Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Thieren käme. Gegen Mitternacht zu, däuchte ihn, schimmerte ein kleines Lichtchen von weitem, da sah er durch die Aeste darauf hin, und behielt in acht wo es war. Doch nahm er erst noch seinen Hut, und warf ihn nach dem Licht zu herunter, daß er danach gehen wollte, wann er herabgestiegen wäre, als nach einem Zeichen. Nun kletterte er herunter, gieng auf seinen Hut los, setzte ihn wieder auf, und zog gerades Wegs fort. Je weiter er gieng, je größer ward das Licht, und wie er nahe dabei kam, sah er daß es ein gewaltiges Feuer war, und saßen drei Riesen dabei, und hatten einen Ochsen am Spieß, und ließen ihn braten. Nun sprach der eine 'ich muß doch schmecken ob das Fleisch bald gahr ist,' riß ein Stück herab, und wollt es eben in den Mund stecken, indem schoß es ihm der Jäger aus der Hand. 'Nun ja,' sprach der Riese, 'da weht mir der Wind das Stück aus der Hand,' und nahm sich ein anderes. Wie er eben anbeißen wollte, schoß es ihm der Jäger abermals weg; da gab der Riese dem, der neben ihm saß, eine Ohrfeige, und rief zornig 'was reißt du mir mein Stück weg?' 'Jch habe es dir nicht weggerissen,' sprach der andere 'es wird dirs ein Scharfschütz weggeschossen haben.' Der Riese nahm sich das dritte Stück, er konnte es aber nicht in der Hand behalten, der Jäger schoß es ihm heraus. Da sprachen die Riesen 'das muß ein guter Schütze seyn, der den Bissen vor dem Maul wegschießen kann, so einer wär uns nützlich,' und riefen laut 'komm herbei, du Scharfschütze, setz dich ans Feuer, und iß dich satt, wir wollen dir nichts thun; aber kommst du nicht, und wir holen dich mit Gewalt,

Thieren kaͤme. Gegen Mitternacht zu, daͤuchte ihn, schimmerte ein kleines Lichtchen von weitem, da sah er durch die Aeste darauf hin, und behielt in acht wo es war. Doch nahm er erst noch seinen Hut, und warf ihn nach dem Licht zu herunter, daß er danach gehen wollte, wann er herabgestiegen waͤre, als nach einem Zeichen. Nun kletterte er herunter, gieng auf seinen Hut los, setzte ihn wieder auf, und zog gerades Wegs fort. Je weiter er gieng, je groͤßer ward das Licht, und wie er nahe dabei kam, sah er daß es ein gewaltiges Feuer war, und saßen drei Riesen dabei, und hatten einen Ochsen am Spieß, und ließen ihn braten. Nun sprach der eine ‘ich muß doch schmecken ob das Fleisch bald gahr ist,’ riß ein Stuͤck herab, und wollt es eben in den Mund stecken, indem schoß es ihm der Jaͤger aus der Hand. ‘Nun ja,’ sprach der Riese, ‘da weht mir der Wind das Stuͤck aus der Hand,’ und nahm sich ein anderes. Wie er eben anbeißen wollte, schoß es ihm der Jaͤger abermals weg; da gab der Riese dem, der neben ihm saß, eine Ohrfeige, und rief zornig ‘was reißt du mir mein Stuͤck weg?’ ‘Jch habe es dir nicht weggerissen,’ sprach der andere ‘es wird dirs ein Scharfschuͤtz weggeschossen haben.’ Der Riese nahm sich das dritte Stuͤck, er konnte es aber nicht in der Hand behalten, der Jaͤger schoß es ihm heraus. Da sprachen die Riesen ‘das muß ein guter Schuͤtze seyn, der den Bissen vor dem Maul wegschießen kann, so einer waͤr uns nuͤtzlich,’ und riefen laut ‘komm herbei, du Scharfschuͤtze, setz dich ans Feuer, und iß dich satt, wir wollen dir nichts thun; aber kommst du nicht, und wir holen dich mit Gewalt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0152" n="136"/>
