Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen Segen über das Lämmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen und darnach führte sie sie beide in einen großen Wald in ein klein Häuschen, wo sie zufrieden und glücklich lebten. 142.
Simeliberg. Es waren zwei Brüder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts und er mußte sich vom Kornhandel kümmerlich ernähren, da ging es ihm oft so schlecht, daß er für seine Frau und Kinder kein Brot hatte. Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite einen großen kahlen Berg und weil er den noch nie gesehen hatte, hielt er still und betrachtete ihn mit Verwunderung. Wie er so stand, sah er zwölf wilde, große Männer daher kommen; weil er nun glaubte, das wären Räuber, schob er seinen Karren ins Gebüsch und stieg auf einen Baum, und wartete, was da geschehen würde. Die zwölf Männer gingen aber vor den Berg und riefen: "Berg Semsi! Berg Semsi! thu dich auf." Alsbald that sich der kahle Berg in der Mitte von einander und die zwölfe gingen hinein und wie sie drin waren, schloß er sich zu. Ueber eine kleine Weile aber, thät er sich wieder auf und die Männer kamen, mit schweren Säcken auf den Rucken, heraus und wie sie alle wieder am Tageslicht waren, sprachen sie: "Berg Semsi! mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen Segen uͤber das Laͤmmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen und darnach fuͤhrte sie sie beide in einen großen Wald in ein klein Haͤuschen, wo sie zufrieden und gluͤcklich lebten. 142.
Simeliberg. Es waren zwei Bruͤder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts und er mußte sich vom Kornhandel kuͤmmerlich ernaͤhren, da ging es ihm oft so schlecht, daß er fuͤr seine Frau und Kinder kein Brot hatte. Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite einen großen kahlen Berg und weil er den noch nie gesehen hatte, hielt er still und betrachtete ihn mit Verwunderung. Wie er so stand, sah er zwoͤlf wilde, große Maͤnner daher kommen; weil er nun glaubte, das waͤren Raͤuber, schob er seinen Karren ins Gebuͤsch und stieg auf einen Baum, und wartete, was da geschehen wuͤrde. Die zwoͤlf Maͤnner gingen aber vor den Berg und riefen: „Berg Semsi! Berg Semsi! thu dich auf.“ Alsbald that sich der kahle Berg in der Mitte von einander und die zwoͤlfe gingen hinein und wie sie drin waren, schloß er sich zu. Ueber eine kleine Weile aber, thaͤt er sich wieder auf und die Maͤnner kamen, mit schweren Saͤcken auf den Rucken, heraus und wie sie alle wieder am Tageslicht waren, sprachen sie: „Berg Semsi! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0334" n="256"/> mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen Segen uͤber das Laͤmmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen und darnach fuͤhrte sie sie beide in einen großen Wald in ein klein Haͤuschen, wo sie zufrieden und gluͤcklich lebten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">142.<lb/> Simeliberg.</hi> </head><lb/> <p>Es waren zwei Bruͤder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts und er mußte sich vom Kornhandel kuͤmmerlich ernaͤhren, da ging es ihm oft so schlecht, daß er fuͤr seine Frau und Kinder kein Brot hatte. Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite einen großen kahlen Berg und weil er den noch nie gesehen hatte, hielt er still und betrachtete ihn mit Verwunderung. Wie er so stand, sah er zwoͤlf wilde, große Maͤnner daher kommen; weil er nun glaubte, das waͤren Raͤuber, schob er seinen Karren ins Gebuͤsch und stieg auf einen Baum, und wartete, was da geschehen wuͤrde. Die zwoͤlf Maͤnner gingen aber vor den Berg und riefen: „Berg <hi rendition="#g">Semsi</hi>! Berg <hi rendition="#g">Semsi</hi>! thu dich auf.“ Alsbald that sich der kahle Berg in der Mitte von einander und die zwoͤlfe gingen hinein und wie sie drin waren, schloß er sich zu. Ueber eine kleine Weile aber, thaͤt er sich wieder auf und die Maͤnner kamen, mit schweren Saͤcken auf den Rucken, heraus und wie sie alle wieder am Tageslicht waren, sprachen sie: „Berg <hi rendition="#g">Semsi</hi>! </p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0334]
mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen Segen uͤber das Laͤmmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen und darnach fuͤhrte sie sie beide in einen großen Wald in ein klein Haͤuschen, wo sie zufrieden und gluͤcklich lebten.
142.
Simeliberg.
Es waren zwei Bruͤder, einer war reich, der andere arm. Der Reiche aber gab dem Armen nichts und er mußte sich vom Kornhandel kuͤmmerlich ernaͤhren, da ging es ihm oft so schlecht, daß er fuͤr seine Frau und Kinder kein Brot hatte. Einmal fuhr er mit seinem Karren durch den Wald, da erblickte er zur Seite einen großen kahlen Berg und weil er den noch nie gesehen hatte, hielt er still und betrachtete ihn mit Verwunderung. Wie er so stand, sah er zwoͤlf wilde, große Maͤnner daher kommen; weil er nun glaubte, das waͤren Raͤuber, schob er seinen Karren ins Gebuͤsch und stieg auf einen Baum, und wartete, was da geschehen wuͤrde. Die zwoͤlf Maͤnner gingen aber vor den Berg und riefen: „Berg Semsi! Berg Semsi! thu dich auf.“ Alsbald that sich der kahle Berg in der Mitte von einander und die zwoͤlfe gingen hinein und wie sie drin waren, schloß er sich zu. Ueber eine kleine Weile aber, thaͤt er sich wieder auf und die Maͤnner kamen, mit schweren Saͤcken auf den Rucken, heraus und wie sie alle wieder am Tageslicht waren, sprachen sie: „Berg Semsi!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/334 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/334>, abgerufen am 16.02.2025. |