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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Nun wollte der Schüler zu seinem Vater zurückgehen, aber der Geist rief ganz kläglich und sprach: "ach! laß mich doch heraus! laß mich doch heraus!" "Nein, antwortete der Schüler, zum zweitenmale nicht wieder; wer mir einmal nach dem Leben gestrebt hat, den laß ich nicht los, wenn ich ihn wieder gefangen habe." "Mach mich frei, rief der Geist, so will ich dir so viel geben, daß du dein Lebtag genug hast." "Nein, antwortete der Schüler, du betrügst mich, wie das erstemal." "Du verscherzest dein Glück, sprach der Geist, ich will dir nichts thun, sondern dich reichlich belohnen." Der Schüler dachte, ich will's wagen, vielleicht hält er Wort und anhaben soll er mir doch nichts; da nahm er den Pfropfen ab, und der Geist stieg wie das vorigemal heraus, dehnte sich auseinander und ward gewaltig groß. Da reichte er dem Schüler einen kleinen Lappen, ganz wie ein Pflaster und sprach: "wenn du mit dem einen Ende eine Wunde bestreichst, so heilt sie, und wenn du mit dem anderen Stahl und Eisen bestreichst, so wird es in Silber verwandelt seyn." "Das muß ich erst versuchen," sprach der Schüler, ging an einen Baum und ritzte die Rinde mit seiner Axt und bestrich sie mit dem einen Ende des Pflasters, alsbald schloß sie sich wieder zusammen und war geheilt. "Nun, es hat seine Richtigkeit, sprach er zum Geist, jetzt können wir uns trennen." Der Geist dankte ihm für seine Erlösung, und der Schüler dankte dem Geist für sein Geschenk und ging zurück zu seinem Vater.

"Wo bist du herumgelaufen? sprach der Vater, und hast die Arbeit vergessen; ich hab's ja gleich gesagt, daß du nichts thun

Nun wollte der Schuͤler zu seinem Vater zuruͤckgehen, aber der Geist rief ganz klaͤglich und sprach: „ach! laß mich doch heraus! laß mich doch heraus!“ „Nein, antwortete der Schuͤler, zum zweitenmale nicht wieder; wer mir einmal nach dem Leben gestrebt hat, den laß ich nicht los, wenn ich ihn wieder gefangen habe.“ „Mach mich frei, rief der Geist, so will ich dir so viel geben, daß du dein Lebtag genug hast.“ „Nein, antwortete der Schuͤler, du betruͤgst mich, wie das erstemal.“ „Du verscherzest dein Gluͤck, sprach der Geist, ich will dir nichts thun, sondern dich reichlich belohnen.“ Der Schuͤler dachte, ich will’s wagen, vielleicht haͤlt er Wort und anhaben soll er mir doch nichts; da nahm er den Pfropfen ab, und der Geist stieg wie das vorigemal heraus, dehnte sich auseinander und ward gewaltig groß. Da reichte er dem Schuͤler einen kleinen Lappen, ganz wie ein Pflaster und sprach: „wenn du mit dem einen Ende eine Wunde bestreichst, so heilt sie, und wenn du mit dem anderen Stahl und Eisen bestreichst, so wird es in Silber verwandelt seyn.“ „Das muß ich erst versuchen,“ sprach der Schuͤler, ging an einen Baum und ritzte die Rinde mit seiner Axt und bestrich sie mit dem einen Ende des Pflasters, alsbald schloß sie sich wieder zusammen und war geheilt. „Nun, es hat seine Richtigkeit, sprach er zum Geist, jetzt koͤnnen wir uns trennen.“ Der Geist dankte ihm fuͤr seine Erloͤsung, und der Schuͤler dankte dem Geist fuͤr sein Geschenk und ging zuruͤck zu seinem Vater.

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[82/0160] Nun wollte der Schuͤler zu seinem Vater zuruͤckgehen, aber der Geist rief ganz klaͤglich und sprach: „ach! laß mich doch heraus! laß mich doch heraus!“ „Nein, antwortete der Schuͤler, zum zweitenmale nicht wieder; wer mir einmal nach dem Leben gestrebt hat, den laß ich nicht los, wenn ich ihn wieder gefangen habe.“ „Mach mich frei, rief der Geist, so will ich dir so viel geben, daß du dein Lebtag genug hast.“ „Nein, antwortete der Schuͤler, du betruͤgst mich, wie das erstemal.“ „Du verscherzest dein Gluͤck, sprach der Geist, ich will dir nichts thun, sondern dich reichlich belohnen.“ Der Schuͤler dachte, ich will’s wagen, vielleicht haͤlt er Wort und anhaben soll er mir doch nichts; da nahm er den Pfropfen ab, und der Geist stieg wie das vorigemal heraus, dehnte sich auseinander und ward gewaltig groß. Da reichte er dem Schuͤler einen kleinen Lappen, ganz wie ein Pflaster und sprach: „wenn du mit dem einen Ende eine Wunde bestreichst, so heilt sie, und wenn du mit dem anderen Stahl und Eisen bestreichst, so wird es in Silber verwandelt seyn.“ „Das muß ich erst versuchen,“ sprach der Schuͤler, ging an einen Baum und ritzte die Rinde mit seiner Axt und bestrich sie mit dem einen Ende des Pflasters, alsbald schloß sie sich wieder zusammen und war geheilt. „Nun, es hat seine Richtigkeit, sprach er zum Geist, jetzt koͤnnen wir uns trennen.“ Der Geist dankte ihm fuͤr seine Erloͤsung, und der Schuͤler dankte dem Geist fuͤr sein Geschenk und ging zuruͤck zu seinem Vater. „Wo bist du herumgelaufen? sprach der Vater, und hast die Arbeit vergessen; ich hab’s ja gleich gesagt, daß du nichts thun

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/160>, abgerufen am 22.11.2024.