Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.sagte das Eselein, war auf einmal ganz lustig und guter Dinge, denn das wars gerade, was es sich gewünscht hatte. Also ward eine große und prächtige Hochzeit gehalten. Abends, wie Braut und Bräutigam in ihr Schlafkämmerlein geführt wurden, wollte der König wissen, ob sich das Eselein auch fein artig und manierlich betrüge, und hieß einem Diener sich dort verstecken. Wie sie nun beide drinnen waren, schob der Bräutigam den Riegel vor die Thüre, blickte sich um und wie er glaubte, daß sie ganz allein wären, da warf er auf einmal seine Eselhaut ab und stand da als ein schöner, königlicher Jüngling, der sprach: "siehst du, wer ich bin und daß ich deiner werth gewesen." Da ward die Braut froh, küßte ihn und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder über und hätte kein Mensch gedacht, was für einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte König gegangen: "ei, rief er, ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig, sagte er zu seiner Tochter, daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?" "Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschönste wär und will ihn mein Lebtag behalten." Der König wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam und offenbarte ihm alles. Der König sprach: "das ist nimmermehr wahr!" -- "So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdet's mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr König, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie in's Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen." "Dein Rath ist gut," sprach der König, und Abends, als sie schliefen, sagte das Eselein, war auf einmal ganz lustig und guter Dinge, denn das wars gerade, was es sich gewuͤnscht hatte. Also ward eine große und praͤchtige Hochzeit gehalten. Abends, wie Braut und Braͤutigam in ihr Schlafkaͤmmerlein gefuͤhrt wurden, wollte der Koͤnig wissen, ob sich das Eselein auch fein artig und manierlich betruͤge, und hieß einem Diener sich dort verstecken. Wie sie nun beide drinnen waren, schob der Braͤutigam den Riegel vor die Thuͤre, blickte sich um und wie er glaubte, daß sie ganz allein waͤren, da warf er auf einmal seine Eselhaut ab und stand da als ein schoͤner, koͤniglicher Juͤngling, der sprach: „siehst du, wer ich bin und daß ich deiner werth gewesen.“ Da ward die Braut froh, kuͤßte ihn und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder uͤber und haͤtte kein Mensch gedacht, was fuͤr einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte Koͤnig gegangen: „ei, rief er, ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig, sagte er zu seiner Tochter, daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?“ „Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschoͤnste waͤr und will ihn mein Lebtag behalten.“ Der Koͤnig wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam und offenbarte ihm alles. Der Koͤnig sprach: „das ist nimmermehr wahr!“ — „So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdet’s mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr Koͤnig, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie in’s Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen.“ „Dein Rath ist gut,“ sprach der Koͤnig, und Abends, als sie schliefen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0341" n="263"/> sagte das Eselein, war auf einmal ganz lustig und guter Dinge, denn das wars gerade, was es sich gewuͤnscht hatte. Also ward eine große und praͤchtige Hochzeit gehalten. Abends, wie Braut und Braͤutigam in ihr Schlafkaͤmmerlein gefuͤhrt wurden, wollte der Koͤnig wissen, ob sich das Eselein auch fein artig und manierlich betruͤge, und hieß einem Diener sich dort verstecken. Wie sie nun beide drinnen waren, schob der Braͤutigam den Riegel vor die Thuͤre, blickte sich um und wie er glaubte, daß sie ganz allein waͤren, da warf er auf einmal seine Eselhaut ab und stand da als ein schoͤner, koͤniglicher Juͤngling, der sprach: „siehst du, wer ich bin und daß ich deiner werth gewesen.“ Da ward die Braut froh, kuͤßte ihn und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder uͤber und haͤtte kein Mensch gedacht, was fuͤr einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte Koͤnig gegangen: „ei, rief er, ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig, sagte er zu seiner Tochter, daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?“ „Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschoͤnste waͤr und will ihn mein Lebtag behalten.“ Der Koͤnig wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam und offenbarte ihm alles. Der Koͤnig sprach: „das ist nimmermehr wahr!“ — „So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdet’s mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr Koͤnig, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie in’s Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen.“ „Dein Rath ist gut,“ sprach der Koͤnig, und Abends, als sie schliefen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [263/0341]
sagte das Eselein, war auf einmal ganz lustig und guter Dinge, denn das wars gerade, was es sich gewuͤnscht hatte. Also ward eine große und praͤchtige Hochzeit gehalten. Abends, wie Braut und Braͤutigam in ihr Schlafkaͤmmerlein gefuͤhrt wurden, wollte der Koͤnig wissen, ob sich das Eselein auch fein artig und manierlich betruͤge, und hieß einem Diener sich dort verstecken. Wie sie nun beide drinnen waren, schob der Braͤutigam den Riegel vor die Thuͤre, blickte sich um und wie er glaubte, daß sie ganz allein waͤren, da warf er auf einmal seine Eselhaut ab und stand da als ein schoͤner, koͤniglicher Juͤngling, der sprach: „siehst du, wer ich bin und daß ich deiner werth gewesen.“ Da ward die Braut froh, kuͤßte ihn und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward, sprang er auf, zog seine Thierhaut wieder uͤber und haͤtte kein Mensch gedacht, was fuͤr einer dahinter steckte. Bald kam auch der alte Koͤnig gegangen: „ei, rief er, ist das Eselein schon munter! du bist wohl recht traurig, sagte er zu seiner Tochter, daß du keinen ordentlichen Menschen zum Mann bekommen hast?“ „Ach nein, lieber Vater, ich habe ihn so lieb, als wenn er der allerschoͤnste waͤr und will ihn mein Lebtag behalten.“ Der Koͤnig wunderte sich, aber der Diener, der sich versteckt hatte, kam und offenbarte ihm alles. Der Koͤnig sprach: „das ist nimmermehr wahr!“ — „So wacht selber die folgende Nacht, ihr werdet’s mit eigenen Augen sehen; und wißt ihr was, Herr Koͤnig, nehmt ihm die Haut weg, und werft sie in’s Feuer, so muß er sich wohl in seiner rechten Gestalt zeigen.“ „Dein Rath ist gut,“ sprach der Koͤnig, und Abends, als sie schliefen,
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