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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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es ganz, dann wirst du allen und jeden Morgen früh beim Aufstehen Gold unter deinem Kopfkissen aufheben können, und das kommt dir zu von wegen des Vogelherzens."

Der Jäger dankte der weisen Frau und dachte bei sich: "schöne Dinge, wenns auch all so einträfe!" Doch, wie er etwa hundert Schritte gegangen war, hörte er über sich in den Aesten ein Geschrei und Gezwitscher, daß er aufschaute, da sah er einen Haufen Vögel, die rissen mit den Schnäbeln und Füßen ein Tuch herum, schrien, zerrten und balgten sich, als wollts ein jeder allein haben. "Nun, sprach der Jäger, das ist wunderlich, es kommt ja, wie das Mütterchen gesagt hat," nahm die Büchse von der Schulter, legte an und that seinen Schuß mitten hinein, daß die Federn herumflogen. Alsbald nahm das Gethier mit großem Schreien die Flucht, aber einer fiel todt herab und der Mantel sank herunter. Da that der Jäger wie ihm die Alte geheißen hatte, schnitt den Vogel auf, suchte das Herz, schluckte es hinunter und nahm den Mantel mit nach Haus.

Am andern Morgen, als er aufwachte, fiel ihm die Verheißung ein und er wollte sehen, ob die auch einträfe. Wie er aber sein Kopfkissen in die Höhe hob, da schimmerte ihm das Goldstück entgegen, und am andern Morgen fand er wieder eins und so weiter jedesmal, wenn er aufstand. Er sammelte sich einen Haufen Gold, endlich aber dachte er: "was hilft mir all mein Gold, wenn ich daheim bleibe! ich will ausziehen und mich in der Welt umsehen."


es ganz, dann wirst du allen und jeden Morgen fruͤh beim Aufstehen Gold unter deinem Kopfkissen aufheben koͤnnen, und das kommt dir zu von wegen des Vogelherzens.“

Der Jaͤger dankte der weisen Frau und dachte bei sich: „schoͤne Dinge, wenns auch all so eintraͤfe!“ Doch, wie er etwa hundert Schritte gegangen war, hoͤrte er uͤber sich in den Aesten ein Geschrei und Gezwitscher, daß er aufschaute, da sah er einen Haufen Voͤgel, die rissen mit den Schnaͤbeln und Fuͤßen ein Tuch herum, schrien, zerrten und balgten sich, als wollts ein jeder allein haben. „Nun, sprach der Jaͤger, das ist wunderlich, es kommt ja, wie das Muͤtterchen gesagt hat,“ nahm die Buͤchse von der Schulter, legte an und that seinen Schuß mitten hinein, daß die Federn herumflogen. Alsbald nahm das Gethier mit großem Schreien die Flucht, aber einer fiel todt herab und der Mantel sank herunter. Da that der Jaͤger wie ihm die Alte geheißen hatte, schnitt den Vogel auf, suchte das Herz, schluckte es hinunter und nahm den Mantel mit nach Haus.

Am andern Morgen, als er aufwachte, fiel ihm die Verheißung ein und er wollte sehen, ob die auch eintraͤfe. Wie er aber sein Kopfkissen in die Hoͤhe hob, da schimmerte ihm das Goldstuͤck entgegen, und am andern Morgen fand er wieder eins und so weiter jedesmal, wenn er aufstand. Er sammelte sich einen Haufen Gold, endlich aber dachte er: „was hilft mir all mein Gold, wenn ich daheim bleibe! ich will ausziehen und mich in der Welt umsehen.“


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[173/0251] es ganz, dann wirst du allen und jeden Morgen fruͤh beim Aufstehen Gold unter deinem Kopfkissen aufheben koͤnnen, und das kommt dir zu von wegen des Vogelherzens.“ Der Jaͤger dankte der weisen Frau und dachte bei sich: „schoͤne Dinge, wenns auch all so eintraͤfe!“ Doch, wie er etwa hundert Schritte gegangen war, hoͤrte er uͤber sich in den Aesten ein Geschrei und Gezwitscher, daß er aufschaute, da sah er einen Haufen Voͤgel, die rissen mit den Schnaͤbeln und Fuͤßen ein Tuch herum, schrien, zerrten und balgten sich, als wollts ein jeder allein haben. „Nun, sprach der Jaͤger, das ist wunderlich, es kommt ja, wie das Muͤtterchen gesagt hat,“ nahm die Buͤchse von der Schulter, legte an und that seinen Schuß mitten hinein, daß die Federn herumflogen. Alsbald nahm das Gethier mit großem Schreien die Flucht, aber einer fiel todt herab und der Mantel sank herunter. Da that der Jaͤger wie ihm die Alte geheißen hatte, schnitt den Vogel auf, suchte das Herz, schluckte es hinunter und nahm den Mantel mit nach Haus. Am andern Morgen, als er aufwachte, fiel ihm die Verheißung ein und er wollte sehen, ob die auch eintraͤfe. Wie er aber sein Kopfkissen in die Hoͤhe hob, da schimmerte ihm das Goldstuͤck entgegen, und am andern Morgen fand er wieder eins und so weiter jedesmal, wenn er aufstand. Er sammelte sich einen Haufen Gold, endlich aber dachte er: „was hilft mir all mein Gold, wenn ich daheim bleibe! ich will ausziehen und mich in der Welt umsehen.“

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/251>, abgerufen am 22.11.2024.