Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.Hans mein Jgel aber hütete seine Schweine, und die Schweine bekamen wieder Schweine, und diese wieder, und wurden ihrer so viel, daß der ganze Wald voll war. Da ließ Hans mein Jgel seinem Vater sagen sie sollten alle Ställe im Dorf ledig machen und räumen, denn er käme mit einer so großen Heerde, daß jeder schlachten sollte, der nur schlachten könnte. Da war sein Vater betrübt, als er das hörte, denn er dachte Hans mein Jgel wäre schon lange gestorben. Hans mein Jgel aber setzte sich auf seinen Göckelhahn, trieb die Schweine vor sich her ins Dorf und ließ schlachten; hu! da war ein Gemetzel und ein Hacken, daß mans zwei Stunden weit hören konnte. Danach sagte Hans mein Jgel 'Väterchen, laßt mir meinen Göckelhahn noch einmal vor der Schmiede beschlagen, dann reit ich fort, und komme mein Lebtag nicht wieder.' Da ließ der Vater den Göckelhahn beschlagen, und war froh daß Hans mein Jgel nicht wieder kommen wollte. Hans mein Jgel ritt fort in das erste Königreich, da hatten der König befohlen wenn einer käme auf einem Hahn geritten, und hätte einen Dudelsack bei sich, dann sollten alle auf ihn schießen, hauen und stechen, damit er nicht ins Schloß käme. Als nun Hans mein Jgel daher geritten kam, drangen sie mit den Bajonetten auf ihn ein, er aber gab dem Hahn die Sporn, flog auf, über das Thor hin vor des Königs Fenster, setzte sich da und rief ihm zu er sollt ihm geben, was er versprochen hätte, sonst so wollt er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen. Da gab der König seiner Tochter gute Worte, sie möchte zu ihm Hans mein Jgel aber huͤtete seine Schweine, und die Schweine bekamen wieder Schweine, und diese wieder, und wurden ihrer so viel, daß der ganze Wald voll war. Da ließ Hans mein Jgel seinem Vater sagen sie sollten alle Staͤlle im Dorf ledig machen und raͤumen, denn er kaͤme mit einer so großen Heerde, daß jeder schlachten sollte, der nur schlachten koͤnnte. Da war sein Vater betruͤbt, als er das hoͤrte, denn er dachte Hans mein Jgel waͤre schon lange gestorben. Hans mein Jgel aber setzte sich auf seinen Goͤckelhahn, trieb die Schweine vor sich her ins Dorf und ließ schlachten; hu! da war ein Gemetzel und ein Hacken, daß mans zwei Stunden weit hoͤren konnte. Danach sagte Hans mein Jgel ‘Vaͤterchen, laßt mir meinen Goͤckelhahn noch einmal vor der Schmiede beschlagen, dann reit ich fort, und komme mein Lebtag nicht wieder.’ Da ließ der Vater den Goͤckelhahn beschlagen, und war froh daß Hans mein Jgel nicht wieder kommen wollte. Hans mein Jgel ritt fort in das erste Koͤnigreich, da hatten der Koͤnig befohlen wenn einer kaͤme auf einem Hahn geritten, und haͤtte einen Dudelsack bei sich, dann sollten alle auf ihn schießen, hauen und stechen, damit er nicht ins Schloß kaͤme. Als nun Hans mein Jgel daher geritten kam, drangen sie mit den Bajonetten auf ihn ein, er aber gab dem Hahn die Sporn, flog auf, uͤber das Thor hin vor des Koͤnigs Fenster, setzte sich da und rief ihm zu er sollt ihm geben, was er versprochen haͤtte, sonst so wollt er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen. Da gab der Koͤnig seiner Tochter gute Worte, sie moͤchte zu ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0140" n="124"/> <p>Hans mein Jgel aber huͤtete seine Schweine, und die Schweine bekamen wieder Schweine, und diese wieder, und wurden ihrer so viel, daß der ganze Wald voll war. Da ließ Hans mein Jgel seinem Vater sagen sie sollten alle Staͤlle im Dorf ledig machen und raͤumen, denn er kaͤme mit einer so großen Heerde, daß jeder schlachten sollte, der nur schlachten koͤnnte. Da war sein Vater betruͤbt, als er das hoͤrte, denn er dachte Hans mein Jgel waͤre schon lange gestorben. Hans mein Jgel aber setzte sich auf seinen Goͤckelhahn, trieb die Schweine vor sich her ins Dorf und ließ schlachten; hu! da war ein Gemetzel und ein Hacken, daß mans zwei Stunden weit hoͤren konnte. Danach sagte Hans mein Jgel ‘Vaͤterchen, laßt mir meinen Goͤckelhahn noch einmal vor der Schmiede beschlagen, dann reit ich fort, und komme mein Lebtag nicht wieder.’ Da ließ der Vater den Goͤckelhahn beschlagen, und war froh daß Hans mein Jgel nicht wieder kommen wollte.</p><lb/> <p>Hans mein Jgel ritt fort in das erste Koͤnigreich, da hatten der Koͤnig befohlen wenn einer kaͤme auf einem Hahn geritten, und haͤtte einen Dudelsack bei sich, dann sollten alle auf ihn schießen, hauen und stechen, damit er nicht ins Schloß kaͤme. Als nun Hans mein Jgel daher geritten kam, drangen sie mit den Bajonetten auf ihn ein, er aber gab dem Hahn die Sporn, flog auf, uͤber das Thor hin vor des Koͤnigs Fenster, setzte sich da und rief ihm zu er sollt ihm geben, was er versprochen haͤtte, sonst so wollt er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen. Da gab der Koͤnig seiner Tochter gute Worte, sie moͤchte zu ihm </p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0140]
Hans mein Jgel aber huͤtete seine Schweine, und die Schweine bekamen wieder Schweine, und diese wieder, und wurden ihrer so viel, daß der ganze Wald voll war. Da ließ Hans mein Jgel seinem Vater sagen sie sollten alle Staͤlle im Dorf ledig machen und raͤumen, denn er kaͤme mit einer so großen Heerde, daß jeder schlachten sollte, der nur schlachten koͤnnte. Da war sein Vater betruͤbt, als er das hoͤrte, denn er dachte Hans mein Jgel waͤre schon lange gestorben. Hans mein Jgel aber setzte sich auf seinen Goͤckelhahn, trieb die Schweine vor sich her ins Dorf und ließ schlachten; hu! da war ein Gemetzel und ein Hacken, daß mans zwei Stunden weit hoͤren konnte. Danach sagte Hans mein Jgel ‘Vaͤterchen, laßt mir meinen Goͤckelhahn noch einmal vor der Schmiede beschlagen, dann reit ich fort, und komme mein Lebtag nicht wieder.’ Da ließ der Vater den Goͤckelhahn beschlagen, und war froh daß Hans mein Jgel nicht wieder kommen wollte.
Hans mein Jgel ritt fort in das erste Koͤnigreich, da hatten der Koͤnig befohlen wenn einer kaͤme auf einem Hahn geritten, und haͤtte einen Dudelsack bei sich, dann sollten alle auf ihn schießen, hauen und stechen, damit er nicht ins Schloß kaͤme. Als nun Hans mein Jgel daher geritten kam, drangen sie mit den Bajonetten auf ihn ein, er aber gab dem Hahn die Sporn, flog auf, uͤber das Thor hin vor des Koͤnigs Fenster, setzte sich da und rief ihm zu er sollt ihm geben, was er versprochen haͤtte, sonst so wollt er ihm und seiner Tochter das Leben nehmen. Da gab der Koͤnig seiner Tochter gute Worte, sie moͤchte zu ihm
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |