf nach ein wenig frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns, nun müßt ihr den anderen Streich hinnehmen, sie sagte aber ‘ach nein, ich kanns nicht aushalten,’ und machte auch ein Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr gleichfalls einen Tritt, daß sie auch hinaus flog, und noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief ‘komm doch zu mir;’ sie aber rief ‘komm du lieber zu mir, ich kann nicht zu dir kommen.’ Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange, und gieng weiter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="32"/> um sich herum; bei Tagesanbruch aber hörte alles auf. Wie der Müller aufgestanden war, wollt er nach ihm sehen, und verwunderte sich daß er noch lebte. Da sprach er ‘ich habe Ohrfeigen gekriegt, aber ich habe auch Ohrfeigen ausgetheilt, und habe mich satt gegessen.’ Der Müller freute sich, und sagte nun wäre die Mühle erlöst, und wollte ihm gern zur Belohnung viel Geld geben. Er sprach aber ‘Geld will ich nicht, ich habe doch genug.’ Dann nahm er sein Mehl auf den Rücken, gieng nach Haus, und sagte dem Amtmann er hätte die Sache ausgerichtet, und wollte nun seinen bedungenen Lohn haben. Wie der Amtmann das hörte, da ward ihm erst recht Angst, und er wußte sich nicht zu lassen, und er gieng in der Stube auf und ab, daß ihm die Schweißtropfen von der Stirne herunterliefen. Da machte er das Fenster auf nach ein wenig frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns, nun müßt ihr den anderen Streich hinnehmen, sie sagte aber ‘ach nein, ich kanns nicht aushalten,’ und machte auch ein Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr gleichfalls einen Tritt, daß sie auch hinaus flog, und noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief ‘komm doch zu mir;’ sie aber rief ‘komm du lieber zu mir, ich kann nicht zu dir kommen.’ Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange, und gieng weiter.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [32/0042]
um sich herum; bei Tagesanbruch aber hörte alles auf. Wie der Müller aufgestanden war, wollt er nach ihm sehen, und verwunderte sich daß er noch lebte. Da sprach er ‘ich habe Ohrfeigen gekriegt, aber ich habe auch Ohrfeigen ausgetheilt, und habe mich satt gegessen.’ Der Müller freute sich, und sagte nun wäre die Mühle erlöst, und wollte ihm gern zur Belohnung viel Geld geben. Er sprach aber ‘Geld will ich nicht, ich habe doch genug.’ Dann nahm er sein Mehl auf den Rücken, gieng nach Haus, und sagte dem Amtmann er hätte die Sache ausgerichtet, und wollte nun seinen bedungenen Lohn haben. Wie der Amtmann das hörte, da ward ihm erst recht Angst, und er wußte sich nicht zu lassen, und er gieng in der Stube auf und ab, daß ihm die Schweißtropfen von der Stirne herunterliefen. Da machte er das Fenster auf nach ein wenig frischer Luft, eh er sichs aber versah, hatte ihm der Großknecht einen Tritt gegeben, daß er durchs Fenster in die Luft hinein flog, immer fort, bis ihn niemand mehr sehen konnte. Da sprach der Großknecht zur Frau des Amtmanns, nun müßt ihr den anderen Streich hinnehmen, sie sagte aber ‘ach nein, ich kanns nicht aushalten,’ und machte auch ein Fenster auf, weil ihr die Schweißtropfen die Stirne herunter liefen. Da gab er ihr gleichfalls einen Tritt, daß sie auch hinaus flog, und noch viel höher als ihr Mann. Der Mann rief ‘komm doch zu mir;’ sie aber rief ‘komm du lieber zu mir, ich kann nicht zu dir kommen.’ Und sie schwebten da in der Luft, und konnte keins zum andern, und ob sie da noch schweben, das weiß ich nicht; der junge Riese aber nahm seine Eisenstange, und gieng weiter.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |