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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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die jüngste sagte 'ich weiß nicht, ihr freut euch, aber mir ist so wunderlich zu Muthe, gewiß widerfährt und ein Unglück.' 'Du bist eine Schneegans,' sagte die älteste, 'du fürchtest dich immer; hast du vergessen wie viel Königssöhne schon umsonst da gewesen sind; dem Soldaten hätt ich nicht einmal brauchen einen Schlaftrunk zu geben, er wäre doch nicht aufgewacht.' Wie sie alle fertig waren, sahen sie erst nach dem Soldaten, aber der rührte und regte sich nicht; und wie sie nun glaubten ganz sicher zu seyn, so gieng die älteste an ihr Bett, und klopfte daran, alsbald sank es in die Erde, und öffnete sich eine Fallthür. Da sah der Soldat wie sie herunter stiegen, eine nach der andern, die älteste voran. Er zauderte nicht lange, richtete sich auf, hieng sein Mäntelchen um, und stieg hinter der jüngsten mit hinab. Mitten auf der Treppe trat er ihr ein wenig aufs Kleid, da erschrack sie, und rief 'es ist nicht richtig, es hält mich Jemand am Kleid.' 'Sey nicht so einfältig,' sagte die älteste, 'du bist an einem Haken hängen geblieben.' Da giengen sie vollends hinab, und wie sie unten waren, standen sie in einem wunderprächtigen Baumgang, da waren alle Blätter von Silber, und schimmerten und glänzten. Der Soldat dachte 'du willst dir ein Wahrzeichen mitnehmen,' und brach einen Zweig davon ab, da kam ein gewaltiger Krach aus dem Baume. Die jüngste rief wieder 'es ist nicht richtig, habt ihr den Knall gehört, das ist noch nie hier geschehen.' Die älteste aber sprach 'das sind Freudenschüsse, weil wir unsere Prinzen bald erlöst haben.' Sie kamen darauf in einen Baumgang, wo alle Blätter von Gold, und endlich in einen dritten, wo sie

die juͤngste sagte ‘ich weiß nicht, ihr freut euch, aber mir ist so wunderlich zu Muthe, gewiß widerfaͤhrt und ein Ungluͤck.’ ‘Du bist eine Schneegans,’ sagte die aͤlteste, ‘du fuͤrchtest dich immer; hast du vergessen wie viel Koͤnigssoͤhne schon umsonst da gewesen sind; dem Soldaten haͤtt ich nicht einmal brauchen einen Schlaftrunk zu geben, er waͤre doch nicht aufgewacht.’ Wie sie alle fertig waren, sahen sie erst nach dem Soldaten, aber der ruͤhrte und regte sich nicht; und wie sie nun glaubten ganz sicher zu seyn, so gieng die aͤlteste an ihr Bett, und klopfte daran, alsbald sank es in die Erde, und oͤffnete sich eine Fallthuͤr. Da sah der Soldat wie sie herunter stiegen, eine nach der andern, die aͤlteste voran. Er zauderte nicht lange, richtete sich auf, hieng sein Maͤntelchen um, und stieg hinter der juͤngsten mit hinab. Mitten auf der Treppe trat er ihr ein wenig aufs Kleid, da erschrack sie, und rief ‘es ist nicht richtig, es haͤlt mich Jemand am Kleid.’ ‘Sey nicht so einfaͤltig,’ sagte die aͤlteste, ‘du bist an einem Haken haͤngen geblieben.’ Da giengen sie vollends hinab, und wie sie unten waren, standen sie in einem wunderpraͤchtigen Baumgang, da waren alle Blaͤtter von Silber, und schimmerten und glaͤnzten. Der Soldat dachte ‘du willst dir ein Wahrzeichen mitnehmen,’ und brach einen Zweig davon ab, da kam ein gewaltiger Krach aus dem Baume. Die juͤngste rief wieder ‘es ist nicht richtig, habt ihr den Knall gehoͤrt, das ist noch nie hier geschehen.’ Die aͤlteste aber sprach ‘das sind Freudenschuͤsse, weil wir unsere Prinzen bald erloͤst haben.’ Sie kamen darauf in einen Baumgang, wo alle Blaͤtter von Gold, und endlich in einen dritten, wo sie

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[250/0266] die juͤngste sagte ‘ich weiß nicht, ihr freut euch, aber mir ist so wunderlich zu Muthe, gewiß widerfaͤhrt und ein Ungluͤck.’ ‘Du bist eine Schneegans,’ sagte die aͤlteste, ‘du fuͤrchtest dich immer; hast du vergessen wie viel Koͤnigssoͤhne schon umsonst da gewesen sind; dem Soldaten haͤtt ich nicht einmal brauchen einen Schlaftrunk zu geben, er waͤre doch nicht aufgewacht.’ Wie sie alle fertig waren, sahen sie erst nach dem Soldaten, aber der ruͤhrte und regte sich nicht; und wie sie nun glaubten ganz sicher zu seyn, so gieng die aͤlteste an ihr Bett, und klopfte daran, alsbald sank es in die Erde, und oͤffnete sich eine Fallthuͤr. Da sah der Soldat wie sie herunter stiegen, eine nach der andern, die aͤlteste voran. Er zauderte nicht lange, richtete sich auf, hieng sein Maͤntelchen um, und stieg hinter der juͤngsten mit hinab. Mitten auf der Treppe trat er ihr ein wenig aufs Kleid, da erschrack sie, und rief ‘es ist nicht richtig, es haͤlt mich Jemand am Kleid.’ ‘Sey nicht so einfaͤltig,’ sagte die aͤlteste, ‘du bist an einem Haken haͤngen geblieben.’ Da giengen sie vollends hinab, und wie sie unten waren, standen sie in einem wunderpraͤchtigen Baumgang, da waren alle Blaͤtter von Silber, und schimmerten und glaͤnzten. Der Soldat dachte ‘du willst dir ein Wahrzeichen mitnehmen,’ und brach einen Zweig davon ab, da kam ein gewaltiger Krach aus dem Baume. Die juͤngste rief wieder ‘es ist nicht richtig, habt ihr den Knall gehoͤrt, das ist noch nie hier geschehen.’ Die aͤlteste aber sprach ‘das sind Freudenschuͤsse, weil wir unsere Prinzen bald erloͤst haben.’ Sie kamen darauf in einen Baumgang, wo alle Blaͤtter von Gold, und endlich in einen dritten, wo sie

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/266>, abgerufen am 25.11.2024.