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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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so großer Wuth aufeinander los, daß von ihrem Getrampel der Boden erzitterte, und die Luft von ihrem Geschrei erdröhnte. Es war lange ungewiß, welcher von beiden den Sieg davon tragen würde: endlich stieß der Hirsch seinem Gegner das Geweih in den Leib, worauf der Stier mit entsetzlichem Brüllen zur Erde sank, und durch einige Schläge des Hirsches völlig getödtet ward.

Der Schneider, welcher dem Kampfe mit Erstaunen zugesehen hatte, stand noch unbeweglich da, als der Hirsch in vollen Sprüngen auf ihn zu eilte und ihn, ehe er entfliehen konnte, mit seinem großen Geweihe gleichsam aufgabelte. Er konnte sich nicht lange besinnen, denn es gieng schnellen Laufes fort über Stock und Stein, Berg und Thal, Wiese und Wald. Er hielt sich mit beiden Händen an die Enden des Geweihes fest, und überließ sich seinem Schicksal. Es kam ihm aber nicht anders vor als fliege er davon. Endlich hielt der Hirsch vor einer Felsenwand still, und ließ den Schneider sanft herabfallen. Der Schneider, mehr todt als lebendig, bedurfte einiger Zeit um wieder zur Besinnung zu kommen. Als er sich einigermaßen erholt hatte, stieß der Hirsch, der neben ihm stehen geblieben war, sein Geweih mit solcher Gewalt gegen eine in dem Felsen befindliche Thüre daß sie aufsprang. Feuerflammen schlugen heraus, auf welche ein großer Dampf folgte, der den Hirsch seinen Augen entzog. Der Schneider wußte nicht was er thun und wohin er sich wenden sollte, um aus dieser Einöde wieder unter Menschen zu gelangen. Jndem er also unschlüssig stand, tönte eine Stimme aus dem Felsen, die ihm zurief 'tritt ohne Furcht herein, dir soll kein Leid

so großer Wuth aufeinander los, daß von ihrem Getrampel der Boden erzitterte, und die Luft von ihrem Geschrei erdroͤhnte. Es war lange ungewiß, welcher von beiden den Sieg davon tragen wuͤrde: endlich stieß der Hirsch seinem Gegner das Geweih in den Leib, worauf der Stier mit entsetzlichem Bruͤllen zur Erde sank, und durch einige Schlaͤge des Hirsches voͤllig getoͤdtet ward.

Der Schneider, welcher dem Kampfe mit Erstaunen zugesehen hatte, stand noch unbeweglich da, als der Hirsch in vollen Spruͤngen auf ihn zu eilte und ihn, ehe er entfliehen konnte, mit seinem großen Geweihe gleichsam aufgabelte. Er konnte sich nicht lange besinnen, denn es gieng schnellen Laufes fort uͤber Stock und Stein, Berg und Thal, Wiese und Wald. Er hielt sich mit beiden Haͤnden an die Enden des Geweihes fest, und uͤberließ sich seinem Schicksal. Es kam ihm aber nicht anders vor als fliege er davon. Endlich hielt der Hirsch vor einer Felsenwand still, und ließ den Schneider sanft herabfallen. Der Schneider, mehr todt als lebendig, bedurfte einiger Zeit um wieder zur Besinnung zu kommen. Als er sich einigermaßen erholt hatte, stieß der Hirsch, der neben ihm stehen geblieben war, sein Geweih mit solcher Gewalt gegen eine in dem Felsen befindliche Thuͤre daß sie aufsprang. Feuerflammen schlugen heraus, auf welche ein großer Dampf folgte, der den Hirsch seinen Augen entzog. Der Schneider wußte nicht was er thun und wohin er sich wenden sollte, um aus dieser Einoͤde wieder unter Menschen zu gelangen. Jndem er also unschluͤssig stand, toͤnte eine Stimme aus dem Felsen, die ihm zurief ‘tritt ohne Furcht herein, dir soll kein Leid

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[333/0349] so großer Wuth aufeinander los, daß von ihrem Getrampel der Boden erzitterte, und die Luft von ihrem Geschrei erdroͤhnte. Es war lange ungewiß, welcher von beiden den Sieg davon tragen wuͤrde: endlich stieß der Hirsch seinem Gegner das Geweih in den Leib, worauf der Stier mit entsetzlichem Bruͤllen zur Erde sank, und durch einige Schlaͤge des Hirsches voͤllig getoͤdtet ward. Der Schneider, welcher dem Kampfe mit Erstaunen zugesehen hatte, stand noch unbeweglich da, als der Hirsch in vollen Spruͤngen auf ihn zu eilte und ihn, ehe er entfliehen konnte, mit seinem großen Geweihe gleichsam aufgabelte. Er konnte sich nicht lange besinnen, denn es gieng schnellen Laufes fort uͤber Stock und Stein, Berg und Thal, Wiese und Wald. Er hielt sich mit beiden Haͤnden an die Enden des Geweihes fest, und uͤberließ sich seinem Schicksal. Es kam ihm aber nicht anders vor als fliege er davon. Endlich hielt der Hirsch vor einer Felsenwand still, und ließ den Schneider sanft herabfallen. Der Schneider, mehr todt als lebendig, bedurfte einiger Zeit um wieder zur Besinnung zu kommen. Als er sich einigermaßen erholt hatte, stieß der Hirsch, der neben ihm stehen geblieben war, sein Geweih mit solcher Gewalt gegen eine in dem Felsen befindliche Thuͤre daß sie aufsprang. Feuerflammen schlugen heraus, auf welche ein großer Dampf folgte, der den Hirsch seinen Augen entzog. Der Schneider wußte nicht was er thun und wohin er sich wenden sollte, um aus dieser Einoͤde wieder unter Menschen zu gelangen. Jndem er also unschluͤssig stand, toͤnte eine Stimme aus dem Felsen, die ihm zurief ‘tritt ohne Furcht herein, dir soll kein Leid

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/349>, abgerufen am 22.11.2024.