Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.sie, legte sie auf die Wage und sprach: "sie ist vierhundert Thaler werth, so viel hab' ich nicht baar." Der Schüler sprach: "gebt mir, was ihr habt, das übrige will ich euch borgen." Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler und blieb einhundert noch schuldig. Darauf ging der Schüler heim und sprach: "Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar für die Axt haben will." "Das weiß ich schon, antwortete der Alte, einen Thaler sechs Groschen." "So gebt ihm zwei Thaler zwölf Groschen, das ist das Doppelte und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;" und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach: "es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit." "Mein Gott, sprach der Alte, wie bist du zu dem Reichthum gekommen?" Da erzählte er ihm wie alles zugegangen wäre, und wie er im Wald im Vertrauen auf sein Glück einen so reichen Fang gethan. Mit dem übrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der berühmteste Doctor auf der ganzen Welt. 100.
Des Teufels rußiger Bruder. Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wußte sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Männchen, das war aber der Teufel. Das Männchen sagte zu ihm: sie, legte sie auf die Wage und sprach: „sie ist vierhundert Thaler werth, so viel hab’ ich nicht baar.“ Der Schuͤler sprach: „gebt mir, was ihr habt, das uͤbrige will ich euch borgen.“ Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler und blieb einhundert noch schuldig. Darauf ging der Schuͤler heim und sprach: „Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar fuͤr die Axt haben will.“ „Das weiß ich schon, antwortete der Alte, einen Thaler sechs Groschen.“ „So gebt ihm zwei Thaler zwoͤlf Groschen, das ist das Doppelte und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;“ und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach: „es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit.“ „Mein Gott, sprach der Alte, wie bist du zu dem Reichthum gekommen?“ Da erzaͤhlte er ihm wie alles zugegangen waͤre, und wie er im Wald im Vertrauen auf sein Gluͤck einen so reichen Fang gethan. Mit dem uͤbrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der beruͤhmteste Doctor auf der ganzen Welt. 100.
Des Teufels rußiger Bruder. Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wußte sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Maͤnnchen, das war aber der Teufel. Das Maͤnnchen sagte zu ihm: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="84"/> sie, legte sie auf die Wage und sprach: „sie ist vierhundert Thaler werth, so viel hab’ ich nicht baar.“ Der Schuͤler sprach: „gebt mir, was ihr habt, das uͤbrige will ich euch borgen.“ Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler und blieb einhundert noch schuldig. Darauf ging der Schuͤler heim und sprach: „Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar fuͤr die Axt haben will.“ „Das weiß ich schon, antwortete der Alte, einen Thaler sechs Groschen.“ „So gebt ihm zwei Thaler zwoͤlf Groschen, das ist das Doppelte und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;“ und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach: „es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit.“ „Mein Gott, sprach der Alte, wie bist du zu dem Reichthum gekommen?“ Da erzaͤhlte er ihm wie alles zugegangen waͤre, und wie er im Wald im Vertrauen auf sein Gluͤck einen so reichen Fang gethan. Mit dem uͤbrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der beruͤhmteste Doctor auf der ganzen Welt.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">100.<lb/> Des Teufels rußiger Bruder.</hi> </head><lb/> <p>Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wußte sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Maͤnnchen, das war aber der Teufel. Das Maͤnnchen sagte zu ihm: </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0162]
sie, legte sie auf die Wage und sprach: „sie ist vierhundert Thaler werth, so viel hab’ ich nicht baar.“ Der Schuͤler sprach: „gebt mir, was ihr habt, das uͤbrige will ich euch borgen.“ Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler und blieb einhundert noch schuldig. Darauf ging der Schuͤler heim und sprach: „Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar fuͤr die Axt haben will.“ „Das weiß ich schon, antwortete der Alte, einen Thaler sechs Groschen.“ „So gebt ihm zwei Thaler zwoͤlf Groschen, das ist das Doppelte und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;“ und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach: „es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit.“ „Mein Gott, sprach der Alte, wie bist du zu dem Reichthum gekommen?“ Da erzaͤhlte er ihm wie alles zugegangen waͤre, und wie er im Wald im Vertrauen auf sein Gluͤck einen so reichen Fang gethan. Mit dem uͤbrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der beruͤhmteste Doctor auf der ganzen Welt.
100.
Des Teufels rußiger Bruder.
Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wußte sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Maͤnnchen, das war aber der Teufel. Das Maͤnnchen sagte zu ihm:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |