Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.so in Gedanken dahin gieng, begegnete ihm ein kleines buntes Kätzchen, das sprach 'Hans, wo willst du hin?' 'Ach, du kannst mir doch nicht helfen.' 'Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,' sprach das Kätzchen, 'du willst einen hübschen Gaul haben. Komm mit mir, und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner als du dein Lebtag einen gesehen hast.' Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen, und hatte lauter Kätzchen, die ihr dienten, die sprangen flink die Treppe auf und ab, waren lustig und guter Dinge. Abends als sie sich zu Tisch setzten, mußten zwei Musik machen: eins strich den Baß, das andere blies die Trompete, und blies die Backen auf so sehr es nur konnte. Als sie gegessen hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze sagte 'nun komm, Hans, und tanz mit mir.' 'Nein' antwortete er, 'mit einer Minzekatze habe ich noch nicht getanzt, das thue ich nicht.' 'So bringt ihn ins Bett' sagte sie zu den Kätzchen. Eins leuchtete ihm in seine Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die Strümpfe, und eins endlich blies das Licht aus. Am andern Morgen kamen sie wieder, und halfen ihm aus dem Bett, eins zog ihm die Strümpfe an, eins band ihm die Strumpfbänder, eins holte die Schuhe, eins wusch ihn, und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das Gesicht ab. 'Das thut recht sanft' sagte Hans. Er mußte aber auch der Katze dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als so in Gedanken dahin gieng, begegnete ihm ein kleines buntes Kätzchen, das sprach ‘Hans, wo willst du hin?’ ‘Ach, du kannst mir doch nicht helfen.’ ‘Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,’ sprach das Kätzchen, ‘du willst einen hübschen Gaul haben. Komm mit mir, und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner als du dein Lebtag einen gesehen hast.’ Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen, und hatte lauter Kätzchen, die ihr dienten, die sprangen flink die Treppe auf und ab, waren lustig und guter Dinge. Abends als sie sich zu Tisch setzten, mußten zwei Musik machen: eins strich den Baß, das andere blies die Trompete, und blies die Backen auf so sehr es nur konnte. Als sie gegessen hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze sagte ‘nun komm, Hans, und tanz mit mir.’ ‘Nein’ antwortete er, ‘mit einer Minzekatze habe ich noch nicht getanzt, das thue ich nicht.’ ‘So bringt ihn ins Bett’ sagte sie zu den Kätzchen. Eins leuchtete ihm in seine Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die Strümpfe, und eins endlich blies das Licht aus. Am andern Morgen kamen sie wieder, und halfen ihm aus dem Bett, eins zog ihm die Strümpfe an, eins band ihm die Strumpfbänder, eins holte die Schuhe, eins wusch ihn, und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das Gesicht ab. ‘Das thut recht sanft’ sagte Hans. Er mußte aber auch der Katze dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0124" n="114"/> so in Gedanken dahin gieng, begegnete ihm ein kleines buntes Kätzchen, das sprach ‘Hans, wo willst du hin?’ ‘Ach, du kannst mir doch nicht helfen.’ ‘Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,’ sprach das Kätzchen, ‘du willst einen hübschen Gaul haben. Komm mit mir, und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner als du dein Lebtag einen gesehen hast.’ Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen, und hatte lauter Kätzchen, die ihr dienten, die sprangen flink die Treppe auf und ab, waren lustig und guter Dinge. Abends als sie sich zu Tisch setzten, mußten zwei Musik machen: eins strich den Baß, das andere blies die Trompete, und blies die Backen auf so sehr es nur konnte. Als sie gegessen hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze sagte ‘nun komm, Hans, und tanz mit mir.’ ‘Nein’ antwortete er, ‘mit einer Minzekatze habe ich noch nicht getanzt, das thue ich nicht.’ ‘So bringt ihn ins Bett’ sagte sie zu den Kätzchen. Eins leuchtete ihm in seine Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die Strümpfe, und eins endlich blies das Licht aus. Am andern Morgen kamen sie wieder, und halfen ihm aus dem Bett, eins zog ihm die Strümpfe an, eins band ihm die Strumpfbänder, eins holte die Schuhe, eins wusch ihn, und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das Gesicht ab. ‘Das thut recht sanft’ sagte Hans. Er mußte aber auch der Katze dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
so in Gedanken dahin gieng, begegnete ihm ein kleines buntes Kätzchen, das sprach ‘Hans, wo willst du hin?’ ‘Ach, du kannst mir doch nicht helfen.’ ‘Was dein Begehren ist, weiß ich wohl,’ sprach das Kätzchen, ‘du willst einen hübschen Gaul haben. Komm mit mir, und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner als du dein Lebtag einen gesehen hast.’ Da nahm sie ihn mit in ihr verwünschtes Schlößchen, und hatte lauter Kätzchen, die ihr dienten, die sprangen flink die Treppe auf und ab, waren lustig und guter Dinge. Abends als sie sich zu Tisch setzten, mußten zwei Musik machen: eins strich den Baß, das andere blies die Trompete, und blies die Backen auf so sehr es nur konnte. Als sie gegessen hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze sagte ‘nun komm, Hans, und tanz mit mir.’ ‘Nein’ antwortete er, ‘mit einer Minzekatze habe ich noch nicht getanzt, das thue ich nicht.’ ‘So bringt ihn ins Bett’ sagte sie zu den Kätzchen. Eins leuchtete ihm in seine Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die Strümpfe, und eins endlich blies das Licht aus. Am andern Morgen kamen sie wieder, und halfen ihm aus dem Bett, eins zog ihm die Strümpfe an, eins band ihm die Strumpfbänder, eins holte die Schuhe, eins wusch ihn, und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das Gesicht ab. ‘Das thut recht sanft’ sagte Hans. Er mußte aber auch der Katze dienen, und alle Tage Holz klein machen, dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte ers klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |