Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Einmal Abends, während die schwarze Braut dem König auf dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen, und sagte zum Küchenjungen

'Jüngelchen, mach Feuer an,
daß ich meine Federn wärmen kann.'

Das that der Küchenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente und setzte sich daneben, schüttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie

'was macht mein Bruder Reginer?'

Der Küchenjunge antwortete

'liegt tief bei Ottern und Schlangen.'

Fragte sie weiter

'was macht die schwarze Hexe im Haus?'

Der Küchenjunge antwortete

'die sitzt warm
ins Königs Arm.'

Sagte die Ente

'daß Gott erbarm!'

und schwamm den Gossenstein hinaus.

Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Küchenjunge nicht länger übers Herz bringen, und sagte dem König alles. Der König aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch,

Einmal Abends, waͤhrend die schwarze Braut dem Koͤnig auf dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Kuͤche geschwommen, und sagte zum Kuͤchenjungen

‘Juͤngelchen, mach Feuer an,
daß ich meine Federn waͤrmen kann.’

Das that der Kuͤchenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente und setzte sich daneben, schuͤttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Waͤhrend sie so saß und sich wohlthat, fragte sie

‘was macht mein Bruder Reginer?’

Der Kuͤchenjunge antwortete

‘liegt tief bei Ottern und Schlangen.’

Fragte sie weiter

‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’

Der Kuͤchenjunge antwortete

‘die sitzt warm
ins Koͤnigs Arm.’

Sagte die Ente

‘daß Gott erbarm!’

und schwamm den Gossenstein hinaus.

Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Kuͤchenjunge nicht laͤnger uͤbers Herz bringen, und sagte dem Koͤnig alles. Der Koͤnig aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0282" n="266"/>
        <p>Einmal Abends, wa&#x0364;hrend die schwarze Braut dem Ko&#x0364;nig auf dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Ku&#x0364;che geschwommen, und sagte zum Ku&#x0364;chenjungen</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;Ju&#x0364;ngelchen, mach Feuer an,</l><lb/>
          <l>daß ich meine Federn wa&#x0364;rmen kann.&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Das that der Ku&#x0364;chenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente und setzte sich daneben, schu&#x0364;ttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Wa&#x0364;hrend sie so saß und sich wohlthat, fragte sie</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;was macht mein Bruder Reginer?&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Der Ku&#x0364;chenjunge antwortete</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;liegt tief bei Ottern und Schlangen.&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Fragte sie weiter</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;was macht die schwarze Hexe im Haus?&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Der Ku&#x0364;chenjunge antwortete</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;die sitzt warm</l><lb/>
          <l>ins Ko&#x0364;nigs Arm.&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Sagte die Ente</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;daß Gott erbarm!&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>und schwamm den Gossenstein hinaus.</p><lb/>
        <p>Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Ku&#x0364;chenjunge nicht la&#x0364;nger u&#x0364;bers Herz bringen, und sagte dem Ko&#x0364;nig alles. Der Ko&#x0364;nig aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0282] Einmal Abends, waͤhrend die schwarze Braut dem Koͤnig auf dem Schooße saß, kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Kuͤche geschwommen, und sagte zum Kuͤchenjungen ‘Juͤngelchen, mach Feuer an, daß ich meine Federn waͤrmen kann.’ Das that der Kuͤchenjunge, und machte ihr ein Feuer auf dem Herd, da kam die Ente und setzte sich daneben, schuͤttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Waͤhrend sie so saß und sich wohlthat, fragte sie ‘was macht mein Bruder Reginer?’ Der Kuͤchenjunge antwortete ‘liegt tief bei Ottern und Schlangen.’ Fragte sie weiter ‘was macht die schwarze Hexe im Haus?’ Der Kuͤchenjunge antwortete ‘die sitzt warm ins Koͤnigs Arm.’ Sagte die Ente ‘daß Gott erbarm!’ und schwamm den Gossenstein hinaus. Den folgenden Abend kam sie wieder, und that dieselben Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte es der Kuͤchenjunge nicht laͤnger uͤbers Herz bringen, und sagte dem Koͤnig alles. Der Koͤnig aber gieng den andern Abend hin, und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein herein streckte, nahm er sein Schwert, und hieb ihr den Hals durch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/282
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/282>, abgerufen am 22.11.2024.