Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

ere Fädere sölt ha us s' Vogelgrife Stehl, und denn hebe se emene Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und er sött der Vogelgrif froge wo der Schlüssel seig; denn seig eme andere Schloß e Tochter chrank, und er söt wüße was die Tochter chönt gsund mache; denn seig nig wid vo do es Wasser und e Ma derbi, de d' Lüt müeß übere träge, und er möcht au gern wüsse worum de Ma all Lüt müeß übere träge. Do säit die Frau 'ja lueget, mi guete Fründ, s' cha käi Christ mit em Vogelgrif rede, er frißt se all; wenn er aber wänd, so chönneder under sis Bett undere ligge, und z' Nacht, wenn er rächt fest schloft, so chönneder denn use länge, und em e Fädere usem Stehl riße; und wäge dene Sache, die ner wüße söttet, will i ne sälber froge. Der Hans isch e das alles z'friede gsi, und lit unders Bett undere. Z' Obe chunt der Vogelgrif häi, und wiener i d' Stube chunt, so säit er 'Frau, i schmöke ne Christ.' 'Jo,' säit do d' Frau, 's' isch hüt äine do gsi, aber er isch wieder furt;' und mit dem het der Vogelgrif nüt me gsäit. Z' mitzt e der Nacht, wo der Vogelgrif rächt gschnarchlet het, so längt der Hans ufe, und rißt em e Fädere usem Stehl. Do isch der Vogelgrif plötzle ufgjuckt, und säit 'Frau, i schmöcke ne Christ, und s' isch mer s' heb me öpper am Stehl zehrt.' De säit d' Frau 'de hesch gwüß traumet, und i ho der jo hüt scho gsäit, s' isch e Christ do gsi, aber isch wieder furt. Do het mer allerhand Sache verzellt. Si hebe ime Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und chönnene numme finde.' 'O di Nare,' säit der Vogelgrif, 'de Schlüssel lit im Holzhus hinder der Thör

ere Fädere sölt ha us s’ Vogelgrife Stehl, und denn hebe se emene Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und er sött der Vogelgrif froge wo der Schlüssel seig; denn seig eme andere Schloß e Tochter chrank, und er söt wüße was die Tochter chönt gsund mache; denn seig nig wid vo do es Wasser und e Ma derbi, de d’ Lüt müeß übere träge, und er möcht au gern wüsse worum de Ma all Lüt müeß übere träge. Do säit die Frau ‘ja lueget, mi guete Fründ, s’ cha käi Christ mit em Vogelgrif rede, er frißt se all; wenn er aber wänd, so chönneder under sis Bett undere ligge, und z’ Nacht, wenn er rächt fest schloft, so chönneder denn use länge, und em e Fädere usem Stehl riße; und wäge dene Sache, die ner wüße söttet, will i ne sälber froge. Der Hans isch e das alles z’friede gsi, und lit unders Bett undere. Z’ Obe chunt der Vogelgrif häi, und wiener i d’ Stube chunt, so säit er ‘Frau, i schmöke ne Christ.’ ‘Jo,’ säit do d’ Frau, ‘s’ isch hüt äine do gsi, aber er isch wieder furt;’ und mit dem het der Vogelgrif nüt me gsäit. Z’ mitzt e der Nacht, wo der Vogelgrif rächt gschnarchlet het, so längt der Hans ufe, und rißt em e Fädere usem Stehl. Do isch der Vogelgrif plötzle ufgjuckt, und säit ‘Frau, i schmöcke ne Christ, und s’ isch mer s’ heb me öpper am Stehl zehrt.’ De säit d’ Frau ‘de hesch gwüß traumet, und i ho der jo hüt scho gsäit, s’ isch e Christ do gsi, aber isch wieder furt. Do het mer allerhand Sache verzellt. Si hebe ime Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und chönnene numme finde.’ ‘O di Nare,’ säit der Vogelgrif, ‘de Schlüssel lit im Holzhus hinder der Thör

