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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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Jüngling, 'siehst du,' sprach er, 'wer ich bin, und daß ich deiner werth war.' Da ward die Braut froh, küßte ihn, und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder über, und hätte kein Mensch gedacht was für einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte König gegangen, 'ei,' rief er, 'ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig,' sagte er zu seiner Tochter, 'daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?' 'Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschönste wäre, und will ihn mein Lebtag behalten.' Der König wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam, und offenbarte ihm alles. Der König sprach 'das ist nimmermehr wahr.' 'So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdets mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr König, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie ins Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen.' 'Dein Rath ist gut' sprach der König, und Abends, als sie schliefen, schlich er sich hinein, und wie er zum Bett kam, sah er im Mondschein einen stolzen Jüngling da ruhen, und die Haut lag abgestreift auf der Erde. Da nahm er sie weg, und ließ draußen ein gewaltiges Feuer anmachen, und die Haut hineinwerfen, und blieb selber dabei, bis sie ganz zu Asche verbrannt war. Weil er aber sehen wollte wie sich der Beraubte anstellen würde, blieb er die Nacht wach, und lauschte. Als der Jüngling ausgeschlafen hatte, beim ersten Morgenschein, stand er auf, und wollte die Eselshaut anziehen, aber sie war nicht zu finden Da erschrack er, und sprach voll Trauer und Angst 'nun muß ich

Juͤngling, ‘siehst du,’ sprach er, ‘wer ich bin, und daß ich deiner werth war.’ Da ward die Braut froh, kuͤßte ihn, und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder uͤber, und haͤtte kein Mensch gedacht was fuͤr einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte Koͤnig gegangen, ‘ei,’ rief er, ‘ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig,’ sagte er zu seiner Tochter, ‘daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?’ ‘Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschoͤnste waͤre, und will ihn mein Lebtag behalten.’ Der Koͤnig wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam, und offenbarte ihm alles. Der Koͤnig sprach ‘das ist nimmermehr wahr.’ ‘So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdets mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr Koͤnig, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie ins Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen.’ ‘Dein Rath ist gut’ sprach der Koͤnig, und Abends, als sie schliefen, schlich er sich hinein, und wie er zum Bett kam, sah er im Mondschein einen stolzen Juͤngling da ruhen, und die Haut lag abgestreift auf der Erde. Da nahm er sie weg, und ließ draußen ein gewaltiges Feuer anmachen, und die Haut hineinwerfen, und blieb selber dabei, bis sie ganz zu Asche verbrannt war. Weil er aber sehen wollte wie sich der Beraubte anstellen wuͤrde, blieb er die Nacht wach, und lauschte. Als der Juͤngling ausgeschlafen hatte, beim ersten Morgenschein, stand er auf, und wollte die Eselshaut anziehen, aber sie war nicht zu finden Da erschrack er, und sprach voll Trauer und Angst ‘nun muß ich

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[289/0305] Juͤngling, ‘siehst du,’ sprach er, ‘wer ich bin, und daß ich deiner werth war.’ Da ward die Braut froh, kuͤßte ihn, und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder uͤber, und haͤtte kein Mensch gedacht was fuͤr einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte Koͤnig gegangen, ‘ei,’ rief er, ‘ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig,’ sagte er zu seiner Tochter, ‘daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?’ ‘Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschoͤnste waͤre, und will ihn mein Lebtag behalten.’ Der Koͤnig wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam, und offenbarte ihm alles. Der Koͤnig sprach ‘das ist nimmermehr wahr.’ ‘So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdets mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr Koͤnig, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie ins Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen.’ ‘Dein Rath ist gut’ sprach der Koͤnig, und Abends, als sie schliefen, schlich er sich hinein, und wie er zum Bett kam, sah er im Mondschein einen stolzen Juͤngling da ruhen, und die Haut lag abgestreift auf der Erde. Da nahm er sie weg, und ließ draußen ein gewaltiges Feuer anmachen, und die Haut hineinwerfen, und blieb selber dabei, bis sie ganz zu Asche verbrannt war. Weil er aber sehen wollte wie sich der Beraubte anstellen wuͤrde, blieb er die Nacht wach, und lauschte. Als der Juͤngling ausgeschlafen hatte, beim ersten Morgenschein, stand er auf, und wollte die Eselshaut anziehen, aber sie war nicht zu finden Da erschrack er, und sprach voll Trauer und Angst ‘nun muß ich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/305>, abgerufen am 23.11.2024.