Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

hatte, aber beide schwiegen still, und dachten 'der Hans muß auch von der Suppe kosten.' Der Hans, der den nächsten Tag daheim bleiben mußte, that seine Arbeit in der Küche, wie sichs gebührte, und als er oben stand und den Kessel abschaumte, kam das Männchen, und forderte ohne weiteres ein Stück Fleisch. Da dachte Hans 'es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen,' und reichte ihm ein Stück Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmüthige Hans gab es ihm, und sagte da wäre noch ein schönes Stück, damit sollte er zufrieden seyn. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. 'Du wirst unverschämt' sagte Hans, und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen, und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe daß er die Schloßtreppe hinabsprang; dann wollte er ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, über ihn hin. Als Hans sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus; Hans eilte ihm nach, und in den Wald hinein, und sah wie er in eine Felsenhöhle schlüpfte. Hans merkte sich die Stelle, und gieng heim. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzählte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht länger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte 'es ist euch ganz recht, warum seyd ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seyd so groß, und habt euch von dem Zwerg

hatte, aber beide schwiegen still, und dachten ‘der Hans muß auch von der Suppe kosten.’ Der Hans, der den naͤchsten Tag daheim bleiben mußte, that seine Arbeit in der Kuͤche, wie sichs gebuͤhrte, und als er oben stand und den Kessel abschaumte, kam das Maͤnnchen, und forderte ohne weiteres ein Stuͤck Fleisch. Da dachte Hans ‘es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen,’ und reichte ihm ein Stuͤck Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmuͤthige Hans gab es ihm, und sagte da waͤre noch ein schoͤnes Stuͤck, damit sollte er zufrieden seyn. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. ‘Du wirst unverschaͤmt’ sagte Hans, und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen, und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe daß er die Schloßtreppe hinabsprang; dann wollte er ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, uͤber ihn hin. Als Hans sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus; Hans eilte ihm nach, und in den Wald hinein, und sah wie er in eine Felsenhoͤhle schluͤpfte. Hans merkte sich die Stelle, und gieng heim. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzaͤhlte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht laͤnger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte ‘es ist euch ganz recht, warum seyd ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seyd so groß, und habt euch von dem Zwerg

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0375" n="359"/>
hatte, aber beide schwiegen still, und dachten &#x2018;der Hans muß auch von der Suppe kosten.&#x2019; Der Hans, der den na&#x0364;chsten Tag daheim bleiben mußte, that seine Arbeit in der Ku&#x0364;che, wie sichs gebu&#x0364;hrte, und als er oben stand und den Kessel abschaumte, kam das Ma&#x0364;nnchen, und forderte ohne weiteres ein Stu&#x0364;ck Fleisch. Da dachte Hans &#x2018;es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen,&#x2019; und reichte ihm ein Stu&#x0364;ck Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmu&#x0364;thige Hans gab es ihm, und sagte da wa&#x0364;re noch ein scho&#x0364;nes Stu&#x0364;ck, damit sollte er zufrieden seyn. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. &#x2018;Du wirst unverscha&#x0364;mt&#x2019; sagte Hans, und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen, und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe daß er die Schloßtreppe hinabsprang; dann wollte er ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, u&#x0364;ber ihn hin. Als Hans sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus; Hans eilte ihm nach, und in den Wald hinein, und sah wie er in eine Felsenho&#x0364;hle schlu&#x0364;pfte. Hans merkte sich die Stelle, und gieng heim. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erza&#x0364;hlte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht la&#x0364;nger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte &#x2018;es ist euch ganz recht, warum seyd ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seyd so groß, und habt euch von dem Zwerg
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0375] hatte, aber beide schwiegen still, und dachten ‘der Hans muß auch von der Suppe kosten.’ Der Hans, der den naͤchsten Tag daheim bleiben mußte, that seine Arbeit in der Kuͤche, wie sichs gebuͤhrte, und als er oben stand und den Kessel abschaumte, kam das Maͤnnchen, und forderte ohne weiteres ein Stuͤck Fleisch. Da dachte Hans ‘es ist ein armer Wicht, ich will ihm von meinem Antheil geben, damit die andern nicht zu kurz kommen,’ und reichte ihm ein Stuͤck Fleisch. Als es der Zwerg verzehrt hatte, verlangte er nochmals Fleisch, und der gutmuͤthige Hans gab es ihm, und sagte da waͤre noch ein schoͤnes Stuͤck, damit sollte er zufrieden seyn. Der Zwerg forderte aber zum drittenmal. ‘Du wirst unverschaͤmt’ sagte Hans, und gab ihm nichts. Da wollte der boshafte Zwerg an ihm hinaufspringen, und ihn wie den Tannendreher und Felsenklipperer behandeln, aber er kam an den unrechten. Hans gab ihm, ohne sich anzustrengen, ein paar Hiebe daß er die Schloßtreppe hinabsprang; dann wollte er ihm nachlaufen, fiel aber, so lang er war, uͤber ihn hin. Als Hans sich wieder aufgerichtet hatte, war ihm der Zwerg voraus; Hans eilte ihm nach, und in den Wald hinein, und sah wie er in eine Felsenhoͤhle schluͤpfte. Hans merkte sich die Stelle, und gieng heim. Die beiden andern, als sie nach Haus kamen, wunderten sich daß Hans so wohl auf war. Er erzaͤhlte ihnen was sich zugetragen hatte, und da verschwiegen sie nicht laͤnger wie es ihnen ergangen war. Hans lachte, und sagte ‘es ist euch ganz recht, warum seyd ihr so geitzig mit eurem Fleisch gewesen; aber es ist eine Schande, ihr seyd so groß, und habt euch von dem Zwerg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/375
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/375>, abgerufen am 25.11.2024.