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0373" n="352"/>
ere Fädere sölt ha us s&#x2019; Vogelgrife Stehl, und denn hebe se emene Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und er sött der Vogelgrif froge wo der Schlüssel seig; denn seig eme andere Schloß e Tochter chrank, und er söt wüße was die Tochter chönt gsund mache; denn seig nig wid vo do es Wasser und e Ma derbi, de d&#x2019; Lüt müeß übere träge, und er möcht au gern wüsse worum de Ma all Lüt müeß übere träge. Do säit die Frau &#x2018;ja lueget, mi guete Fründ, s&#x2019; cha käi Christ mit em Vogelgrif rede, er frißt se all; wenn er aber wänd, so chönneder under sis Bett undere ligge, und z&#x2019; Nacht, wenn er rächt fest schloft, so chönneder denn use länge, und em e Fädere usem Stehl riße; und wäge dene Sache, die ner wüße söttet, will i ne sälber froge. Der Hans isch e das alles z&#x2019;friede gsi, und lit unders Bett undere. Z&#x2019; Obe chunt der Vogelgrif häi, und wiener i d&#x2019; Stube chunt, so säit er &#x2018;Frau, i schmöke ne Christ.&#x2019; &#x2018;Jo,&#x2019; säit do d&#x2019; Frau, &#x2018;s&#x2019; isch hüt äine do gsi, aber er isch wieder furt;&#x2019; und mit dem het der Vogelgrif nüt me gsäit. Z&#x2019; mitzt e der Nacht, wo der Vogelgrif rächt gschnarchlet het, so längt der Hans ufe, und rißt em e Fädere usem Stehl. Do isch der Vogelgrif plötzle ufgjuckt, und säit &#x2018;Frau, i schmöcke ne Christ, und s&#x2019; isch mer s&#x2019; heb me öpper am Stehl zehrt.&#x2019; De säit d&#x2019; Frau &#x2018;de hesch gwüß traumet, und i ho der jo hüt scho gsäit, s&#x2019; isch e Christ do gsi, aber isch wieder furt. Do het mer allerhand Sache verzellt. Si hebe ime Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und chönnene numme finde.&#x2019; &#x2018;O di Nare,&#x2019; säit der Vogelgrif, &#x2018;de Schlüssel lit im Holzhus hinder der Thör
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0373] ere Fädere sölt ha us s’ Vogelgrife Stehl, und denn hebe se emene Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und er sött der Vogelgrif froge wo der Schlüssel seig; denn seig eme andere Schloß e Tochter chrank, und er söt wüße was die Tochter chönt gsund mache; denn seig nig wid vo do es Wasser und e Ma derbi, de d’ Lüt müeß übere träge, und er möcht au gern wüsse worum de Ma all Lüt müeß übere träge. Do säit die Frau ‘ja lueget, mi guete Fründ, s’ cha käi Christ mit em Vogelgrif rede, er frißt se all; wenn er aber wänd, so chönneder under sis Bett undere ligge, und z’ Nacht, wenn er rächt fest schloft, so chönneder denn use länge, und em e Fädere usem Stehl riße; und wäge dene Sache, die ner wüße söttet, will i ne sälber froge. Der Hans isch e das alles z’friede gsi, und lit unders Bett undere. Z’ Obe chunt der Vogelgrif häi, und wiener i d’ Stube chunt, so säit er ‘Frau, i schmöke ne Christ.’ ‘Jo,’ säit do d’ Frau, ‘s’ isch hüt äine do gsi, aber er isch wieder furt;’ und mit dem het der Vogelgrif nüt me gsäit. Z’ mitzt e der Nacht, wo der Vogelgrif rächt gschnarchlet het, so längt der Hans ufe, und rißt em e Fädere usem Stehl. Do isch der Vogelgrif plötzle ufgjuckt, und säit ‘Frau, i schmöcke ne Christ, und s’ isch mer s’ heb me öpper am Stehl zehrt.’ De säit d’ Frau ‘de hesch gwüß traumet, und i ho der jo hüt scho gsäit, s’ isch e Christ do gsi, aber isch wieder furt. Do het mer allerhand Sache verzellt. Si hebe ime Schloß der Schlüssel zue nere Gäldchiste verlore, und chönnene numme finde.’ ‘O di Nare,’ säit der Vogelgrif, ‘de Schlüssel lit im Holzhus hinder der Thör

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/373
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/373>, abgerufen am 24.11.2024.