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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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Er machte sich allmälig von seinen Banden los, und dann bückte er sich, und brach ein paar Gräserchen ab, und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend, und waren Mond und Sterne am Himmel, und sah er daß er neben dem Galgen stand. Danach suchte er Scherben, und sammelte von dem köstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte, und wie das geschehen war, gieng er zum Teich, grub das Wasser davon ab, holte die Kröte heraus, und verbrannte sie zu Asche. Mit der Asche gieng er an des Königs Hof, und ließ die Königstochter davon einnehmen, und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem König aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach wer seine Tochter haben wollte, der müßte der Stadt erst Wasser verschaffen, und hoffte ihn damit los zu werden. Er aber gieng hin, hieß die Leute den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben, und darunter nach Wasser graben. Kaum hatten sie angefangen zu graben, so kamen sie schon zu einer schönen Quelle, aus der das Wasser hervor sprang. Der König konnte ihm nun seine Tochter nicht länger verweigern, er wurde mit ihr vermählt, und lebten sie in einer vergnügten Ehe.

Auf eine Zeit, als er durchs Feld spaziren gieng, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Cameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie gleich, gieng auf sie zu und sprach 'seht, das ist euer ehemaliger Camerad, dem ihr so schändlich die Augen ausgestochen habt, aber der liebe Gott hat mirs zum Glück gedeihen lassen.' Da fielen

Er machte sich allmaͤlig von seinen Banden los, und dann buͤckte er sich, und brach ein paar Graͤserchen ab, und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend, und waren Mond und Sterne am Himmel, und sah er daß er neben dem Galgen stand. Danach suchte er Scherben, und sammelte von dem koͤstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte, und wie das geschehen war, gieng er zum Teich, grub das Wasser davon ab, holte die Kroͤte heraus, und verbrannte sie zu Asche. Mit der Asche gieng er an des Koͤnigs Hof, und ließ die Koͤnigstochter davon einnehmen, und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem Koͤnig aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach wer seine Tochter haben wollte, der muͤßte der Stadt erst Wasser verschaffen, und hoffte ihn damit los zu werden. Er aber gieng hin, hieß die Leute den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben, und darunter nach Wasser graben. Kaum hatten sie angefangen zu graben, so kamen sie schon zu einer schoͤnen Quelle, aus der das Wasser hervor sprang. Der Koͤnig konnte ihm nun seine Tochter nicht laͤnger verweigern, er wurde mit ihr vermaͤhlt, und lebten sie in einer vergnuͤgten Ehe.

Auf eine Zeit, als er durchs Feld spaziren gieng, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Cameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie gleich, gieng auf sie zu und sprach ‘seht, das ist euer ehemaliger Camerad, dem ihr so schaͤndlich die Augen ausgestochen habt, aber der liebe Gott hat mirs zum Gluͤck gedeihen lassen.’ Da fielen

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[118/0134] Er machte sich allmaͤlig von seinen Banden los, und dann buͤckte er sich, und brach ein paar Graͤserchen ab, und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend, und waren Mond und Sterne am Himmel, und sah er daß er neben dem Galgen stand. Danach suchte er Scherben, und sammelte von dem koͤstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte, und wie das geschehen war, gieng er zum Teich, grub das Wasser davon ab, holte die Kroͤte heraus, und verbrannte sie zu Asche. Mit der Asche gieng er an des Koͤnigs Hof, und ließ die Koͤnigstochter davon einnehmen, und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem Koͤnig aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach wer seine Tochter haben wollte, der muͤßte der Stadt erst Wasser verschaffen, und hoffte ihn damit los zu werden. Er aber gieng hin, hieß die Leute den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben, und darunter nach Wasser graben. Kaum hatten sie angefangen zu graben, so kamen sie schon zu einer schoͤnen Quelle, aus der das Wasser hervor sprang. Der Koͤnig konnte ihm nun seine Tochter nicht laͤnger verweigern, er wurde mit ihr vermaͤhlt, und lebten sie in einer vergnuͤgten Ehe. Auf eine Zeit, als er durchs Feld spaziren gieng, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Cameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie gleich, gieng auf sie zu und sprach ‘seht, das ist euer ehemaliger Camerad, dem ihr so schaͤndlich die Augen ausgestochen habt, aber der liebe Gott hat mirs zum Gluͤck gedeihen lassen.’ Da fielen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/134>, abgerufen am 27.11.2024.