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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Mann." "Wornach horchst du denn?" "Was in der Welt sich eben zuträgt, denn ich höre alles, sogar das Gras höre ich wachsen." Fragte der Königssohn: "sag mir, was hörst du am Hofe der alten Königin, welche die schöne Tochter hat." Da antwortete er: "ich höre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlägt." Der Königssohn sprach: "ich kann dich brauchen, komm mit mir." Da zogen sie weiter und sahen einmal ein paar Füße da liegen und auch etwas von den Beinen, aber das Ende konnten sie nicht sehen; als sie nun eine gute Strecke fortgegangen, kamen sie zu dem Leib und endlich auch zu dem Kopf. "Ei, sprach der Königssohn, was bist du für ein langer Strick!" "O, antwortete der Lange, das ist noch gar nichts, wenn ich mich erst recht ausstrecke, bin ich noch dreitausendmal so lang und größer, als der höchste Berg auf Erden. Jch will euch gerne dienen, wenn ihr mich wollt." "Komm mit, sprach der Königssohn, ich kann dich brauchen." Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Königssohn zu ihm: "bist du blind oder hast du blöde Augen, daß du nicht kannst in das Licht sehen?" "Nein, antwortete der Mann, ich darf die Binde nicht abnehmen, denn was ich mit meinen Augen ansehe, das springt aus einander, so eine große Gewalt steckt darin. Kann euch das nützen, so will ich euch gern dienen." "Komm mit, antwortete der Königssohn, ich kann dich brauchen." Sie zogen weiter und fanden einen Mann, der lag mitten im heißen Sonnenschein, und zitterte und fror am ganzen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. "Wie kannst du nur so

Mann.“ „Wornach horchst du denn?“ „Was in der Welt sich eben zutraͤgt, denn ich hoͤre alles, sogar das Gras hoͤre ich wachsen.“ Fragte der Koͤnigssohn: „sag mir, was hoͤrst du am Hofe der alten Koͤnigin, welche die schoͤne Tochter hat.“ Da antwortete er: „ich hoͤre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlaͤgt.“ Der Koͤnigssohn sprach: „ich kann dich brauchen, komm mit mir.“ Da zogen sie weiter und sahen einmal ein paar Fuͤße da liegen und auch etwas von den Beinen, aber das Ende konnten sie nicht sehen; als sie nun eine gute Strecke fortgegangen, kamen sie zu dem Leib und endlich auch zu dem Kopf. „Ei, sprach der Koͤnigssohn, was bist du fuͤr ein langer Strick!“ „O, antwortete der Lange, das ist noch gar nichts, wenn ich mich erst recht ausstrecke, bin ich noch dreitausendmal so lang und groͤßer, als der hoͤchste Berg auf Erden. Jch will euch gerne dienen, wenn ihr mich wollt.“ „Komm mit, sprach der Koͤnigssohn, ich kann dich brauchen.“ Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Koͤnigssohn zu ihm: „bist du blind oder hast du bloͤde Augen, daß du nicht kannst in das Licht sehen?“ „Nein, antwortete der Mann, ich darf die Binde nicht abnehmen, denn was ich mit meinen Augen ansehe, das springt aus einander, so eine große Gewalt steckt darin. Kann euch das nuͤtzen, so will ich euch gern dienen.“ „Komm mit, antwortete der Koͤnigssohn, ich kann dich brauchen.“ Sie zogen weiter und fanden einen Mann, der lag mitten im heißen Sonnenschein, und zitterte und fror am ganzen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. „Wie kannst du nur so

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[232/0310] Mann.“ „Wornach horchst du denn?“ „Was in der Welt sich eben zutraͤgt, denn ich hoͤre alles, sogar das Gras hoͤre ich wachsen.“ Fragte der Koͤnigssohn: „sag mir, was hoͤrst du am Hofe der alten Koͤnigin, welche die schoͤne Tochter hat.“ Da antwortete er: „ich hoͤre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlaͤgt.“ Der Koͤnigssohn sprach: „ich kann dich brauchen, komm mit mir.“ Da zogen sie weiter und sahen einmal ein paar Fuͤße da liegen und auch etwas von den Beinen, aber das Ende konnten sie nicht sehen; als sie nun eine gute Strecke fortgegangen, kamen sie zu dem Leib und endlich auch zu dem Kopf. „Ei, sprach der Koͤnigssohn, was bist du fuͤr ein langer Strick!“ „O, antwortete der Lange, das ist noch gar nichts, wenn ich mich erst recht ausstrecke, bin ich noch dreitausendmal so lang und groͤßer, als der hoͤchste Berg auf Erden. Jch will euch gerne dienen, wenn ihr mich wollt.“ „Komm mit, sprach der Koͤnigssohn, ich kann dich brauchen.“ Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Koͤnigssohn zu ihm: „bist du blind oder hast du bloͤde Augen, daß du nicht kannst in das Licht sehen?“ „Nein, antwortete der Mann, ich darf die Binde nicht abnehmen, denn was ich mit meinen Augen ansehe, das springt aus einander, so eine große Gewalt steckt darin. Kann euch das nuͤtzen, so will ich euch gern dienen.“ „Komm mit, antwortete der Koͤnigssohn, ich kann dich brauchen.“ Sie zogen weiter und fanden einen Mann, der lag mitten im heißen Sonnenschein, und zitterte und fror am ganzen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. „Wie kannst du nur so

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/310>, abgerufen am 25.11.2024.