Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
7.
Muttergottesgläschen.

Es hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der schwer mit Wein beladen war, festgefahren, so das er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte. Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher, und als sie die Noth des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm 'ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen frei machen.' 'Gerne, antwortete der Fuhrmann, aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte.' Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit rothen Streifen ab, das Feldwinde heißt, und einem Glase sehr ähnlich sieht, und reichte es dem Fuhrmann. Der füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei, und der Fuhrmann konnte weiter fahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen.



7.
Muttergottesgläschen.

Es hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der schwer mit Wein beladen war, festgefahren, so das er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte. Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher, und als sie die Noth des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm ‘ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen frei machen.’ ‘Gerne, antwortete der Fuhrmann, aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte.’ Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit rothen Streifen ab, das Feldwinde heißt, und einem Glase sehr ähnlich sieht, und reichte es dem Fuhrmann. Der füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei, und der Fuhrmann konnte weiter fahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0434" n="413"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">7.<lb/>
Muttergottesgläschen.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>s hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der schwer mit Wein beladen war, festgefahren, so das er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte. Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher, und als sie die Noth des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm &#x2018;ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen frei machen.&#x2019; &#x2018;Gerne, antwortete der Fuhrmann, aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte.&#x2019; Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit rothen Streifen ab, das Feldwinde heißt, und einem Glase sehr ähnlich sieht, und reichte es dem Fuhrmann. Der füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei, und der Fuhrmann konnte weiter fahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0434] 7. Muttergottesgläschen. Es hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der schwer mit Wein beladen war, festgefahren, so das er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte. Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher, und als sie die Noth des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm ‘ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen frei machen.’ ‘Gerne, antwortete der Fuhrmann, aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte.’ Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit rothen Streifen ab, das Feldwinde heißt, und einem Glase sehr ähnlich sieht, und reichte es dem Fuhrmann. Der füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei, und der Fuhrmann konnte weiter fahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/434
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/434>, abgerufen am 22.12.2024.