Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor, und sprach zu dem Mütterlein 'dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine Söhne sehen.' Die Alte blickte hin, und sah ihre beiden Kinder, der eine hieng am Galgen, der andere war auf ein Rad geflochten. Da sprach die Muhme 'siehst du, so wär es ihnen ergangen, wären sie im Leben geblieben, und hätte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu sich genommen.' Die Alte gieng zitternd nach Haus, und dankte Gott auf den Knien daß er es besser mit ihr gemacht hätte, als sie hätte begreifen können; und am dritten Tag legte sie sich, und starb.



Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor, und sprach zu dem Mütterlein ‘dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine Söhne sehen.’ Die Alte blickte hin, und sah ihre beiden Kinder, der eine hieng am Galgen, der andere war auf ein Rad geflochten. Da sprach die Muhme ‘siehst du, so wär es ihnen ergangen, wären sie im Leben geblieben, und hätte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu sich genommen.’ Die Alte gieng zitternd nach Haus, und dankte Gott auf den Knien daß er es besser mit ihr gemacht hätte, als sie hätte begreifen können; und am dritten Tag legte sie sich, und starb.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0436" n="415"/>
Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor, und sprach zu dem Mütterlein &#x2018;dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine Söhne sehen.&#x2019; Die Alte blickte hin, und sah ihre beiden Kinder, der eine hieng am Galgen, der andere war auf ein Rad geflochten. Da sprach die Muhme &#x2018;siehst du, so wär es ihnen ergangen, wären sie im Leben geblieben, und hätte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu sich genommen.&#x2019; Die Alte gieng zitternd nach Haus, und dankte Gott auf den Knien daß er es besser mit ihr gemacht hätte, als sie hätte begreifen können; und am dritten Tag legte sie sich, und starb.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0436] Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor, und sprach zu dem Mütterlein ‘dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine Söhne sehen.’ Die Alte blickte hin, und sah ihre beiden Kinder, der eine hieng am Galgen, der andere war auf ein Rad geflochten. Da sprach die Muhme ‘siehst du, so wär es ihnen ergangen, wären sie im Leben geblieben, und hätte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu sich genommen.’ Die Alte gieng zitternd nach Haus, und dankte Gott auf den Knien daß er es besser mit ihr gemacht hätte, als sie hätte begreifen können; und am dritten Tag legte sie sich, und starb.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/436
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/436>, abgerufen am 12.12.2024.