Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.soll unser silberner Löffel seyn." Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal hm! hm! hm! und sprach zum dritten: "was soll euer Weinglas seyn." "Ein alter Pferdefuß, das soll unser Weinglas seyn." Da flog der Teufel fort, ließ sie im Stich und hatte keine Gewalt mehr über sie; aber die drei behielten das Peitschchen, schlugen Geld hervor, so viel sie wollten, und lebten vergnügt bis an ihr Ende. 126.
Ferenand getrü un Ferenand ungetrü. Et was mal en Mann un 'ne Fru west, de hadden so lange se rick wören kene Kinner, as se awerst arm woren, da kregen se en kleinen Jungen. Se kunnen awerst kenen Paen dato kregen, da segde de Mann, he wulle mal na den annern Ohre (Orte) gahn un tosehn, ob he da enen krege. Wie he so gink, begegnete ünn en armen Mann, de frog en, wo he hünne wulle? he segde, he wulle hünn un tosehn, dat he 'n Paen kriegte, he sie arm un da wulle ünn ken Minske to Gevaher stahn. "O, segde de arme Mann, gi sied arm un ik sie arm, ik will guhe (euer) Gevaher weren; ik sie awerst so arm, ik kann dem Kinne nix giwen, gahet hen un segget de Bähmoer (Wehmutter), se sulle man mit den Kinne na der Kerken kummen." Ase se nu tohaupe na der Kerken kummet, da is de Bettler schaun darinne, de givt dem Kinne den Namen: Ferenand getrü. soll unser silberner Loͤffel seyn.“ Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal hm! hm! hm! und sprach zum dritten: „was soll euer Weinglas seyn.“ „Ein alter Pferdefuß, das soll unser Weinglas seyn.“ Da flog der Teufel fort, ließ sie im Stich und hatte keine Gewalt mehr uͤber sie; aber die drei behielten das Peitschchen, schlugen Geld hervor, so viel sie wollten, und lebten vergnuͤgt bis an ihr Ende. 126.
Ferenand getruͤ un Ferenand ungetruͤ. Et was mal en Mann un ’ne Fru west, de hadden so lange se rick woͤren kene Kinner, as se awerst arm woren, da kregen se en kleinen Jungen. Se kunnen awerst kenen Paen dato kregen, da segde de Mann, he wulle mal na den annern Ohre (Orte) gahn un tosehn, ob he da enen krege. Wie he so gink, begegnete uͤnn en armen Mann, de frog en, wo he huͤnne wulle? he segde, he wulle huͤnn un tosehn, dat he ’n Paen kriegte, he sie arm un da wulle uͤnn ken Minske to Gevaher stahn. „O, segde de arme Mann, gi sied arm un ik sie arm, ik will guhe (euer) Gevaher weren; ik sie awerst so arm, ik kann dem Kinne nix giwen, gahet hen un segget de Baͤhmoer (Wehmutter), se sulle man mit den Kinne na der Kerken kummen.“ Ase se nu tohaupe na der Kerken kummet, da is de Bettler schaun darinne, de givt dem Kinne den Namen: Ferenand getruͤ. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0268" n="190"/> soll unser silberner Loͤffel seyn.“ Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal hm! hm! hm! und sprach zum dritten: „was soll euer Weinglas seyn.“ „Ein alter Pferdefuß, das soll unser Weinglas seyn.“ Da flog der Teufel fort, ließ sie im Stich und hatte keine Gewalt mehr uͤber sie; aber die drei behielten das Peitschchen, schlugen Geld hervor, so viel sie wollten, und lebten vergnuͤgt bis an ihr Ende.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">126.<lb/> Ferenand getruͤ un Ferenand ungetruͤ.</hi> </head><lb/> <p>Et was mal en Mann un ’ne Fru west, de hadden so lange se rick woͤren kene Kinner, as se awerst arm woren, da kregen se en kleinen Jungen. Se kunnen awerst kenen Paen dato kregen, da segde de Mann, he wulle mal na den annern Ohre (Orte) gahn un tosehn, ob he da enen krege. Wie he so gink, begegnete uͤnn en armen Mann, de frog en, wo he huͤnne wulle? he segde, he wulle huͤnn un tosehn, dat he ’n Paen kriegte, he sie arm un da wulle uͤnn ken Minske to Gevaher stahn. „O, segde de arme Mann, gi sied arm un ik sie arm, ik will guhe (euer) Gevaher weren; ik sie awerst so arm, ik kann dem Kinne nix giwen, gahet hen un segget de Baͤhmoer (Wehmutter), se sulle man mit den Kinne na der Kerken kummen.“ Ase se nu tohaupe na der Kerken kummet, da is de Bettler schaun darinne, de givt dem Kinne den Namen: <hi rendition="#g">Ferenand getruͤ.</hi></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [190/0268]
soll unser silberner Loͤffel seyn.“ Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal hm! hm! hm! und sprach zum dritten: „was soll euer Weinglas seyn.“ „Ein alter Pferdefuß, das soll unser Weinglas seyn.“ Da flog der Teufel fort, ließ sie im Stich und hatte keine Gewalt mehr uͤber sie; aber die drei behielten das Peitschchen, schlugen Geld hervor, so viel sie wollten, und lebten vergnuͤgt bis an ihr Ende.
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Ferenand getruͤ un Ferenand ungetruͤ.
Et was mal en Mann un ’ne Fru west, de hadden so lange se rick woͤren kene Kinner, as se awerst arm woren, da kregen se en kleinen Jungen. Se kunnen awerst kenen Paen dato kregen, da segde de Mann, he wulle mal na den annern Ohre (Orte) gahn un tosehn, ob he da enen krege. Wie he so gink, begegnete uͤnn en armen Mann, de frog en, wo he huͤnne wulle? he segde, he wulle huͤnn un tosehn, dat he ’n Paen kriegte, he sie arm un da wulle uͤnn ken Minske to Gevaher stahn. „O, segde de arme Mann, gi sied arm un ik sie arm, ik will guhe (euer) Gevaher weren; ik sie awerst so arm, ik kann dem Kinne nix giwen, gahet hen un segget de Baͤhmoer (Wehmutter), se sulle man mit den Kinne na der Kerken kummen.“ Ase se nu tohaupe na der Kerken kummet, da is de Bettler schaun darinne, de givt dem Kinne den Namen: Ferenand getruͤ.
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/268>, abgerufen am 22.02.2025. |