Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.120. Die drei Handwerksburschen. Es waren drei Handwerkbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern, und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden, und nichts zu leben hatten. Da sprach der eine 'was sollen wir anfangen? zusammenbleiben können wir nicht länger, das soll die letzte Stadt sein, wo wir jetzt hineinkommen; finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen daß wir ihm schreiben wo wir uns aufhalten, und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns trennen;' das schien den andern auch das Beste. Wie sie noch im Gerede waren, so kam ihnen ein reich gekleideter Mann entgegen, der fragte wer sie wären. 'Wir sind Handwerksleute, suchen Arbeit, und haben uns bisher zusammengehalten: weil wir aber keine mehr finden, wollen wir und trennen.' 'Ei, das hat keine Noth,' sprach der Mann, 'wenn ihr thun wollt, was ich euch sage, solls euch an Geld und Arbeit nicht fehlen; ja ihr sollt große Herren werden und in Kutschen fahren.' Der eine sprach 'wenns unserer Seele und Seligkeit nicht schadet, so wollen wirs wohl thun.' 'Nein,' antwortete der Mann, 'ich habe kein Theil an euch.' Der andere aber 120. Die drei Handwerksburschen. Es waren drei Handwerkbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern, und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden, und nichts zu leben hatten. Da sprach der eine ‘was sollen wir anfangen? zusammenbleiben können wir nicht länger, das soll die letzte Stadt sein, wo wir jetzt hineinkommen; finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen daß wir ihm schreiben wo wir uns aufhalten, und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns trennen;’ das schien den andern auch das Beste. Wie sie noch im Gerede waren, so kam ihnen ein reich gekleideter Mann entgegen, der fragte wer sie wären. ‘Wir sind Handwerksleute, suchen Arbeit, und haben uns bisher zusammengehalten: weil wir aber keine mehr finden, wollen wir und trennen.’ ‘Ei, das hat keine Noth,’ sprach der Mann, ‘wenn ihr thun wollt, was ich euch sage, solls euch an Geld und Arbeit nicht fehlen; ja ihr sollt große Herren werden und in Kutschen fahren.’ Der eine sprach ‘wenns unserer Seele und Seligkeit nicht schadet, so wollen wirs wohl thun.’ ‘Nein,’ antwortete der Mann, ‘ich habe kein Theil an euch.’ Der andere aber <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0199" n="189"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">120.<lb/> Die drei Handwerksburschen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s waren drei Handwerkbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern, und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden, und nichts zu leben hatten. Da sprach der eine ‘was sollen wir anfangen? zusammenbleiben können wir nicht länger, das soll die letzte Stadt sein, wo wir jetzt hineinkommen; finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen daß wir ihm schreiben wo wir uns aufhalten, und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns trennen;’ das schien den andern auch das Beste. Wie sie noch im Gerede waren, so kam ihnen ein reich gekleideter Mann entgegen, der fragte wer sie wären. ‘Wir sind Handwerksleute, suchen Arbeit, und haben uns bisher zusammengehalten: weil wir aber keine mehr finden, wollen wir und trennen.’ ‘Ei, das hat keine Noth,’ sprach der Mann, ‘wenn ihr thun wollt, was ich euch sage, solls euch an Geld und Arbeit nicht fehlen; ja ihr sollt große Herren werden und in Kutschen fahren.’ Der eine sprach ‘wenns unserer Seele und Seligkeit nicht schadet, so wollen wirs wohl thun.’ ‘Nein,’ antwortete der Mann, ‘ich habe kein Theil an euch.’ Der andere aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
120.
Die drei Handwerksburschen.
Es waren drei Handwerkbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern, und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden, und nichts zu leben hatten. Da sprach der eine ‘was sollen wir anfangen? zusammenbleiben können wir nicht länger, das soll die letzte Stadt sein, wo wir jetzt hineinkommen; finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen daß wir ihm schreiben wo wir uns aufhalten, und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns trennen;’ das schien den andern auch das Beste. Wie sie noch im Gerede waren, so kam ihnen ein reich gekleideter Mann entgegen, der fragte wer sie wären. ‘Wir sind Handwerksleute, suchen Arbeit, und haben uns bisher zusammengehalten: weil wir aber keine mehr finden, wollen wir und trennen.’ ‘Ei, das hat keine Noth,’ sprach der Mann, ‘wenn ihr thun wollt, was ich euch sage, solls euch an Geld und Arbeit nicht fehlen; ja ihr sollt große Herren werden und in Kutschen fahren.’ Der eine sprach ‘wenns unserer Seele und Seligkeit nicht schadet, so wollen wirs wohl thun.’ ‘Nein,’ antwortete der Mann, ‘ich habe kein Theil an euch.’ Der andere aber
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