Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.gegraben werden, dort quillt das schönste Wasser." Wie die drei Krähen das gesagt hatten, hörte er es wieder flattern und sie flogen da fort! er aber machte sich allmälig von seinen Banden los, und dann bückte er sich und brach ein paar Gräserchen ab und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend und waren Mond und Sterne am Himmel und sah er, daß er neben dem Galgen stand. Darnach suchte er Scherben, und sammelte von dem köstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte und wie das geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab und holte die Kröte heraus, und dann verbrannte er sie zu Asche und ging damit an des Königs Hof. Da ließ er nun die Königstochter von der Asche einnehmen und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem König aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach, wer seine Tochter haben wollte, der müßte der Stadt erst Wasser verschaffen und damit hoffte er ihn los zu werden. Er aber ging hin, hieß den Leuten den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben und darunter nach Wasser graben. Das thaten sie auch und kamen bald zu einer schönen Quelle, da war Wasser zum Ueberfluß; der König aber konnte ihm nun seine Tochter nicht länger abschlagen und er wurde mit ihr vermählt und lebten sie in einer vergnügten Ehe. Auf eine Zeit, als er durch's Feld spaziren ging, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Kameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie gegraben werden, dort quillt das schoͤnste Wasser.“ Wie die drei Kraͤhen das gesagt hatten, hoͤrte er es wieder flattern und sie flogen da fort! er aber machte sich allmaͤlig von seinen Banden los, und dann buͤckte er sich und brach ein paar Graͤserchen ab und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend und waren Mond und Sterne am Himmel und sah er, daß er neben dem Galgen stand. Darnach suchte er Scherben, und sammelte von dem koͤstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte und wie das geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab und holte die Kroͤte heraus, und dann verbrannte er sie zu Asche und ging damit an des Koͤnigs Hof. Da ließ er nun die Koͤnigstochter von der Asche einnehmen und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem Koͤnig aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach, wer seine Tochter haben wollte, der muͤßte der Stadt erst Wasser verschaffen und damit hoffte er ihn los zu werden. Er aber ging hin, hieß den Leuten den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben und darunter nach Wasser graben. Das thaten sie auch und kamen bald zu einer schoͤnen Quelle, da war Wasser zum Ueberfluß; der Koͤnig aber konnte ihm nun seine Tochter nicht laͤnger abschlagen und er wurde mit ihr vermaͤhlt und lebten sie in einer vergnuͤgten Ehe. Auf eine Zeit, als er durch’s Feld spaziren ging, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Kameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="109"/> gegraben werden, dort quillt das schoͤnste Wasser.“ Wie die drei Kraͤhen das gesagt hatten, hoͤrte er es wieder flattern und sie flogen da fort! er aber machte sich allmaͤlig von seinen Banden los, und dann buͤckte er sich und brach ein paar Graͤserchen ab und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend und waren Mond und Sterne am Himmel und sah er, daß er neben dem Galgen stand. Darnach suchte er Scherben, und sammelte von dem koͤstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte und wie das geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab und holte die Kroͤte heraus, und dann verbrannte er sie zu Asche und ging damit an des Koͤnigs Hof. Da ließ er nun die Koͤnigstochter von der Asche einnehmen und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem Koͤnig aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach, wer seine Tochter haben wollte, der muͤßte der Stadt erst Wasser verschaffen und damit hoffte er ihn los zu werden. Er aber ging hin, hieß den Leuten den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben und darunter nach Wasser graben. Das thaten sie auch und kamen bald zu einer schoͤnen Quelle, da war Wasser zum Ueberfluß; der Koͤnig aber konnte ihm nun seine Tochter nicht laͤnger abschlagen und er wurde mit ihr vermaͤhlt und lebten sie in einer vergnuͤgten Ehe.</p><lb/> <p>Auf eine Zeit, als er durch’s Feld spaziren ging, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Kameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0187]
gegraben werden, dort quillt das schoͤnste Wasser.“ Wie die drei Kraͤhen das gesagt hatten, hoͤrte er es wieder flattern und sie flogen da fort! er aber machte sich allmaͤlig von seinen Banden los, und dann buͤckte er sich und brach ein paar Graͤserchen ab und bestrich seine Augen mit dem Thau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend und waren Mond und Sterne am Himmel und sah er, daß er neben dem Galgen stand. Darnach suchte er Scherben, und sammelte von dem koͤstlichen Thau, so viel er zusammen bringen konnte und wie das geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab und holte die Kroͤte heraus, und dann verbrannte er sie zu Asche und ging damit an des Koͤnigs Hof. Da ließ er nun die Koͤnigstochter von der Asche einnehmen und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin. Dem Koͤnig aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach, wer seine Tochter haben wollte, der muͤßte der Stadt erst Wasser verschaffen und damit hoffte er ihn los zu werden. Er aber ging hin, hieß den Leuten den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben und darunter nach Wasser graben. Das thaten sie auch und kamen bald zu einer schoͤnen Quelle, da war Wasser zum Ueberfluß; der Koͤnig aber konnte ihm nun seine Tochter nicht laͤnger abschlagen und er wurde mit ihr vermaͤhlt und lebten sie in einer vergnuͤgten Ehe.
Auf eine Zeit, als er durch’s Feld spaziren ging, begegneten ihm seine beiden ehemaligen Kameraden, die so treulos an ihm gehandelt hatten. Sie kannten ihn nicht, er aber erkannte sie
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/187>, abgerufen am 16.02.2025. |