Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.samb thun zu hof die pueben
vill dikh das spill, das ainer fellt auf dem gebl. Mancherlei Spiele gibts mit Pflanzen und Blumen. Aus den Stielen der gelben Cichorienblüte werden Ringe und Ketten gemacht, oder sie werden bis zur Hälfte vierfach gespalten und in einen Brunnen gelegt, worauf sich das Gespaltene zusammenzieht und das Ansehen einer Hyacinthenglocke bekommt. -- Die gelben Butterblumen hält man ans Kinn, und der gelbe Widerschein bedeutet, daß man gern Butter ißt. -- Die Näpfchen der Eicheln mit den Stielen daran werden nach den verschiedenen Formen abgetheilt und als Soldaten aufgestellt. Ueberhaupt aus Stielen und Stengeln machen sich Kinder ihre Waffen, Spieße und Pfeile und schon bei Notker 63, 3. heißt es von ihnen: "diu uzer stengelen iro scoz machont." -- Aus der abgezogenen Weidenrinde schneiden sich die Knaben Pfeiffen. Um sie unverletzt vom Holz zu lösen, klopfen sie den Zweig auf den Knien und singen dazu tactmäßig: Fabian, Sebastian,
lat mi de Weidenflöt afgahn! Am Tage dieses Heiligen soll der Saft in die Bäume treten. (S. Voß Jdylle V. v. 179.). 14. Noch haben die Knaben besondere Belustigungen, die sich gewöhnlich nach den Jahreszeiten richten. Jm Frühjahr bei der zuerst warm scheinenden Sonne, werden diejenigen vorgenommen, die besondere Bewegung des Körpers erfordern. Der Kreisel von der Peitsche herumgetrieben ist ein altes Spiel; schon im Parcifal kommt es vor: samb thun zu hof die pueben
vill dikh das spill, das ainer fellt auf dem gebl. Mancherlei Spiele gibts mit Pflanzen und Blumen. Aus den Stielen der gelben Cichorienbluͤte werden Ringe und Ketten gemacht, oder sie werden bis zur Haͤlfte vierfach gespalten und in einen Brunnen gelegt, worauf sich das Gespaltene zusammenzieht und das Ansehen einer Hyacinthenglocke bekommt. — Die gelben Butterblumen haͤlt man ans Kinn, und der gelbe Widerschein bedeutet, daß man gern Butter ißt. — Die Naͤpfchen der Eicheln mit den Stielen daran werden nach den verschiedenen Formen abgetheilt und als Soldaten aufgestellt. Ueberhaupt aus Stielen und Stengeln machen sich Kinder ihre Waffen, Spieße und Pfeile und schon bei Notker 63, 3. heißt es von ihnen: „diu uzer stengelen iro scoz machont.“ — Aus der abgezogenen Weidenrinde schneiden sich die Knaben Pfeiffen. Um sie unverletzt vom Holz zu loͤsen, klopfen sie den Zweig auf den Knien und singen dazu tactmaͤßig: Fabian, Sebastian,
lat mi de Weidenfloͤt afgahn! Am Tage dieses Heiligen soll der Saft in die Baͤume treten. (S. Voß Jdylle V. v. 179.). 14. Noch haben die Knaben besondere Belustigungen, die sich gewoͤhnlich nach den Jahreszeiten richten. Jm Fruͤhjahr bei der zuerst warm scheinenden Sonne, werden diejenigen vorgenommen, die besondere Bewegung des Koͤrpers erfordern. Der Kreisel von der Peitsche herumgetrieben ist ein altes Spiel; schon im Parcifal kommt es vor: <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0032" n="XXVI"/> <lg type="poem"> <l>samb thun zu hof die pueben</l><lb/> <l>vill dikh das spill, das ainer fellt auf dem gebl.</l><lb/> </lg> <p>Mancherlei Spiele gibts mit <hi rendition="#g">Pflanzen</hi> und <hi rendition="#g">Blumen</hi>. Aus den Stielen der gelben Cichorienbluͤte werden Ringe und Ketten gemacht, oder sie werden bis zur Haͤlfte vierfach gespalten und in einen Brunnen gelegt, worauf sich das Gespaltene zusammenzieht und das Ansehen einer Hyacinthenglocke bekommt. — Die gelben Butterblumen haͤlt man ans Kinn, und der gelbe Widerschein bedeutet, daß man gern Butter ißt. — Die Naͤpfchen der Eicheln mit den Stielen daran werden nach den verschiedenen Formen abgetheilt und als Soldaten aufgestellt. Ueberhaupt aus Stielen und Stengeln machen sich Kinder ihre Waffen, Spieße und Pfeile und schon bei Notker 63, 3. heißt es von ihnen: „diu uzer stengelen iro scoz machont.“ — Aus der abgezogenen Weidenrinde schneiden sich die Knaben Pfeiffen. Um sie unverletzt vom Holz zu loͤsen, klopfen sie den Zweig auf den Knien und singen dazu tactmaͤßig:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Fabian, Sebastian,</l><lb/> <l>lat mi de Weidenfloͤt afgahn!</l><lb/> </lg> <p>Am Tage dieses Heiligen soll der Saft in die Baͤume treten. (S. Voß Jdylle V. v. 179.).</p><lb/> <p>14. Noch haben die Knaben besondere Belustigungen, die sich gewoͤhnlich nach den Jahreszeiten richten. Jm Fruͤhjahr bei der zuerst warm scheinenden Sonne, werden diejenigen vorgenommen, die besondere Bewegung des Koͤrpers erfordern. Der <hi rendition="#g">Kreisel</hi> von der <hi rendition="#g">Peitsche</hi> herumgetrieben ist ein altes Spiel; schon im Parcifal kommt es vor:</p><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [XXVI/0032]
samb thun zu hof die pueben
vill dikh das spill, das ainer fellt auf dem gebl.
Mancherlei Spiele gibts mit Pflanzen und Blumen. Aus den Stielen der gelben Cichorienbluͤte werden Ringe und Ketten gemacht, oder sie werden bis zur Haͤlfte vierfach gespalten und in einen Brunnen gelegt, worauf sich das Gespaltene zusammenzieht und das Ansehen einer Hyacinthenglocke bekommt. — Die gelben Butterblumen haͤlt man ans Kinn, und der gelbe Widerschein bedeutet, daß man gern Butter ißt. — Die Naͤpfchen der Eicheln mit den Stielen daran werden nach den verschiedenen Formen abgetheilt und als Soldaten aufgestellt. Ueberhaupt aus Stielen und Stengeln machen sich Kinder ihre Waffen, Spieße und Pfeile und schon bei Notker 63, 3. heißt es von ihnen: „diu uzer stengelen iro scoz machont.“ — Aus der abgezogenen Weidenrinde schneiden sich die Knaben Pfeiffen. Um sie unverletzt vom Holz zu loͤsen, klopfen sie den Zweig auf den Knien und singen dazu tactmaͤßig:
Fabian, Sebastian,
lat mi de Weidenfloͤt afgahn!
Am Tage dieses Heiligen soll der Saft in die Baͤume treten. (S. Voß Jdylle V. v. 179.).
14. Noch haben die Knaben besondere Belustigungen, die sich gewoͤhnlich nach den Jahreszeiten richten. Jm Fruͤhjahr bei der zuerst warm scheinenden Sonne, werden diejenigen vorgenommen, die besondere Bewegung des Koͤrpers erfordern. Der Kreisel von der Peitsche herumgetrieben ist ein altes Spiel; schon im Parcifal kommt es vor:
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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