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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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freiem Himmel verschworen, weil ich sonst um mein Leben gekommen wäre.' Er drang in sie, und ließ ihr keinen Frieden, aber er konnte nichts aus ihr herausbringen. Da sprach er 'wenn du mir nichts sagen willst, so klag dem Eisenofen da dein Leid,' und gieng fort. Da kroch sie in den Eisenofen, fieng an zu jammern und zu weinen, schüttete ihr Herz aus, und sprach 'da sitze ich nun von aller Welt verlassen, und bin doch eine Königstochter, und eine falsche Kammerjungfer hat mich mit Gewalt dahin gebracht daß ich meine königlichen Kleider habe ablegen müßen, und hat meinen Platz bei meinem Bräutigam eingenommen, und ich muß als Gänsemagd gemeine Dienste thun. 'Wenn das meine Mutter wüßte, das Herz im Leib thät ihr zerspringen.' Der alte König stand aber außen an der Ofenröhre, lauerte ihr zu, und hörte was sie sprach. Da kam er wieder herein, und hieß sie aus dem Ofen gehen. Da wurden ihr königliche Kleider angethan, und es schien ein Wunder wie sie so schön war. Der alte König rief seinen Sohn, und offenbarte ihm daß er die falsche Braut hätte, die wäre bloß ein Kammermädchen: die wahre aber stände hier, als die gewesene Gänsemagd. Der junge König aber war herzensfroh, als er ihre Schönheit und Tugend erblickte, und ein großes Mahl wurde angestellt, zu dem alle Leute und guten Freunde gebeten wurden. Obenan saß der Bräutigam, die Königstochter zur einen Seite und die Kammerjungfer zur andern, aber die Kammerjungfer war verblendet, und erkannte jene nicht mehr in dem glänzenden Schmuck. Als sie nun gegessen und getrunken hatten, und gutes

freiem Himmel verschworen, weil ich sonst um mein Leben gekommen wäre.’ Er drang in sie, und ließ ihr keinen Frieden, aber er konnte nichts aus ihr herausbringen. Da sprach er ‘wenn du mir nichts sagen willst, so klag dem Eisenofen da dein Leid,’ und gieng fort. Da kroch sie in den Eisenofen, fieng an zu jammern und zu weinen, schüttete ihr Herz aus, und sprach ‘da sitze ich nun von aller Welt verlassen, und bin doch eine Königstochter, und eine falsche Kammerjungfer hat mich mit Gewalt dahin gebracht daß ich meine königlichen Kleider habe ablegen müßen, und hat meinen Platz bei meinem Bräutigam eingenommen, und ich muß als Gänsemagd gemeine Dienste thun. ‘Wenn das meine Mutter wüßte, das Herz im Leib thät ihr zerspringen.’ Der alte König stand aber außen an der Ofenröhre, lauerte ihr zu, und hörte was sie sprach. Da kam er wieder herein, und hieß sie aus dem Ofen gehen. Da wurden ihr königliche Kleider angethan, und es schien ein Wunder wie sie so schön war. Der alte König rief seinen Sohn, und offenbarte ihm daß er die falsche Braut hätte, die wäre bloß ein Kammermädchen: die wahre aber stände hier, als die gewesene Gänsemagd. Der junge König aber war herzensfroh, als er ihre Schönheit und Tugend erblickte, und ein großes Mahl wurde angestellt, zu dem alle Leute und guten Freunde gebeten wurden. Obenan saß der Bräutigam, die Königstochter zur einen Seite und die Kammerjungfer zur andern, aber die Kammerjungfer war verblendet, und erkannte jene nicht mehr in dem glänzenden Schmuck. Als sie nun gegessen und getrunken hatten, und gutes

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[22/0043] freiem Himmel verschworen, weil ich sonst um mein Leben gekommen wäre.’ Er drang in sie, und ließ ihr keinen Frieden, aber er konnte nichts aus ihr herausbringen. Da sprach er ‘wenn du mir nichts sagen willst, so klag dem Eisenofen da dein Leid,’ und gieng fort. Da kroch sie in den Eisenofen, fieng an zu jammern und zu weinen, schüttete ihr Herz aus, und sprach ‘da sitze ich nun von aller Welt verlassen, und bin doch eine Königstochter, und eine falsche Kammerjungfer hat mich mit Gewalt dahin gebracht daß ich meine königlichen Kleider habe ablegen müßen, und hat meinen Platz bei meinem Bräutigam eingenommen, und ich muß als Gänsemagd gemeine Dienste thun. ‘Wenn das meine Mutter wüßte, das Herz im Leib thät ihr zerspringen.’ Der alte König stand aber außen an der Ofenröhre, lauerte ihr zu, und hörte was sie sprach. Da kam er wieder herein, und hieß sie aus dem Ofen gehen. Da wurden ihr königliche Kleider angethan, und es schien ein Wunder wie sie so schön war. Der alte König rief seinen Sohn, und offenbarte ihm daß er die falsche Braut hätte, die wäre bloß ein Kammermädchen: die wahre aber stände hier, als die gewesene Gänsemagd. Der junge König aber war herzensfroh, als er ihre Schönheit und Tugend erblickte, und ein großes Mahl wurde angestellt, zu dem alle Leute und guten Freunde gebeten wurden. Obenan saß der Bräutigam, die Königstochter zur einen Seite und die Kammerjungfer zur andern, aber die Kammerjungfer war verblendet, und erkannte jene nicht mehr in dem glänzenden Schmuck. Als sie nun gegessen und getrunken hatten, und gutes

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/43>, abgerufen am 18.12.2024.