Thieren ka&#x0364;me. Gegen Mitternacht zu, da&#x0364;uchte ihn, schimmerte ein kleines Lichtchen von weitem, da sah er durch die Aeste darauf hin, und behielt in acht wo es war. Doch nahm er erst noch seinen Hut, und warf ihn nach dem Licht zu herunter, daß er danach gehen wollte, wann er herabgestiegen wa&#x0364;re, als nach einem Zeichen. Nun kletterte er herunter, gieng auf seinen Hut los, setzte ihn wieder auf, und zog gerades Wegs fort. Je weiter er gieng, je gro&#x0364;ßer ward das Licht, und wie er nahe dabei kam, sah er daß es ein gewaltiges Feuer war, und saßen drei Riesen dabei, und hatten einen Ochsen am Spieß, und ließen ihn braten. Nun sprach der eine &#x2018;ich muß doch schmecken ob das Fleisch bald gahr ist,&#x2019; riß ein Stu&#x0364;ck herab, und wollt es eben in den Mund stecken, indem schoß es ihm der Ja&#x0364;ger aus der Hand. &#x2018;Nun ja,&#x2019; sprach der Riese, &#x2018;da weht mir der Wind das Stu&#x0364;ck aus der Hand,&#x2019; und nahm sich ein anderes. Wie er eben anbeißen wollte, schoß es ihm der Ja&#x0364;ger abermals weg; da gab der Riese dem, der neben ihm saß, eine Ohrfeige, und rief zornig &#x2018;was reißt du mir mein Stu&#x0364;ck weg?&#x2019; &#x2018;Jch habe es dir nicht weggerissen,&#x2019; sprach der andere &#x2018;es wird dirs ein Scharfschu&#x0364;tz weggeschossen haben.&#x2019; Der Riese nahm sich das dritte Stu&#x0364;ck, er konnte es aber nicht in der Hand behalten, der Ja&#x0364;ger schoß es ihm heraus. Da sprachen die Riesen &#x2018;das muß ein guter Schu&#x0364;tze seyn, der den Bissen vor dem Maul wegschießen kann, so einer wa&#x0364;r uns nu&#x0364;tzlich,&#x2019; und riefen laut &#x2018;komm herbei, du Scharfschu&#x0364;tze, setz dich ans Feuer, und iß dich satt, wir wollen dir nichts thun; aber kommst du nicht, und wir holen dich mit Gewalt,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0152] Thieren kaͤme. Gegen Mitternacht zu, daͤuchte ihn, schimmerte ein kleines Lichtchen von weitem, da sah er durch die Aeste darauf hin, und behielt in acht wo es war. Doch nahm er erst noch seinen Hut, und warf ihn nach dem Licht zu herunter, daß er danach gehen wollte, wann er herabgestiegen waͤre, als nach einem Zeichen. Nun kletterte er herunter, gieng auf seinen Hut los, setzte ihn wieder auf, und zog gerades Wegs fort. Je weiter er gieng, je groͤßer ward das Licht, und wie er nahe dabei kam, sah er daß es ein gewaltiges Feuer war, und saßen drei Riesen dabei, und hatten einen Ochsen am Spieß, und ließen ihn braten. Nun sprach der eine ‘ich muß doch schmecken ob das Fleisch bald gahr ist,’ riß ein Stuͤck herab, und wollt es eben in den Mund stecken, indem schoß es ihm der Jaͤger aus der Hand. ‘Nun ja,’ sprach der Riese, ‘da weht mir der Wind das Stuͤck aus der Hand,’ und nahm sich ein anderes. Wie er eben anbeißen wollte, schoß es ihm der Jaͤger abermals weg; da gab der Riese dem, der neben ihm saß, eine Ohrfeige, und rief zornig ‘was reißt du mir mein Stuͤck weg?’ ‘Jch habe es dir nicht weggerissen,’ sprach der andere ‘es wird dirs ein Scharfschuͤtz weggeschossen haben.’ Der Riese nahm sich das dritte Stuͤck, er konnte es aber nicht in der Hand behalten, der Jaͤger schoß es ihm heraus. Da sprachen die Riesen ‘das muß ein guter Schuͤtze seyn, der den Bissen vor dem Maul wegschießen kann, so einer waͤr uns nuͤtzlich,’ und riefen laut ‘komm herbei, du Scharfschuͤtze, setz dich ans Feuer, und iß dich satt, wir wollen dir nichts thun; aber kommst du nicht, und wir holen dich mit Gewalt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/152
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/152>, abgerufen am 18.12.2024.