Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.klarer Demant waren; von beiden brach er einen Zweig ab, wobei es jedesmal krachte, daß die jüngste vor Schrecken zusammenfuhr, aber die älteste blieb dabei, es wären Freudenschüsse. Da giengen sie weiter bis zu einem großen Wasser, darauf standen zwölf Schifflein, und in jedem Schifflein saß ein schöner Prinz, die hatten auf die zwölfe gewartet, und jeder nahm eine zu sich, der Soldat aber setzte sich mit der jüngsten ein. Da sprach der Prinz 'ich weiß nicht, das Schiff ist heute viel schwerer, und ich muß aus allen Kräften rudern, wenn ich es fort bringen soll.' 'Wovon sollte das kommen,' sprach die jüngste, 'als vom warmen Wetter, es ist mir auch so heiß zu Muth.' Jenseits des Wassers aber stand ein schönes hellerleuchtetes Schloß, woraus eine lustige Musik erschallte von Pauken und Trompeten; sie ruderten hinüber, giengen ein, und jeder Prinz tanzte mit seiner Liebsten; der Soldat aber tanzte unsichtbar mit, und wenn eine einen Becher mit Wein hielt, so trank er ihn aus, daß er leer war, wenn sie ihn an den Mund brachte; und der jüngsten ward auch angst darüber, aber die älteste brachte sie immer zum Schweigen. Sie tanzten da bis drei Uhr am andern Morgen, wo alle Schuhe durchgetanzt waren, und sie aufhören mußten. Die Prinzen fuhren sie über das Wasser wieder zurück, und der Soldat setzte sich diesmal vornen hin zur ältesten; am Ufer nahmen sie von ihren Prinzen Abschied, und versprachen in der folgenden Nacht wieder zu kommen. Als sie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus, legte sich ins Bett, und als die Zwölf langsam und müde herauf getrippelt kamen, schnarchte er schon wieder laut, so daß klarer Demant waren; von beiden brach er einen Zweig ab, wobei es jedesmal krachte, daß die juͤngste vor Schrecken zusammenfuhr, aber die aͤlteste blieb dabei, es waͤren Freudenschuͤsse. Da giengen sie weiter bis zu einem großen Wasser, darauf standen zwoͤlf Schifflein, und in jedem Schifflein saß ein schoͤner Prinz, die hatten auf die zwoͤlfe gewartet, und jeder nahm eine zu sich, der Soldat aber setzte sich mit der juͤngsten ein. Da sprach der Prinz ‘ich weiß nicht, das Schiff ist heute viel schwerer, und ich muß aus allen Kraͤften rudern, wenn ich es fort bringen soll.’ ‘Wovon sollte das kommen,’ sprach die juͤngste, ‘als vom warmen Wetter, es ist mir auch so heiß zu Muth.’ Jenseits des Wassers aber stand ein schoͤnes hellerleuchtetes Schloß, woraus eine lustige Musik erschallte von Pauken und Trompeten; sie ruderten hinuͤber, giengen ein, und jeder Prinz tanzte mit seiner Liebsten; der Soldat aber tanzte unsichtbar mit, und wenn eine einen Becher mit Wein hielt, so trank er ihn aus, daß er leer war, wenn sie ihn an den Mund brachte; und der juͤngsten ward auch angst daruͤber, aber die aͤlteste brachte sie immer zum Schweigen. Sie tanzten da bis drei Uhr am andern Morgen, wo alle Schuhe durchgetanzt waren, und sie aufhoͤren mußten. Die Prinzen fuhren sie uͤber das Wasser wieder zuruͤck, und der Soldat setzte sich diesmal vornen hin zur aͤltesten; am Ufer nahmen sie von ihren Prinzen Abschied, und versprachen in der folgenden Nacht wieder zu kommen. Als sie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus, legte sich ins Bett, und als die Zwoͤlf langsam und muͤde herauf getrippelt kamen, schnarchte er schon wieder laut, so daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0267" n="251"/> klarer