Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.die in dem Lichte blinkten, und in der Mitte stand ein schwarzer Tisch, an dem vier andere Räuber saßen, und spielten, und oben an saß der Hauptmann. Dieser kam, als er die Frau sah, herbei, redete sie an, und sagte sie sollte nur ruhig und ohne Angst sein, sie thäten ihr nichts zu Leid, aber sie müßte das Hauswesen besorgen, und wenn sie alles in Ordnung hielte, so sollte sie es nicht schlimm bei ihnen haben. Darauf gaben sie ihr etwas zu essen, und zeigten ihr ein Bett, wo sie mit ihrem Kinde schlafen könnte. Die Frau blieb viele Jahre bei den Räubern, und Hans ward groß und stark. Die Mutter erzählte ihm Geschichten, und lehrte ihn in einem alten Ritterbuch, das sie in der Höhle fand, lesen. Als Hans neun Jahr alt war, machte er sich aus einem Tannenast einen starken Knüttel, und versteckte ihn hinter das Bett; dann gieng er zu seiner Mutter, und sprach 'liebe Mutter, sage mir jetzt einmal wer mein Vater ist, ich will und muß es wissen.' Die Mutter schwieg still, und wollte es ihm nicht sagen, damit er nicht das Heimweh bekäme; und die gottlosen Räuber hätten den Hans doch nicht fortgelassen. Aber es hätte ihr fast das Herz zersprengt, daß Hans nicht sollte zu seinem Vater kommen. In der Nacht als die Räuber von ihrem Raubzug heimkehrten, holte Hans seinen Knüttel hervor, stellte sich vor den Hauptmann, und sagte ['j]etzt will ich wissen wer mein Vater ist, und wenn du [mi]rs nicht gleich sagst, so schlag ich dich nieder.' Da [lach]te der Haptmann, und gab dem Hans eine Ohr[feige], daß er unter den Tisch kugelte. Hans machte sich [wied]er auf, schwieg und dachte 'ich will noch ein Jahr die in dem Lichte blinkten, und in der Mitte stand ein schwarzer Tisch, an dem vier andere Räuber saßen, und spielten, und oben an saß der Hauptmann. Dieser kam, als er die Frau sah, herbei, redete sie an, und sagte sie sollte nur ruhig und ohne Angst sein, sie thäten ihr nichts zu Leid, aber sie müßte das Hauswesen besorgen, und wenn sie alles in Ordnung hielte, so sollte sie es nicht schlimm bei ihnen haben. Darauf gaben sie ihr etwas zu essen, und zeigten ihr ein Bett, wo sie mit ihrem Kinde schlafen könnte. Die Frau blieb viele Jahre bei den Räubern, und Hans ward groß und stark. Die Mutter erzählte ihm Geschichten, und lehrte ihn in einem alten Ritterbuch, das sie in der Höhle fand, lesen. Als Hans neun Jahr alt war, machte er sich aus einem Tannenast einen starken Knüttel, und versteckte ihn hinter das Bett; dann gieng er zu seiner Mutter, und sprach ‘liebe Mutter, sage mir jetzt einmal wer mein Vater ist, ich will und muß es wissen.’ Die Mutter schwieg still, und wollte es ihm nicht sagen, damit er nicht das Heimweh bekäme; und die gottlosen Räuber hätten den Hans doch nicht fortgelassen. Aber es hätte ihr fast das Herz zersprengt, daß Hans nicht sollte zu seinem Vater kommen. In der Nacht als die Räuber von ihrem Raubzug heimkehrten, holte Hans seinen Knüttel hervor, stellte sich vor den Hauptmann, und sagte [‘j]etzt will ich wissen wer mein Vater ist, und wenn du [mi]rs nicht gleich sagst, so schlag ich dich nieder.’ Da [lach]te der Haptmann, und gab dem Hans eine Ohr[feige], daß er unter den Tisch kugelte. Hans machte sich [wied]er auf, schwieg und dachte ‘ich will noch ein Jahr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0374" n="364"/> die in dem Lichte blinkten, und in der Mitte stand ein schwarzer Tisch, an dem vier andere Räuber saßen, und spielten, und oben an saß der Hauptmann. Dieser kam, als er die Frau sah, herbei, redete sie an, und sagte sie sollte nur ruhig und ohne Angst sein, sie thäten ihr nichts zu Leid, aber sie müßte das Hauswesen besorgen, und wenn sie alles in Ordnung hielte, so sollte sie es nicht schlimm bei ihnen haben. Darauf gaben sie ihr etwas zu essen, und zeigten ihr ein Bett, wo sie mit ihrem Kinde schlafen könnte.</p><lb/> <p>Die Frau blieb viele Jahre bei den Räubern, und Hans ward groß und stark. Die Mutter erzählte ihm Geschichten, und lehrte ihn in einem alten Ritterbuch, das sie in der Höhle fand, lesen. Als Hans neun Jahr alt war, machte er sich aus einem Tannenast einen starken Knüttel, und versteckte ihn hinter das Bett; dann gieng er zu seiner Mutter, und sprach ‘liebe Mutter, sage mir jetzt einmal wer mein Vater ist, ich will und muß es wissen.’ Die Mutter schwieg still, und wollte es ihm nicht sagen, damit er nicht das Heimweh bekäme; und die gottlosen Räuber hätten den Hans doch nicht fortgelassen. Aber es hätte ihr fast das Herz zersprengt, daß Hans nicht sollte zu seinem Vater kommen. In der Nacht als die Räuber von ihrem Raubzug heimkehrten, holte Hans seinen Knüttel hervor, stellte sich vor den Hauptmann, und sagte <supplied>‘j</supplied>etzt will ich wissen wer mein Vater ist, und wenn du <supplied>mi</supplied>rs nicht gleich sagst, so schlag ich dich nieder.’ Da <supplied>lach</supplied>te der Haptmann, und gab dem Hans eine Ohr<supplied>feige</supplied>, daß er unter den Tisch kugelte. Hans machte sich <supplied>wied</supplied>er auf, schwieg und dachte ‘ich will noch ein Jahr </p> </div> </body> </text> </TEI> [364/0374]
die in dem Lichte blinkten, und in der Mitte stand ein schwarzer Tisch, an dem vier andere Räuber saßen, und spielten, und oben an saß der Hauptmann. Dieser kam, als er die Frau sah, herbei, redete sie an, und sagte sie sollte nur ruhig und ohne Angst sein, sie thäten ihr nichts zu Leid, aber sie müßte das Hauswesen besorgen, und wenn sie alles in Ordnung hielte, so sollte sie es nicht schlimm bei ihnen haben. Darauf gaben sie ihr etwas zu essen, und zeigten ihr ein Bett, wo sie mit ihrem Kinde schlafen könnte.
Die Frau blieb viele Jahre bei den Räubern, und Hans ward groß und stark. Die Mutter erzählte ihm Geschichten, und lehrte ihn in einem alten Ritterbuch, das sie in der Höhle fand, lesen. Als Hans neun Jahr alt war, machte er sich aus einem Tannenast einen starken Knüttel, und versteckte ihn hinter das Bett; dann gieng er zu seiner Mutter, und sprach ‘liebe Mutter, sage mir jetzt einmal wer mein Vater ist, ich will und muß es wissen.’ Die Mutter schwieg still, und wollte es ihm nicht sagen, damit er nicht das Heimweh bekäme; und die gottlosen Räuber hätten den Hans doch nicht fortgelassen. Aber es hätte ihr fast das Herz zersprengt, daß Hans nicht sollte zu seinem Vater kommen. In der Nacht als die Räuber von ihrem Raubzug heimkehrten, holte Hans seinen Knüttel hervor, stellte sich vor den Hauptmann, und sagte ‘jetzt will ich wissen wer mein Vater ist, und wenn du mirs nicht gleich sagst, so schlag ich dich nieder.’ Da lachte der Haptmann, und gab dem Hans eine Ohrfeige, daß er unter den Tisch kugelte. Hans machte sich wieder auf, schwieg und dachte ‘ich will noch ein Jahr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |