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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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so ein Ungethüm noch nicht; aus was für Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geräths allein, und du bist ein Glückskind.' 'Ach nein,' sagte der Bauer, 'ein Glückskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr nähren konnte, den Soldatenrock an den Nagel hieng, und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich, und Euch, Herr König, auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen.' Da empfand der König Mitleid mit ihm, und sprach 'deiner Armuth sollst du überhoben und so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.' Da schenkte er ihm eine Menge Gold, Äcker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hörte, was sein Bruder mit einer einzigen Rübe erworben hatte, beneidete er ihn, und sann hin und her wie er sich auch ein solches Glück zuwenden könnte. Er wollts aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde, und brachte sie dem König, und meinte nicht anders, der würde ihm ein viel größeres Gegengeschenk machen, denn hätte sein Bruder so viel für eine Rübe bekommen, was würde es ihm für so schöne Dinge nicht alles tragen. Der König nahm das Geschenk, und sagte er wüßte ihm nichts wieder zu geben, das seltner und besser wäre, als die große Rübe. Also mußte der Reiche seines Bruders Rübe auf einen Wagen legen, und nach Haus fahren lassen. Daheim wußte er nicht an wem er seinen Zorn und Aerger auslassen sollte, bis ihm böse Gedanken kamen, und er beschloß seinen Bruder zu tödten. Er gewann

so ein Ungethuͤm noch nicht; aus was fuͤr Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geraͤths allein, und du bist ein Gluͤckskind.’ ‘Ach nein,’ sagte der Bauer, ‘ein Gluͤckskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr naͤhren konnte, den Soldatenrock an den Nagel hieng, und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich, und Euch, Herr Koͤnig, auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen.’ Da empfand der Koͤnig Mitleid mit ihm, und sprach ‘deiner Armuth sollst du uͤberhoben und so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.’ Da schenkte er ihm eine Menge Gold, Äcker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hoͤrte, was sein Bruder mit einer einzigen Ruͤbe erworben hatte, beneidete er ihn, und sann hin und her wie er sich auch ein solches Gluͤck zuwenden koͤnnte. Er wollts aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde, und brachte sie dem Koͤnig, und meinte nicht anders, der wuͤrde ihm ein viel groͤßeres Gegengeschenk machen, denn haͤtte sein Bruder so viel fuͤr eine Ruͤbe bekommen, was wuͤrde es ihm fuͤr so schoͤne Dinge nicht alles tragen. Der Koͤnig nahm das Geschenk, und sagte er wuͤßte ihm nichts wieder zu geben, das seltner und besser waͤre, als die große Ruͤbe. Also mußte der Reiche seines Bruders Ruͤbe auf einen Wagen legen, und nach Haus fahren lassen. Daheim wußte er nicht an wem er seinen Zorn und Aerger auslassen sollte, bis ihm boͤse Gedanken kamen, und er beschloß seinen Bruder zu toͤdten. Er gewann

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[293/0309] so ein Ungethuͤm noch nicht; aus was fuͤr Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geraͤths allein, und du bist ein Gluͤckskind.’ ‘Ach nein,’ sagte der Bauer, ‘ein Gluͤckskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr naͤhren konnte, den Soldatenrock an den Nagel hieng, und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich, und Euch, Herr Koͤnig, auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen.’ Da empfand der Koͤnig Mitleid mit ihm, und sprach ‘deiner Armuth sollst du uͤberhoben und so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.’ Da schenkte er ihm eine Menge Gold, Äcker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hoͤrte, was sein Bruder mit einer einzigen Ruͤbe erworben hatte, beneidete er ihn, und sann hin und her wie er sich auch ein solches Gluͤck zuwenden koͤnnte. Er wollts aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde, und brachte sie dem Koͤnig, und meinte nicht anders, der wuͤrde ihm ein viel groͤßeres Gegengeschenk machen, denn haͤtte sein Bruder so viel fuͤr eine Ruͤbe bekommen, was wuͤrde es ihm fuͤr so schoͤne Dinge nicht alles tragen. Der Koͤnig nahm das Geschenk, und sagte er wuͤßte ihm nichts wieder zu geben, das seltner und besser waͤre, als die große Ruͤbe. Also mußte der Reiche seines Bruders Ruͤbe auf einen Wagen legen, und nach Haus fahren lassen. Daheim wußte er nicht an wem er seinen Zorn und Aerger auslassen sollte, bis ihm boͤse Gedanken kamen, und er beschloß seinen Bruder zu toͤdten. Er gewann

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/309>, abgerufen am 23.11.2024.