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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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'ich bitte, laßt mich zu guter Letzt noch einmal auf meiner Geige spielen.' Der Jude erhob ein Zetergeschrei, 'um Gotteswillen, erlaubts nicht, erlaubts nicht.' Allein der Richter sprach 'warum soll ich ihm die kurze Freude nicht gönnen: es ist ihm zugestanden, und dabei soll es sein Bewenden haben.' Auch konnte er es ihm nicht abschlagen, wegen der Gabe, die dem Knecht verliehen war. Der Jude aber rief 'au weih! au weih! bindet mich an, bindet mich fest.' Da nahm der gute Knecht seine Geige vom Hals, legte sie zurecht, und wie er den ersten Strich that, fieng alles an zu wabern und zu wanken, der Richter, die Schreiber, und die Gerichtsdiener, und dem, welcher den Juden festbinden wollte, fiel der Strick aus der Hand; beim zweiten Strich hoben alle die Beine, und der Henker ließ den guten Knecht los, und machte sich zum Tanze fertig; bei dem dritten Strich sprang alles in die Höhe, und fieng an zu tanzen, und der Richter und der Jude waren vorne, und sprangen am besten. Bald tanzte alles mit, was auf den Markt aus Neugierde herbei gekommen war, alte und junge, dicke und magere Leute untereinander: sogar die Hunde, die mitgelaufen waren, setzten sich auf die Hinterfüße, und hüpften mit. Und je länger er spielte, desto höher sprangen die Tänzer, daß sie sich einander an die Köpfe stießen, und anfiengen jämmerlich zu schreien. Endlich rief der Richter ganz außer Athem, 'ich schenke dir dein Leben, höre nur auf zu geigen.' Der gute Knecht ließ sich bewegen, setzte die Geige ab, hieng sie wieder um den Hals, und stieg die Leiter herab. Da trat er zu dem Juden, der auf der

‘ich bitte, laßt mich zu guter Letzt noch einmal auf meiner Geige spielen.’ Der Jude erhob ein Zetergeschrei, ‘um Gotteswillen, erlaubts nicht, erlaubts nicht.’ Allein der Richter sprach ‘warum soll ich ihm die kurze Freude nicht gönnen: es ist ihm zugestanden, und dabei soll es sein Bewenden haben.’ Auch konnte er es ihm nicht abschlagen, wegen der Gabe, die dem Knecht verliehen war. Der Jude aber rief ‘au weih! au weih! bindet mich an, bindet mich fest.’ Da nahm der gute Knecht seine Geige vom Hals, legte sie zurecht, und wie er den ersten Strich that, fieng alles an zu wabern und zu wanken, der Richter, die Schreiber, und die Gerichtsdiener, und dem, welcher den Juden festbinden wollte, fiel der Strick aus der Hand; beim zweiten Strich hoben alle die Beine, und der Henker ließ den guten Knecht los, und machte sich zum Tanze fertig; bei dem dritten Strich sprang alles in die Höhe, und fieng an zu tanzen, und der Richter und der Jude waren vorne, und sprangen am besten. Bald tanzte alles mit, was auf den Markt aus Neugierde herbei gekommen war, alte und junge, dicke und magere Leute untereinander: sogar die Hunde, die mitgelaufen waren, setzten sich auf die Hinterfüße, und hüpften mit. Und je länger er spielte, desto höher sprangen die Tänzer, daß sie sich einander an die Köpfe stießen, und anfiengen jämmerlich zu schreien. Endlich rief der Richter ganz außer Athem, ‘ich schenke dir dein Leben, höre nur auf zu geigen.’ Der gute Knecht ließ sich bewegen, setzte die Geige ab, hieng sie wieder um den Hals, und stieg die Leiter herab. Da trat er zu dem Juden, der auf der

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[134/0155] ‘ich bitte, laßt mich zu guter Letzt noch einmal auf meiner Geige spielen.’ Der Jude erhob ein Zetergeschrei, ‘um Gotteswillen, erlaubts nicht, erlaubts nicht.’ Allein der Richter sprach ‘warum soll ich ihm die kurze Freude nicht gönnen: es ist ihm zugestanden, und dabei soll es sein Bewenden haben.’ Auch konnte er es ihm nicht abschlagen, wegen der Gabe, die dem Knecht verliehen war. Der Jude aber rief ‘au weih! au weih! bindet mich an, bindet mich fest.’ Da nahm der gute Knecht seine Geige vom Hals, legte sie zurecht, und wie er den ersten Strich that, fieng alles an zu wabern und zu wanken, der Richter, die Schreiber, und die Gerichtsdiener, und dem, welcher den Juden festbinden wollte, fiel der Strick aus der Hand; beim zweiten Strich hoben alle die Beine, und der Henker ließ den guten Knecht los, und machte sich zum Tanze fertig; bei dem dritten Strich sprang alles in die Höhe, und fieng an zu tanzen, und der Richter und der Jude waren vorne, und sprangen am besten. Bald tanzte alles mit, was auf den Markt aus Neugierde herbei gekommen war, alte und junge, dicke und magere Leute untereinander: sogar die Hunde, die mitgelaufen waren, setzten sich auf die Hinterfüße, und hüpften mit. Und je länger er spielte, desto höher sprangen die Tänzer, daß sie sich einander an die Köpfe stießen, und anfiengen jämmerlich zu schreien. Endlich rief der Richter ganz außer Athem, ‘ich schenke dir dein Leben, höre nur auf zu geigen.’ Der gute Knecht ließ sich bewegen, setzte die Geige ab, hieng sie wieder um den Hals, und stieg die Leiter herab. Da trat er zu dem Juden, der auf der

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/155>, abgerufen am 25.11.2024.