Demant waren; von beiden brach er einen Zweig ab, wobei es jedesmal krachte, daß die juͤngste vor Schrecken zusammenfuhr, aber die aͤlteste blieb dabei, es waͤren Freudenschuͤsse. Da giengen sie weiter bis zu einem großen Wasser, darauf standen zwoͤlf Schifflein, und in jedem Schifflein saß ein schoͤner Prinz, die hatten auf die zwoͤlfe gewartet, und jeder nahm eine zu sich, der Soldat aber setzte sich mit der juͤngsten ein. Da sprach der Prinz ‘ich weiß nicht, das Schiff ist heute viel schwerer, und ich muß aus allen Kraͤften rudern, wenn ich es fort bringen soll.’ ‘Wovon sollte das kommen,’ sprach die juͤngste, ‘als vom warmen Wetter, es ist mir auch so heiß zu Muth.’ Jenseits des Wassers aber stand ein schoͤnes hellerleuchtetes Schloß, woraus eine lustige Musik erschallte von Pauken und Trompeten; sie ruderten hinuͤber, giengen ein, und jeder Prinz tanzte mit seiner Liebsten; der Soldat aber tanzte unsichtbar mit, und wenn eine einen Becher mit Wein hielt, so trank er ihn aus, daß er leer war, wenn sie ihn an den Mund brachte; und der juͤngsten ward auch angst daruͤber, aber die aͤlteste brachte sie immer zum Schweigen. Sie tanzten da bis drei Uhr am andern Morgen, wo alle Schuhe durchgetanzt waren, und sie aufhoͤren mußten. Die Prinzen fuhren sie uͤber das Wasser wieder zuruͤck, und der Soldat setzte sich diesmal vornen hin zur aͤltesten; am Ufer nahmen sie von ihren Prinzen Abschied, und versprachen in der folgenden Nacht wieder zu kommen. Als sie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus, legte sich ins Bett, und als die Zwoͤlf langsam und muͤde herauf getrippelt kamen, schnarchte er schon wieder laut, so daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [251/0267]
klarer Demant waren; von beiden brach er einen Zweig ab, wobei es jedesmal krachte, daß die juͤngste vor Schrecken zusammenfuhr, aber die aͤlteste blieb dabei, es waͤren Freudenschuͤsse. Da giengen sie weiter bis zu einem großen Wasser, darauf standen zwoͤlf Schifflein, und in jedem Schifflein saß ein schoͤner Prinz, die hatten auf die zwoͤlfe gewartet, und jeder nahm eine zu sich, der Soldat aber setzte sich mit der juͤngsten ein. Da sprach der Prinz ‘ich weiß nicht, das Schiff ist heute viel schwerer, und ich muß aus allen Kraͤften rudern, wenn ich es fort bringen soll.’ ‘Wovon sollte das kommen,’ sprach die juͤngste, ‘als vom warmen Wetter, es ist mir auch so heiß zu Muth.’ Jenseits des Wassers aber stand ein schoͤnes hellerleuchtetes Schloß, woraus eine lustige Musik erschallte von Pauken und Trompeten; sie ruderten hinuͤber, giengen ein, und jeder Prinz tanzte mit seiner Liebsten; der Soldat aber tanzte unsichtbar mit, und wenn eine einen Becher mit Wein hielt, so trank er ihn aus, daß er leer war, wenn sie ihn an den Mund brachte; und der juͤngsten ward auch angst daruͤber, aber die aͤlteste brachte sie immer zum Schweigen. Sie tanzten da bis drei Uhr am andern Morgen, wo alle Schuhe durchgetanzt waren, und sie aufhoͤren mußten. Die Prinzen fuhren sie uͤber das Wasser wieder zuruͤck, und der Soldat setzte sich diesmal vornen hin zur aͤltesten; am Ufer nahmen sie von ihren Prinzen Abschied, und versprachen in der folgenden Nacht wieder zu kommen. Als sie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus, legte sich ins Bett, und als die Zwoͤlf langsam und muͤde herauf getrippelt kamen, schnarchte er schon wieder laut, so daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |